Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
L.
Qualvolle Stunden hast du mir bereitet,
Die aber nie an dir der Himmel räche,
Sonst müßten fließen deine Thränenbäche,
Wenn von der Lippe dir mein Name gleitet.
Doch bis Gewißheit jeden Wahn bestreitet,
Will gern ich dich, und thät' ich es aus Schwäche,
Vertheid'gen, Freund! von auf der Oberfläche
Geschöpften Zufallsgründen nie verleitet.
Zwar würd' ich kaum dir zum Vertheid'ger taugen,
Doch stets bedienst du dich als deiner beyden
Fürsprecher listig meiner beyden Augen:
So lang sie sich an deinem Blicke weiden,
So müssen Liebe sie aus ihm sich saugen,
Du aber lies in ihrem Blick mein Leiden!

L.
Qualvolle Stunden haſt du mir bereitet,
Die aber nie an dir der Himmel raͤche,
Sonſt muͤßten fließen deine Thraͤnenbaͤche,
Wenn von der Lippe dir mein Name gleitet.
Doch bis Gewißheit jeden Wahn beſtreitet,
Will gern ich dich, und thaͤt' ich es aus Schwaͤche,
Vertheid'gen, Freund! von auf der Oberflaͤche
Geſchoͤpften Zufallsgruͤnden nie verleitet.
Zwar wuͤrd' ich kaum dir zum Vertheid'ger taugen,
Doch ſtets bedienſt du dich als deiner beyden
Fuͤrſprecher liſtig meiner beyden Augen:
So lang ſie ſich an deinem Blicke weiden,
So muͤſſen Liebe ſie aus ihm ſich ſaugen,
Du aber lies in ihrem Blick mein Leiden!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0228" n="218"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">L.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">Q</hi>ualvolle Stunden ha&#x017F;t du mir bereitet,</l><lb/>
                <l>Die aber nie an dir der Himmel ra&#x0364;che,</l><lb/>
                <l>Son&#x017F;t mu&#x0364;ßten fließen deine Thra&#x0364;nenba&#x0364;che,</l><lb/>
                <l>Wenn von der Lippe dir mein Name gleitet.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Doch bis Gewißheit jeden Wahn be&#x017F;treitet,</l><lb/>
                <l>Will gern ich dich, und tha&#x0364;t' ich es aus Schwa&#x0364;che,</l><lb/>
                <l>Vertheid'gen, Freund! von auf der Oberfla&#x0364;che</l><lb/>
                <l>Ge&#x017F;cho&#x0364;pften Zufallsgru&#x0364;nden nie verleitet.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Zwar wu&#x0364;rd' ich kaum dir zum Vertheid'ger taugen,</l><lb/>
                <l>Doch &#x017F;tets bedien&#x017F;t du dich als deiner beyden</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r&#x017F;precher li&#x017F;tig meiner beyden Augen:</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>So lang &#x017F;ie &#x017F;ich an deinem Blicke weiden,</l><lb/>
                <l>So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Liebe &#x017F;ie aus ihm &#x017F;ich &#x017F;augen,</l><lb/>
                <l>Du aber lies in ihrem Blick mein Leiden!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0228] L. Qualvolle Stunden haſt du mir bereitet, Die aber nie an dir der Himmel raͤche, Sonſt muͤßten fließen deine Thraͤnenbaͤche, Wenn von der Lippe dir mein Name gleitet. Doch bis Gewißheit jeden Wahn beſtreitet, Will gern ich dich, und thaͤt' ich es aus Schwaͤche, Vertheid'gen, Freund! von auf der Oberflaͤche Geſchoͤpften Zufallsgruͤnden nie verleitet. Zwar wuͤrd' ich kaum dir zum Vertheid'ger taugen, Doch ſtets bedienſt du dich als deiner beyden Fuͤrſprecher liſtig meiner beyden Augen: So lang ſie ſich an deinem Blicke weiden, So muͤſſen Liebe ſie aus ihm ſich ſaugen, Du aber lies in ihrem Blick mein Leiden!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/228
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/228>, abgerufen am 13.10.2024.