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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
bildet, so lässt sich die Relation nicht allgemein integriren, d. h.
der zweite Hauptsatz gestattet keinen allgemeinen Ausspruch
über eine endliche Zustandsänderung des Systems allein, falls
man von den äusseren Bedingungen, denen das System unter-
worfen ist, nichts Näheres weiss; wie das ja auch von vornherein
einleuchtend ist und ebenso auch für den ersten Hauptsatz gilt.
Um zu einem Gesetz für eine endliche Zustandsänderung des
Systems allein zu gelangen, muss man solche äussere Bedingungen
kennen, welche die Integration des Differential-Ausdrucks ge-
statten. Unter diesen sind im Folgenden die merkwürdigsten
Fälle hervorgehoben.

§ 141. Erster Fall. Adiabatischer Vorgang. Bei Aus-
schluss des Wärmeaustausches mit der Umgebung ist Q = 0, also
nach (68):
d U = A
und in Folge dessen nach (70):
d S 0,
d. h. die Entropie des Systems nimmt zu oder bleibt constant.
Diesen Fall haben wir schon genügend erörtert.

§ 142. Zweiter Fall. Isothermischer Vorgang. Bei con-
stant gehaltener Temperatur th geht (70) über in:
d (U -- th S) A,
d. h. die Zunahme der Grösse (U -- th S) ist kleiner, im Grenz-
fall ebensogross wie die von Aussen her gegen das System ge-
leistete Arbeit. Da die isothermischen Vorgänge in der Natur
eine besonders hervorragende Rolle spielen, so ist dieser Satz
für die Anwendung auf chemische Prozesse besonders geeignet.
Setzen wir:
(71) U -- th S = F,
so ist für eine reversible isothermische Zustandsänderung:
d F = A
integrirt:
(72) F2 -- F1 = S A,
d. h. bei einem endlichen reversibeln isothermischen Vorgang
ist die ganze von Aussen auf das System ausgeübte Arbeit
gleich der Zunahme von F, oder die ganze von dem System

Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
bildet, so lässt sich die Relation nicht allgemein integriren, d. h.
der zweite Hauptsatz gestattet keinen allgemeinen Ausspruch
über eine endliche Zustandsänderung des Systems allein, falls
man von den äusseren Bedingungen, denen das System unter-
worfen ist, nichts Näheres weiss; wie das ja auch von vornherein
einleuchtend ist und ebenso auch für den ersten Hauptsatz gilt.
Um zu einem Gesetz für eine endliche Zustandsänderung des
Systems allein zu gelangen, muss man solche äussere Bedingungen
kennen, welche die Integration des Differential-Ausdrucks ge-
statten. Unter diesen sind im Folgenden die merkwürdigsten
Fälle hervorgehoben.

§ 141. Erster Fall. Adiabatischer Vorgang. Bei Aus-
schluss des Wärmeaustausches mit der Umgebung ist Q = 0, also
nach (68):
d U = A
und in Folge dessen nach (70):
d S ≧ 0,
d. h. die Entropie des Systems nimmt zu oder bleibt constant.
Diesen Fall haben wir schon genügend erörtert.

§ 142. Zweiter Fall. Isothermischer Vorgang. Bei con-
stant gehaltener Temperatur ϑ geht (70) über in:
d (Uϑ S) ≦ A,
d. h. die Zunahme der Grösse (Uϑ S) ist kleiner, im Grenz-
fall ebensogross wie die von Aussen her gegen das System ge-
leistete Arbeit. Da die isothermischen Vorgänge in der Natur
eine besonders hervorragende Rolle spielen, so ist dieser Satz
für die Anwendung auf chemische Prozesse besonders geeignet.
Setzen wir:
(71) Uϑ S = F,
so ist für eine reversible isothermische Zustandsänderung:
d F = A
integrirt:
(72) F2F1 = Σ A,
d. h. bei einem endlichen reversibeln isothermischen Vorgang
ist die ganze von Aussen auf das System ausgeübte Arbeit
gleich der Zunahme von F, oder die ganze von dem System

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[102/0118] Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie. bildet, so lässt sich die Relation nicht allgemein integriren, d. h. der zweite Hauptsatz gestattet keinen allgemeinen Ausspruch über eine endliche Zustandsänderung des Systems allein, falls man von den äusseren Bedingungen, denen das System unter- worfen ist, nichts Näheres weiss; wie das ja auch von vornherein einleuchtend ist und ebenso auch für den ersten Hauptsatz gilt. Um zu einem Gesetz für eine endliche Zustandsänderung des Systems allein zu gelangen, muss man solche äussere Bedingungen kennen, welche die Integration des Differential-Ausdrucks ge- statten. Unter diesen sind im Folgenden die merkwürdigsten Fälle hervorgehoben. § 141. Erster Fall. Adiabatischer Vorgang. Bei Aus- schluss des Wärmeaustausches mit der Umgebung ist Q = 0, also nach (68): d U = A und in Folge dessen nach (70): d S ≧ 0, d. h. die Entropie des Systems nimmt zu oder bleibt constant. Diesen Fall haben wir schon genügend erörtert. § 142. Zweiter Fall. Isothermischer Vorgang. Bei con- stant gehaltener Temperatur ϑ geht (70) über in: d (U — ϑ S) ≦ A, d. h. die Zunahme der Grösse (U — ϑ S) ist kleiner, im Grenz- fall ebensogross wie die von Aussen her gegen das System ge- leistete Arbeit. Da die isothermischen Vorgänge in der Natur eine besonders hervorragende Rolle spielen, so ist dieser Satz für die Anwendung auf chemische Prozesse besonders geeignet. Setzen wir: (71) U — ϑ S = F, so ist für eine reversible isothermische Zustandsänderung: d F = A integrirt: (72) F2 — F1 = Σ A, d. h. bei einem endlichen reversibeln isothermischen Vorgang ist die ganze von Aussen auf das System ausgeübte Arbeit gleich der Zunahme von F, oder die ganze von dem System

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/118>, abgerufen am 24.11.2024.