Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Führt mich dorthin lieber, und sey's die Hölle,
Wo der Vorwelt würdigen Seelen Raum ward,
Wo Homer singt oder der lorbeermüde
Sophokles ausruht.
Aber schweigt jezt, Sterbegedanken! Blüht nicht
Lebenslust rings unter dem Römervolk noch,
Einem Volk, dem zehrendes Feu'r die Lieb' ist,
Liebe die Freundschaft?
Daure Herz, ausdulde die Zeit des Schicksals,
Wenn auch einsam! Stimme geheim, o stimme
Deinen bergstromähnlichen, echoreichen,
Starken Gesang an!
Fuͤhrt mich dorthin lieber, und ſey's die Hoͤlle,
Wo der Vorwelt wuͤrdigen Seelen Raum ward,
Wo Homer ſingt oder der lorbeermuͤde
Sophokles ausruht.
Aber ſchweigt jezt, Sterbegedanken! Bluͤht nicht
Lebensluſt rings unter dem Roͤmervolk noch,
Einem Volk, dem zehrendes Feu'r die Lieb' iſt,
Liebe die Freundſchaft?
Daure Herz, ausdulde die Zeit des Schickſals,
Wenn auch einſam! Stimme geheim, o ſtimme
Deinen bergſtromaͤhnlichen, echoreichen,
Starken Geſang an!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0259" n="249"/>
              <lg n="12">
                <l>Fu&#x0364;hrt mich dorthin lieber, und &#x017F;ey's die Ho&#x0364;lle,</l><lb/>
                <l>Wo der Vorwelt wu&#x0364;rdigen Seelen Raum ward,</l><lb/>
                <l>Wo Homer &#x017F;ingt oder der lorbeermu&#x0364;de</l><lb/>
                <l>Sophokles ausruht.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="13">
                <l>Aber &#x017F;chweigt jezt, Sterbegedanken! Blu&#x0364;ht nicht</l><lb/>
                <l>Lebenslu&#x017F;t rings unter dem Ro&#x0364;mervolk noch,</l><lb/>
                <l>Einem Volk, dem zehrendes Feu'r die Lieb' i&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Liebe die Freund&#x017F;chaft?</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="14">
                <l>Daure Herz, ausdulde die Zeit des Schick&#x017F;als,</l><lb/>
                <l>Wenn auch ein&#x017F;am! Stimme geheim, o &#x017F;timme</l><lb/>
                <l>Deinen berg&#x017F;troma&#x0364;hnlichen, echoreichen,</l><lb/>
                <l>Starken Ge&#x017F;ang an!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0259] Fuͤhrt mich dorthin lieber, und ſey's die Hoͤlle, Wo der Vorwelt wuͤrdigen Seelen Raum ward, Wo Homer ſingt oder der lorbeermuͤde Sophokles ausruht. Aber ſchweigt jezt, Sterbegedanken! Bluͤht nicht Lebensluſt rings unter dem Roͤmervolk noch, Einem Volk, dem zehrendes Feu'r die Lieb' iſt, Liebe die Freundſchaft? Daure Herz, ausdulde die Zeit des Schickſals, Wenn auch einſam! Stimme geheim, o ſtimme Deinen bergſtromaͤhnlichen, echoreichen, Starken Geſang an!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/259
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/259>, abgerufen am 22.05.2024.