Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXVII. Das vermag ich nicht zu sagen, ob die Zeit dich mir entriß; Aber daß du schön geblieben, wie du warst, das ist ge¬ wiß! Wenn im brüderlichen Zirkel andrer Jünglinge du stehst, O so stehst du wie der Morgen zwischen Grau'n und Finsterniß! Nur vergeb'ne Mühe war es, um zu retten mich vor dir, Daß ich Andre schön zu finden über Alles mich befliß! Doch in eines Stolzen Banden sich zu wissen, ist so hart, Daß ich oft, ergrimmt und trotzig, in die falsche Kette biß: Grausam ist es, Trank und Speise meiner Lippe zu entziehn, Und dabey mir Glück zu wünschen, und zu sagen: Trink' und iß! XXXVII. Das vermag ich nicht zu ſagen, ob die Zeit dich mir entriß; Aber daß du ſchoͤn geblieben, wie du warſt, das iſt ge¬ wiß! Wenn im bruͤderlichen Zirkel andrer Juͤnglinge du ſtehſt, O ſo ſtehſt du wie der Morgen zwiſchen Grau'n und Finſterniß! Nur vergeb'ne Muͤhe war es, um zu retten mich vor dir, Daß ich Andre ſchoͤn zu finden uͤber Alles mich befliß! Doch in eines Stolzen Banden ſich zu wiſſen, iſt ſo hart, Daß ich oft, ergrimmt und trotzig, in die falſche Kette biß: Grauſam iſt es, Trank und Speiſe meiner Lippe zu entziehn, Und dabey mir Gluͤck zu wuͤnſchen, und zu ſagen: Trink' und iß! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0165" n="155"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>as vermag ich nicht zu ſagen, ob die Zeit dich mir<lb/><hi rendition="#et">entriß;</hi></l><lb/> <l>Aber daß du ſchoͤn geblieben, wie du warſt, das iſt ge¬<lb/><hi rendition="#et">wiß!</hi></l><lb/> <l>Wenn im bruͤderlichen Zirkel andrer Juͤnglinge du ſtehſt,</l><lb/> <l>O ſo ſtehſt du wie der Morgen zwiſchen Grau'n und<lb/><hi rendition="#et">Finſterniß!</hi></l><lb/> <l>Nur vergeb'ne Muͤhe war es, um zu retten mich vor<lb/><hi rendition="#et">dir,</hi></l><lb/> <l>Daß ich Andre ſchoͤn zu finden uͤber Alles mich befliß!</l><lb/> <l>Doch in eines Stolzen Banden ſich zu wiſſen, iſt ſo<lb/><hi rendition="#et">hart,</hi></l><lb/> <l>Daß ich oft, ergrimmt und trotzig, in die falſche Kette<lb/><hi rendition="#et">biß:</hi></l><lb/> <l>Grauſam iſt es, Trank und Speiſe meiner Lippe zu<lb/><hi rendition="#et">entziehn,</hi></l><lb/> <l>Und dabey mir Gluͤck zu wuͤnſchen, und zu ſagen: Trink'<lb/><hi rendition="#et">und iß!</hi></l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
XXXVII.
Das vermag ich nicht zu ſagen, ob die Zeit dich mir
entriß;
Aber daß du ſchoͤn geblieben, wie du warſt, das iſt ge¬
wiß!
Wenn im bruͤderlichen Zirkel andrer Juͤnglinge du ſtehſt,
O ſo ſtehſt du wie der Morgen zwiſchen Grau'n und
Finſterniß!
Nur vergeb'ne Muͤhe war es, um zu retten mich vor
dir,
Daß ich Andre ſchoͤn zu finden uͤber Alles mich befliß!
Doch in eines Stolzen Banden ſich zu wiſſen, iſt ſo
hart,
Daß ich oft, ergrimmt und trotzig, in die falſche Kette
biß:
Grauſam iſt es, Trank und Speiſe meiner Lippe zu
entziehn,
Und dabey mir Gluͤck zu wuͤnſchen, und zu ſagen: Trink'
und iß!
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