Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.LXI. O süßer Tod, der alle Menschen schrecket, Von mir empfingst du lauter Huldigungen: Wie hab' ich brünstig oft nach dir gerungen, Nach deinem Schlummer, welchen nichts erwecket! Ihr Schläfer ihr, von Erde zugedecket, Von ew'gen Wiegenliedern eingesungen, Habt ihr den Kelch des Lebens froh geschwungen, Der mir allein vielleicht wie Galle schmecket? Auch euch, befürcht' ich, hat die Welt bethöret, Vereitelt wurden eure besten Thaten, Und eure liebsten Hoffnungen zerstöret. D'rum selig Alle, die den Tod erbaten, Ihr Sehnen ward gestillt, ihr Flehn erhöret, Denn jedes Herz zerhackt zulezt ein Spaten. LXI. O ſuͤßer Tod, der alle Menſchen ſchrecket, Von mir empfingſt du lauter Huldigungen: Wie hab' ich bruͤnſtig oft nach dir gerungen, Nach deinem Schlummer, welchen nichts erwecket! Ihr Schlaͤfer ihr, von Erde zugedecket, Von ew'gen Wiegenliedern eingeſungen, Habt ihr den Kelch des Lebens froh geſchwungen, Der mir allein vielleicht wie Galle ſchmecket? Auch euch, befuͤrcht' ich, hat die Welt bethoͤret, Vereitelt wurden eure beſten Thaten, Und eure liebſten Hoffnungen zerſtoͤret. D'rum ſelig Alle, die den Tod erbaten, Ihr Sehnen ward geſtillt, ihr Flehn erhoͤret, Denn jedes Herz zerhackt zulezt ein Spaten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0239" n="229"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">LXI.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi> ſuͤßer Tod, der alle Menſchen ſchrecket,</l><lb/> <l>Von mir empfingſt du lauter Huldigungen:</l><lb/> <l>Wie hab' ich bruͤnſtig oft nach dir gerungen,</l><lb/> <l>Nach deinem Schlummer, welchen nichts erwecket!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ihr Schlaͤfer ihr, von Erde zugedecket,</l><lb/> <l>Von ew'gen Wiegenliedern eingeſungen,</l><lb/> <l>Habt ihr den Kelch des Lebens froh geſchwungen,</l><lb/> <l>Der mir allein vielleicht wie Galle ſchmecket?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Auch euch, befuͤrcht' ich, hat die Welt bethoͤret,</l><lb/> <l>Vereitelt wurden eure beſten Thaten,</l><lb/> <l>Und eure liebſten Hoffnungen zerſtoͤret.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>D'rum ſelig Alle, die den Tod erbaten,</l><lb/> <l>Ihr Sehnen ward geſtillt, ihr Flehn erhoͤret,</l><lb/> <l>Denn jedes Herz zerhackt zulezt ein Spaten.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0239]
LXI.
O ſuͤßer Tod, der alle Menſchen ſchrecket,
Von mir empfingſt du lauter Huldigungen:
Wie hab' ich bruͤnſtig oft nach dir gerungen,
Nach deinem Schlummer, welchen nichts erwecket!
Ihr Schlaͤfer ihr, von Erde zugedecket,
Von ew'gen Wiegenliedern eingeſungen,
Habt ihr den Kelch des Lebens froh geſchwungen,
Der mir allein vielleicht wie Galle ſchmecket?
Auch euch, befuͤrcht' ich, hat die Welt bethoͤret,
Vereitelt wurden eure beſten Thaten,
Und eure liebſten Hoffnungen zerſtoͤret.
D'rum ſelig Alle, die den Tod erbaten,
Ihr Sehnen ward geſtillt, ihr Flehn erhoͤret,
Denn jedes Herz zerhackt zulezt ein Spaten.
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