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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Grundthatsachen und Definitionen.
schlägt, während die inneren Zustände der beiden Theile der
Substanz (Druck, Temperatur, spezifische Volumina) während
des ganzen Condensationsprozesses immer durch die nämlichen
Punkte A und C dargestellt werden. Schliesslich, wenn aller
Dampf condensirt ist, befindet sich die ganze Substanz im
flüssigen Zustand A, verhält sich also nun wieder homogen. Die
weitere isothermische Compression ergibt dann wieder Zunahme
der Dichtigkeit und Steigerung des Druckes längs der Isotherme,
wobei auch der Punkt a der Fig. überschritten wird. Auf dieser
Seite ist, wie aus der Fig. zu erkennen, die Isotherme viel
steiler als auf der andern, d. h. die Compressibilität viel ge-
ringer. Bisweilen gelingt es bei der Compression eines Dampfes,
die Isotherme über den Punkt C hinaus nach g hin eine Strecke
weit zu verfolgen und sogenannten übersättigten Dampf herzu-
stellen. Man erhält aber dann nur mehr oder weniger labile
Gleichgewichtszustände, wie sich daraus zu erkennen gibt, dass
bei minimalen Störungen des Gleichgewichts eine plötzliche Con-
densation, also ein sprungweiser Uebergang in den stabilen Zu-
stand erfolgen kann. Immerhin erhält durch das Studium der
übersättigten Dämpfe auch das theoretische Stück der Isotherme
zum Theil eine unmittelbare Bedeutung.

§ 28. Nach dem Gesagten besitzt jede Isotherme, die für
gewisse Werthe von p 3 reelle Volumina zulässt, zwei bestimmte
Stellen A und C, die den Zustand der Sättigung angeben. Ihre
Lage lässt sich aus der Zeichnung der Isotherme nicht ohne
weiteres ersehen. Doch führen die Sätze der Thermodynamik
zu einer einfachen Construktion dieser Punkte, die im vierten
Abschnitt (§ 172) abgeleitet werden wird. Je höher die Tem-
peratur genommen wird, um so mehr schrumpft das Gebiet der
Geraden zusammen, welche die Isothermen in 3 reellen Punkten
schneiden, und um so näher rücken sich diese 3 Punkte. Den
Uebergang zu den hyperbelähnlichen Isothermen, welche von
jeder zur Abscissenaxe Parallelen nur in 1 Punkt geschnitten
werden, bildet eine bestimmte Isotherme, für welche jene 3
Schnittpunkte in einen einzigen zusammenfallen. Dieser Punkt
stellt also einen Wendepunkt der Isotherme vor, in welchem die
Tangente der Curve parallel der Abscissenaxe verläuft. Es ist
der kritische Punkt K der Substanz (s. Fig.), er bezeichnet
die kritische Temperatur, das kritische spezifische Volumen, und

Grundthatsachen und Definitionen.
schlägt, während die inneren Zustände der beiden Theile der
Substanz (Druck, Temperatur, spezifische Volumina) während
des ganzen Condensationsprozesses immer durch die nämlichen
Punkte A und C dargestellt werden. Schliesslich, wenn aller
Dampf condensirt ist, befindet sich die ganze Substanz im
flüssigen Zustand A, verhält sich also nun wieder homogen. Die
weitere isothermische Compression ergibt dann wieder Zunahme
der Dichtigkeit und Steigerung des Druckes längs der Isotherme,
wobei auch der Punkt α der Fig. überschritten wird. Auf dieser
Seite ist, wie aus der Fig. zu erkennen, die Isotherme viel
steiler als auf der andern, d. h. die Compressibilität viel ge-
ringer. Bisweilen gelingt es bei der Compression eines Dampfes,
die Isotherme über den Punkt C hinaus nach γ hin eine Strecke
weit zu verfolgen und sogenannten übersättigten Dampf herzu-
stellen. Man erhält aber dann nur mehr oder weniger labile
Gleichgewichtszustände, wie sich daraus zu erkennen gibt, dass
bei minimalen Störungen des Gleichgewichts eine plötzliche Con-
densation, also ein sprungweiser Uebergang in den stabilen Zu-
stand erfolgen kann. Immerhin erhält durch das Studium der
übersättigten Dämpfe auch das theoretische Stück der Isotherme
zum Theil eine unmittelbare Bedeutung.

