Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829. Die Vorigen, Nimmermann. Chor (vorstellend). Der Dichterheros Nimmermann -- Das Publicum -- Publicum. Geraume Zeit schon wünscht' ich, Werthgeschätztester -- Nimmermann. Schon lange brannte mein Gemüth, Verehrliches -- Publicum. Von Angesicht zu Angesicht Sie anzusehn -- Nimmermann. Auf Ihren Altar legend meine Dichtungen -- Publicum. Um nicht von Gall zu lernen oder Lavater -- Nimmermann. Weihrauch zu ziehn in meiner Nase Riechorgan. Publicum. Was ein Genie für eine Gattung Nase hat. Chor. Da trifft das Sprichwort wieder ein, daß immer sich Begegnen schöne Geister, weil zu gleicher Zeit An einer Nasenspitze Beide landeten, Ihr Schiff regierend über's Meer der Redekunst. Nimmermann. Entschuldigung erbitt' ich mir, da eben ich Auf meinem Beichtstuhl, wie ich ihn aus Schicklichkeit Benenne, saß. Publicum. O Zartgefühl! Die Vorigen, Nimmermann. Chor (vorſtellend). Der Dichterheros Nimmermann — Das Publicum — Publicum. Geraume Zeit ſchon wuͤnſcht' ich, Werthgeſchaͤtzteſter — Nimmermann. Schon lange brannte mein Gemuͤth, Verehrliches — Publicum. Von Angeſicht zu Angeſicht Sie anzuſehn — Nimmermann. Auf Ihren Altar legend meine Dichtungen — Publicum. Um nicht von Gall zu lernen oder Lavater — Nimmermann. Weihrauch zu ziehn in meiner Naſe Riechorgan. Publicum. Was ein Genie fuͤr eine Gattung Naſe hat. Chor. Da trifft das Sprichwort wieder ein, daß immer ſich Begegnen ſchoͤne Geiſter, weil zu gleicher Zeit An einer Naſenſpitze Beide landeten, Ihr Schiff regierend uͤber's Meer der Redekunſt. Nimmermann. Entſchuldigung erbitt' ich mir, da eben ich Auf meinem Beichtſtuhl, wie ich ihn aus Schicklichkeit Benenne, ſaß. Publicum. O Zartgefuͤhl! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHO"> <pb facs="#f0016" n="10"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Vorigen, Nimmermann</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CHO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Chor</hi> </hi> </speaker> <stage> <hi rendition="#c">(vorſtellend).</hi> </stage><lb/> <p>Der Dichterheros Nimmermann — Das Publicum —</p> </sp><lb/> <sp who="#PUB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Publicum</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Geraume Zeit ſchon wuͤnſcht' ich, Werthgeſchaͤtzteſter —</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Nimmermann</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Schon lange brannte mein Gemuͤth, Verehrliches —</p> </sp><lb/> <sp who="#PUB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Publicum</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Von Angeſicht zu Angeſicht Sie anzuſehn —</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Nimmermann</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Auf Ihren Altar legend meine Dichtungen —</p> </sp><lb/> <sp who="#PUB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Publicum</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Um nicht von Gall zu lernen oder Lavater —</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Nimmermann</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Weihrauch zu ziehn in meiner Naſe Riechorgan.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Publicum</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Was ein Genie fuͤr eine Gattung Naſe hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHO"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Chor</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Da trifft das Sprichwort wieder ein, daß immer ſich<lb/> Begegnen ſchoͤne Geiſter, weil zu gleicher Zeit<lb/> An einer Naſenſpitze Beide landeten,<lb/> Ihr Schiff regierend uͤber's Meer der Redekunſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Nimmermann</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Entſchuldigung erbitt' ich mir, da eben ich<lb/> Auf meinem Beichtſtuhl, wie ich ihn aus Schicklichkeit<lb/> Benenne, ſaß.</p> </sp><lb/> <sp who="#PUB"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Publicum</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>O Zartgefuͤhl!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0016]
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Da trifft das Sprichwort wieder ein, daß immer ſich
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/16>, abgerufen am 31.07.2024. |