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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
endlichen Prozess aussprechen lässt, und dass es daher für die
Irreversibilität eines Prozesses kein anderes allgemeines Maass
gibt als den Betrag der eingetretenen Vermehrung der Entropie.
Jede andere Form des zweiten Hauptsatzes ist entweder nur
auf unendlich kleine Zustandsänderungen anwendbar, oder sie
setzt, auf endliche Zustandsänderungen ausgedehnt, eine spezielle
äussere Bedingung voraus, unter welcher der Prozess verläuft.
Vgl. unten § 140 ff.

Die Bedeutung des zweiten Hauptsatzes ist häufig in einer
"Zerstreuung der Energie" gesucht worden. Indess stellt diese
Bezeichnung, welche an den irreversibeln Vorgang der Wärme-
leitung und -strahlung anknüpft, die Sache nur von einer Seite
dar. Es gibt irreversible Prozesse, deren Endzustand genau
dieselben einzelnen Energieformen aufweist wie der Anfangs-
zustand, so z. B. die Diffusion zweier idealer Gase (§ 238),
oder die weitere Verdünnung einer sehr verdünnten Lösung.
Ein solcher Prozess ist von keinem merklichen Wärmeübergang,
keiner äussern Arbeit, überhaupt keinem merklichen Umsatz an
Energie begleitet, er geht nur deshalb vor sich, weil ihm eine
merkliche Vermehrung der Entropie entspricht. Ebensowenig
wie von einer zerstreuten Energie kann man im Allgemeinen
von einer "verlorenen Arbeit" als einem bestimmten Maass der
Irreversibilität reden. Dies ist nur bei isothermen Prozessen
möglich (§ 143). Allgemein erschöpfend aber kann der Inhalt
des zweiten Hauptsatzes nur durch den Begriff der Entropie
ausgedrückt werden.

§ 135. Clausius hat den ersten Hauptsatz der Wärme-
theorie dahin zusammengefasst, dass die Energie der Welt con-
stant bleibt, den zweiten dahin, dass die Entropie der Welt
einem Maximum zustrebt. Mit Recht ist dagegen eingewendet
worden, dass es keinen Sinn hat, schlechthin von der Energie
oder der Entropie der Welt zu sprechen, weil eine derartige
Grösse garnicht bestimmt zu definiren ist. Indessen fällt es
nicht schwer, die Clausius'schen Sätze so zu formuliren, dass
sie sehr wohl einen Sinn ergeben, und dass dasjenige, was an
ihnen charakteristisch ist, und was Clausius offenbar mit ihnen
sagen wollte, deutlicher zum Ausdruck gelangt.

Die Energie jedes Körpersystems ändert sich nach Maass-
gabe der Wirkungen, welche von Aussen her auf das System

Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
endlichen Prozess aussprechen lässt, und dass es daher für die
Irreversibilität eines Prozesses kein anderes allgemeines Maass
gibt als den Betrag der eingetretenen Vermehrung der Entropie.
Jede andere Form des zweiten Hauptsatzes ist entweder nur
auf unendlich kleine Zustandsänderungen anwendbar, oder sie
setzt, auf endliche Zustandsänderungen ausgedehnt, eine spezielle
äussere Bedingung voraus, unter welcher der Prozess verläuft.
Vgl. unten § 140 ff.

Die Bedeutung des zweiten Hauptsatzes ist häufig in einer
„Zerstreuung der Energie“ gesucht worden. Indess stellt diese
Bezeichnung, welche an den irreversibeln Vorgang der Wärme-
leitung und -strahlung anknüpft, die Sache nur von einer Seite
dar. Es gibt irreversible Prozesse, deren Endzustand genau
dieselben einzelnen Energieformen aufweist wie der Anfangs-
zustand, so z. B. die Diffusion zweier idealer Gase (§ 238),
oder die weitere Verdünnung einer sehr verdünnten Lösung.
Ein solcher Prozess ist von keinem merklichen Wärmeübergang,
keiner äussern Arbeit, überhaupt keinem merklichen Umsatz an
Energie begleitet, er geht nur deshalb vor sich, weil ihm eine
merkliche Vermehrung der Entropie entspricht. Ebensowenig
wie von einer zerstreuten Energie kann man im Allgemeinen
von einer „verlorenen Arbeit“ als einem bestimmten Maass der
Irreversibilität reden. Dies ist nur bei isothermen Prozessen
möglich (§ 143). Allgemein erschöpfend aber kann der Inhalt
des zweiten Hauptsatzes nur durch den Begriff der Entropie
ausgedrückt werden.

