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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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Zwar es fällt langsam, wie das Dauernde fällt, gro߬
artigem

Mannsinne gleich, der Sphärengesänge des Wohllauts
Jener Welt -- zuführt dem ermüdenden Werktagsleben und
Schwärmer gehöhnt wird,

Während allein er das All klardenkend wägt;
Doch der Beladene beugt
In den Staub allmählig sein
Sinnend Haupt leidvoll hinab.
Also Rom. Nichts frommte der üppige Prunk blutgie¬
riger

Selbstherrscher ihm. Neusprossende Palme des Glaubens,
Die du blos tiefsinnige Schatten umherwarfst über die
Male der Vorzeit,

Retteten Glanz und des Pomps Scheinkünste dich?
Möge die Schulter des Volks
Den Juwelstuhl tragen, der
Deines Gotts Statthalter trägt!
Aus dem Prachtschutt Roms den korinthischen Knauf, ja,
Säulenreihn

Wegführend stüzt, Raubsucht zu verewigen, sinnlos
Dein Levit Bethäuser in gothischer Form, Unschönes und
Schönes in Einklang

Zwingend umsonst. Es erhebt Sanct Peter sein
Kuppelerhabenes Dach:
Den Titansbau stört indeß
Wittenbergs stahlharter Mönch.
Zwar es faͤllt langſam, wie das Dauernde faͤllt, gro߬
artigem

Mannſinne gleich, der Sphaͤrengeſaͤnge des Wohllauts
Jener Welt — zufuͤhrt dem ermuͤdenden Werktagsleben und
Schwaͤrmer gehoͤhnt wird,

Waͤhrend allein er das All klardenkend waͤgt;
Doch der Beladene beugt
In den Staub allmaͤhlig ſein
Sinnend Haupt leidvoll hinab.
Alſo Rom. Nichts frommte der uͤppige Prunk blutgie¬
riger

Selbſtherrſcher ihm. Neuſproſſende Palme des Glaubens,
Die du blos tiefſinnige Schatten umherwarfſt uͤber die
Male der Vorzeit,

Retteten Glanz und des Pomps Scheinkuͤnſte dich?
Moͤge die Schulter des Volks
Den Juwelſtuhl tragen, der
Deines Gotts Statthalter traͤgt!
Aus dem Prachtſchutt Roms den korinthiſchen Knauf, ja,
Saͤulenreihn

Wegfuͤhrend ſtuͤzt, Raubſucht zu verewigen, ſinnlos
Dein Levit Bethaͤuſer in gothiſcher Form, Unſchoͤnes und
Schoͤnes in Einklang

Zwingend umſonſt. Es erhebt Sanct Peter ſein
Kuppelerhabenes Dach:
Den Titansbau ſtoͤrt indeß
Wittenbergs ſtahlharter Moͤnch.
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[299/0309] Zwar es faͤllt langſam, wie das Dauernde faͤllt, gro߬ artigem Mannſinne gleich, der Sphaͤrengeſaͤnge des Wohllauts Jener Welt — zufuͤhrt dem ermuͤdenden Werktagsleben und Schwaͤrmer gehoͤhnt wird, Waͤhrend allein er das All klardenkend waͤgt; Doch der Beladene beugt In den Staub allmaͤhlig ſein Sinnend Haupt leidvoll hinab. Alſo Rom. Nichts frommte der uͤppige Prunk blutgie¬ riger Selbſtherrſcher ihm. Neuſproſſende Palme des Glaubens, Die du blos tiefſinnige Schatten umherwarfſt uͤber die Male der Vorzeit, Retteten Glanz und des Pomps Scheinkuͤnſte dich? Moͤge die Schulter des Volks Den Juwelſtuhl tragen, der Deines Gotts Statthalter traͤgt! Aus dem Prachtſchutt Roms den korinthiſchen Knauf, ja, Saͤulenreihn Wegfuͤhrend ſtuͤzt, Raubſucht zu verewigen, ſinnlos Dein Levit Bethaͤuſer in gothiſcher Form, Unſchoͤnes und Schoͤnes in Einklang Zwingend umſonſt. Es erhebt Sanct Peter ſein Kuppelerhabenes Dach: Den Titansbau ſtoͤrt indeß Wittenbergs ſtahlharter Moͤnch.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/309>, abgerufen am 25.11.2024.