§ 28. Nach dem Gesagten besitzt jede Isotherme, die für
gewisse Werthe von p 3 reelle Volumina zulässt, zwei bestimmte
Stellen A und C, die den Zustand der Sättigung angeben. Ihre
Lage lässt sich aus der Zeichnung der Isotherme nicht ohne
weiteres ersehen. Doch führen die Sätze der Thermodynamik
zu einer einfachen Construktion dieser Punkte, die im vierten
Abschnitt (§ 172) abgeleitet werden wird. Je höher die Tem-
peratur genommen wird, um so mehr schrumpft das Gebiet der
Geraden zusammen, welche die Isothermen in 3 reellen Punkten
schneiden, und um so näher rücken sich diese 3 Punkte. Den
Uebergang zu den hyperbelähnlichen Isothermen, welche von
jeder zur Abscissenaxe Parallelen nur in 1 Punkt geschnitten
werden, bildet eine bestimmte Isotherme, für welche jene 3
Schnittpunkte in einen einzigen zusammenfallen. Dieser Punkt
stellt also einen Wendepunkt der Isotherme vor, in welchem die
Tangente der Curve parallel der Abscissenaxe verläuft. Es ist
der kritische Punkt K der Substanz (s. Fig.), er bezeichnet
die kritische Temperatur, das kritische spezifische Volumen, und

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[16/0032] Grundthatsachen und Definitionen. schlägt, während die inneren Zustände der beiden Theile der Substanz (Druck, Temperatur, spezifische Volumina) während des ganzen Condensationsprozesses immer durch die nämlichen Punkte A und C dargestellt werden. Schliesslich, wenn aller Dampf condensirt ist, befindet sich die ganze Substanz im flüssigen Zustand A, verhält sich also nun wieder homogen. Die weitere isothermische Compression ergibt dann wieder Zunahme der Dichtigkeit und Steigerung des Druckes längs der Isotherme, wobei auch der Punkt α der Fig. überschritten wird. Auf dieser Seite ist, wie aus der Fig. zu erkennen, die Isotherme viel steiler als auf der andern, d. h. die Compressibilität viel ge- ringer. Bisweilen gelingt es bei der Compression eines Dampfes, die Isotherme über den Punkt C hinaus nach γ hin eine Strecke weit zu verfolgen und sogenannten übersättigten Dampf herzu- stellen. Man erhält aber dann nur mehr oder weniger labile Gleichgewichtszustände, wie sich daraus zu erkennen gibt, dass bei minimalen Störungen des Gleichgewichts eine plötzliche Con- densation, also ein sprungweiser Uebergang in den stabilen Zu- stand erfolgen kann. Immerhin erhält durch das Studium der übersättigten Dämpfe auch das theoretische Stück der Isotherme zum Theil eine unmittelbare Bedeutung. § 28. Nach dem Gesagten besitzt jede Isotherme, die für gewisse Werthe von p 3 reelle Volumina zulässt, zwei bestimmte Stellen A und C, die den Zustand der Sättigung angeben. Ihre Lage lässt sich aus der Zeichnung der Isotherme nicht ohne weiteres ersehen. Doch führen die Sätze der Thermodynamik zu einer einfachen Construktion dieser Punkte, die im vierten Abschnitt (§ 172) abgeleitet werden wird. Je höher die Tem- peratur genommen wird, um so mehr schrumpft das Gebiet der Geraden zusammen, welche die Isothermen in 3 reellen Punkten schneiden, und um so näher rücken sich diese 3 Punkte. Den Uebergang zu den hyperbelähnlichen Isothermen, welche von jeder zur Abscissenaxe Parallelen nur in 1 Punkt geschnitten werden, bildet eine bestimmte Isotherme, für welche jene 3 Schnittpunkte in einen einzigen zusammenfallen. Dieser Punkt stellt also einen Wendepunkt der Isotherme vor, in welchem die Tangente der Curve parallel der Abscissenaxe verläuft. Es ist der kritische Punkt K der Substanz (s. Fig.), er bezeichnet die kritische Temperatur, das kritische spezifische Volumen, und

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/32>, abgerufen am 27.04.2024.