§ 135. Clausius hat den ersten Hauptsatz der Wärme-
theorie dahin zusammengefasst, dass die Energie der Welt con-
stant bleibt, den zweiten dahin, dass die Entropie der Welt
einem Maximum zustrebt. Mit Recht ist dagegen eingewendet
worden, dass es keinen Sinn hat, schlechthin von der Energie
oder der Entropie der Welt zu sprechen, weil eine derartige
Grösse garnicht bestimmt zu definiren ist. Indessen fällt es
nicht schwer, die Clausius’schen Sätze so zu formuliren, dass
sie sehr wohl einen Sinn ergeben, und dass dasjenige, was an
ihnen charakteristisch ist, und was Clausius offenbar mit ihnen
sagen wollte, deutlicher zum Ausdruck gelangt.

Die Energie jedes Körpersystems ändert sich nach Maass-
gabe der Wirkungen, welche von Aussen her auf das System

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[94/0110] Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie. endlichen Prozess aussprechen lässt, und dass es daher für die Irreversibilität eines Prozesses kein anderes allgemeines Maass gibt als den Betrag der eingetretenen Vermehrung der Entropie. Jede andere Form des zweiten Hauptsatzes ist entweder nur auf unendlich kleine Zustandsänderungen anwendbar, oder sie setzt, auf endliche Zustandsänderungen ausgedehnt, eine spezielle äussere Bedingung voraus, unter welcher der Prozess verläuft. Vgl. unten § 140 ff. Die Bedeutung des zweiten Hauptsatzes ist häufig in einer „Zerstreuung der Energie“ gesucht worden. Indess stellt diese Bezeichnung, welche an den irreversibeln Vorgang der Wärme- leitung und -strahlung anknüpft, die Sache nur von einer Seite dar. Es gibt irreversible Prozesse, deren Endzustand genau dieselben einzelnen Energieformen aufweist wie der Anfangs- zustand, so z. B. die Diffusion zweier idealer Gase (§ 238), oder die weitere Verdünnung einer sehr verdünnten Lösung. Ein solcher Prozess ist von keinem merklichen Wärmeübergang, keiner äussern Arbeit, überhaupt keinem merklichen Umsatz an Energie begleitet, er geht nur deshalb vor sich, weil ihm eine merkliche Vermehrung der Entropie entspricht. Ebensowenig wie von einer zerstreuten Energie kann man im Allgemeinen von einer „verlorenen Arbeit“ als einem bestimmten Maass der Irreversibilität reden. Dies ist nur bei isothermen Prozessen möglich (§ 143). Allgemein erschöpfend aber kann der Inhalt des zweiten Hauptsatzes nur durch den Begriff der Entropie ausgedrückt werden. § 135. Clausius hat den ersten Hauptsatz der Wärme- theorie dahin zusammengefasst, dass die Energie der Welt con- stant bleibt, den zweiten dahin, dass die Entropie der Welt einem Maximum zustrebt. Mit Recht ist dagegen eingewendet worden, dass es keinen Sinn hat, schlechthin von der Energie oder der Entropie der Welt zu sprechen, weil eine derartige Grösse garnicht bestimmt zu definiren ist. Indessen fällt es nicht schwer, die Clausius’schen Sätze so zu formuliren, dass sie sehr wohl einen Sinn ergeben, und dass dasjenige, was an ihnen charakteristisch ist, und was Clausius offenbar mit ihnen sagen wollte, deutlicher zum Ausdruck gelangt. Die Energie jedes Körpersystems ändert sich nach Maass- gabe der Wirkungen, welche von Aussen her auf das System

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/110>, abgerufen am 24.11.2024.