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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände.
welche für den Uebertritt eines Moleküls aus der einen Phase
in die andere, und derjenigen, welche für die chemische Um-
wandlung der Moleküle innerhalb einer und derselben Phase
gelten. Die ersteren lassen sich zusammenfassen in den Ver-
theilungssatz von Nernst (§ 274), wonach für jede in beiden
Phasen vorkommende Molekülgattung ein constantes, von der
Anwesenheit anderer gelöster Moleküle unabhängiges Theilungs-
verhältniss existirt, die letzteren in die Sätze, welche für 3 un-
abhängige Bestandtheile in einer einzigen Phase gelten (§ 275),
und zu denen auch die Arrhenius'sche Theorie isohydrischer
Lösungen gehört.

§ 279. In ganz derselben Weise ist der Fall zu behandeln,
dass 4 oder mehr unabhängige Bestandtheile zu einer oder
mehreren Phasen zusammentreten. Immer lässt sich der Zustand
des Systems durch das Symbol (216) ausdrücken, und immer
lässt sich jede mögliche Umwandlung des Systems auf die Form
(217) bringen, der dann die Gleichgewichtsbedingung (218) ent-
spricht. Alle Gleichgewichtsbedingungen zusammen mit den
festen Bedingungen ergeben dann die nach der Phasenregel
vorauszusehende Anzahl Gleichungen, um den Gleichgewichts-
zustand des Systems zu bestimmen.

Wenn es sich um eine Lösung von mehreren gegenseitig
umwandelbaren Stoffen, etwa elektrolytisch dissociirbaren Salzen
oder Säuren mit gemeinsamen Ionen handelt, so hat es im All-
gemeinen keinen Sinn mehr, von einem bestimmten "Dissociations-
grad" dieser Substanzen zu reden, da die Ionen ganz willkühr-
lich zu dissociirten Molekülen combinirt werden können. Z. B. in
der Lösung:
n0H2O, n1NaCl, n2KCl, n3NaNO3, n4KNO3, n5 N+a, n6K+, n7C-l, n8N-O3
lässt sich garnicht entscheiden, welche der N+a-Ionen dem NaCl
und welche dem NaNO3 zuzurechnen sind. Hier bleibt zur
Charakterisirung des Zustandes nichts übrig, als zu den wirk-
lich in der Lösung enthaltenen Molekülzahlen bez. den betr.
Concentrationen zurückzugehen und sich lediglich auf die An-
gabe dieser zu beschränken.

Das genannte System wird von Wasser und von 4 Salzen
gebildet, es enthält aber trotzdem ausser dem Lösungsmittel nur
3 unabhängige Bestandtheile, weil durch die Menge des Na, des

Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände.
welche für den Uebertritt eines Moleküls aus der einen Phase
in die andere, und derjenigen, welche für die chemische Um-
wandlung der Moleküle innerhalb einer und derselben Phase
gelten. Die ersteren lassen sich zusammenfassen in den Ver-
theilungssatz von Nernst (§ 274), wonach für jede in beiden
Phasen vorkommende Molekülgattung ein constantes, von der
Anwesenheit anderer gelöster Moleküle unabhängiges Theilungs-
verhältniss existirt, die letzteren in die Sätze, welche für 3 un-
abhängige Bestandtheile in einer einzigen Phase gelten (§ 275),
und zu denen auch die Arrhenius’sche Theorie isohydrischer
Lösungen gehört.

§ 279. In ganz derselben Weise ist der Fall zu behandeln,
dass 4 oder mehr unabhängige Bestandtheile zu einer oder
mehreren Phasen zusammentreten. Immer lässt sich der Zustand
des Systems durch das Symbol (216) ausdrücken, und immer
lässt sich jede mögliche Umwandlung des Systems auf die Form
(217) bringen, der dann die Gleichgewichtsbedingung (218) ent-
spricht. Alle Gleichgewichtsbedingungen zusammen mit den
festen Bedingungen ergeben dann die nach der Phasenregel
vorauszusehende Anzahl Gleichungen, um den Gleichgewichts-
zustand des Systems zu bestimmen.

Wenn es sich um eine Lösung von mehreren gegenseitig
umwandelbaren Stoffen, etwa elektrolytisch dissociirbaren Salzen
oder Säuren mit gemeinsamen Ionen handelt, so hat es im All-
gemeinen keinen Sinn mehr, von einem bestimmten „Dissociations-
grad“ dieser Substanzen zu reden, da die Ionen ganz willkühr-
lich zu dissociirten Molekülen combinirt werden können. Z. B. in
der Lösung:
n0H2O, n1NaCl, n2KCl, n3NaNO3, n4KNO3, n5 N⁺a, n6K⁺, n7C⁻l, n8N⁻O3
lässt sich garnicht entscheiden, welche der N⁺a-Ionen dem NaCl
und welche dem NaNO3 zuzurechnen sind. Hier bleibt zur
Charakterisirung des Zustandes nichts übrig, als zu den wirk-
lich in der Lösung enthaltenen Molekülzahlen bez. den betr.
Concentrationen zurückzugehen und sich lediglich auf die An-
gabe dieser zu beschränken.

Das genannte System wird von Wasser und von 4 Salzen
gebildet, es enthält aber trotzdem ausser dem Lösungsmittel nur
3 unabhängige Bestandtheile, weil durch die Menge des Na, des

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[246/0262] Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände. welche für den Uebertritt eines Moleküls aus der einen Phase in die andere, und derjenigen, welche für die chemische Um- wandlung der Moleküle innerhalb einer und derselben Phase gelten. Die ersteren lassen sich zusammenfassen in den Ver- theilungssatz von Nernst (§ 274), wonach für jede in beiden Phasen vorkommende Molekülgattung ein constantes, von der Anwesenheit anderer gelöster Moleküle unabhängiges Theilungs- verhältniss existirt, die letzteren in die Sätze, welche für 3 un- abhängige Bestandtheile in einer einzigen Phase gelten (§ 275), und zu denen auch die Arrhenius’sche Theorie isohydrischer Lösungen gehört. § 279. In ganz derselben Weise ist der Fall zu behandeln, dass 4 oder mehr unabhängige Bestandtheile zu einer oder mehreren Phasen zusammentreten. Immer lässt sich der Zustand des Systems durch das Symbol (216) ausdrücken, und immer lässt sich jede mögliche Umwandlung des Systems auf die Form (217) bringen, der dann die Gleichgewichtsbedingung (218) ent- spricht. Alle Gleichgewichtsbedingungen zusammen mit den festen Bedingungen ergeben dann die nach der Phasenregel vorauszusehende Anzahl Gleichungen, um den Gleichgewichts- zustand des Systems zu bestimmen. Wenn es sich um eine Lösung von mehreren gegenseitig umwandelbaren Stoffen, etwa elektrolytisch dissociirbaren Salzen oder Säuren mit gemeinsamen Ionen handelt, so hat es im All- gemeinen keinen Sinn mehr, von einem bestimmten „Dissociations- grad“ dieser Substanzen zu reden, da die Ionen ganz willkühr- lich zu dissociirten Molekülen combinirt werden können. Z. B. in der Lösung: n0H2O, n1NaCl, n2KCl, n3NaNO3, n4KNO3, n5 N⁺a, n6K⁺, n7C⁻l, n8N⁻O3 lässt sich garnicht entscheiden, welche der N⁺a-Ionen dem NaCl und welche dem NaNO3 zuzurechnen sind. Hier bleibt zur Charakterisirung des Zustandes nichts übrig, als zu den wirk- lich in der Lösung enthaltenen Molekülzahlen bez. den betr. Concentrationen zurückzugehen und sich lediglich auf die An- gabe dieser zu beschränken. Das genannte System wird von Wasser und von 4 Salzen gebildet, es enthält aber trotzdem ausser dem Lösungsmittel nur 3 unabhängige Bestandtheile, weil durch die Menge des Na, des

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/262>, abgerufen am 24.11.2024.