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Planck, Karl: Fusslümmelei. Über Stauchballspiel und englische Krankheit. Stuttgart, 1898.

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über den letzten Zweck und Sinn einer gymnastischen Volkserziehung"
verwiesen.

Wie lange wollen wir noch hohlen Götzen nachlaufen? Wozu
Gutsmuts und Jahn den Grund gelegt haben, das ist von Jäger in
gewissem Sinn vollendet worden. Jedenfalls darf keiner hoffen, weder
in turnkünstlerischer noch in turnwissenschaftlicher Beziehung einen Schritt
weiter zu kommen, der nicht Jäger gründlich in sich aufgenommen hat.
Und dabei sieht man noch in seinen "Eisenstabübungen" im Stehen
"das Eigenste und Bedeutsamste an seinem Lebenswerke"! Als ob nicht
gerade diese Uebungen - ich weiß, was ich sage - das verhältnis-
mäßig Untergeordnete und am ehesten noch Entbehrliche wären! Seine
Last- und Ernstkampfstellungen hat er - er hat daraus nie ein Hehl
gemacht - aus der Vertiefung in die Ueberreste griechischer Bildnerkunst,
vor allem der Bildwerke des Tempels von Phigalia gewonnen. Das
Verdienst, sie entdeckt und einer tiefer gründenden Turnschulung dienstbar
gemacht zu haben, wird ihm dadurch nicht geschmälert. Man vergißt aber
bei solcher Anschauung erst noch neben dem Stab als Gang-, Lauf- und
besonders Sprungwaffe die wichtigste aller Jägerschen Eisenstabübungen,
den Zielwurf mit dem Eisenstab! Ist nicht euer Gerwurf dagegen das
reinste Kinderspiel? Versucht ihn nur einmal, ihr Turner, aber laßt
euch dabei, wenn ihr gescheit seid, von Jäger belehren! Hier habt
ihr eine ureigen deutsche und dabei, wie alles Gediegene, schlicht
schöne Schöpfung. Endlich das erst alles noch in seiner Heimat Schwaben,
wo man den Mann bisher noch am besten kannte! Doch schon scheint
sich das Verhältnis umzukehren. Im Norden ist man schon länger
aufmerksam geworden. Zeuge dafür besonders der Aufsatz Johannes
Vollerts in der "Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel", 6. Jahrgang
Nr. 14 und 15, "Zur Würdigung Jägers".

Allein alle die Fortschritte, die die deutsche Turnkunst Jäger im
einzelnen verdankt, sind überhaupt noch verhältnismäßig untergeordnet,
so weittragend sie zum Teil auch sind. So ist, um nur noch ein Bei-
spiel herauszugreifen, die Schrittschule Jägers kaum den Namen nach
bekannt, und doch ist sie - ich biete allen Generalen der Infanterie
Trotz - selbst der unseres Kriegsheeres überlegen. Die wahre Größe
des Mannes beruht aber vielmehr auf der Kraft, mit der er den Grund-
begriff einer modernen Gymnastik im Verhältnis zur altgriechischen
in christlich geläutertem Geist und mit den Mitteln einer fortgeschrittenen
Wissenschaft erfaßte und in allen Einzelfragen durch die Versuchungen
und Anfechtungen eines kampf- und entsagungsvollen Lebens durchführte.
Die Jägersche Gymnastik ist nicht eine bloß äußerliche Kunstübung,

über den letzten Zweck und Sinn einer gymnastischen Volkserziehung“
verwiesen.

Wie lange wollen wir noch hohlen Götzen nachlaufen? Wozu
Gutsmuts und Jahn den Grund gelegt haben, das ist von Jäger in
gewissem Sinn vollendet worden. Jedenfalls darf keiner hoffen, weder
in turnkünstlerischer noch in turnwissenschaftlicher Beziehung einen Schritt
weiter zu kommen, der nicht Jäger gründlich in sich aufgenommen hat.
Und dabei sieht man noch in seinen „Eisenstabübungen“ im Stehen
„das Eigenste und Bedeutsamste an seinem Lebenswerke“! Als ob nicht
gerade diese Uebungen - ich weiß, was ich sage - das verhältnis-
mäßig Untergeordnete und am ehesten noch Entbehrliche wären! Seine
Last- und Ernstkampfstellungen hat er - er hat daraus nie ein Hehl
gemacht - aus der Vertiefung in die Ueberreste griechischer Bildnerkunst,
vor allem der Bildwerke des Tempels von Phigalia gewonnen. Das
Verdienst, sie entdeckt und einer tiefer gründenden Turnschulung dienstbar
gemacht zu haben, wird ihm dadurch nicht geschmälert. Man vergißt aber
bei solcher Anschauung erst noch neben dem Stab als Gang-, Lauf- und
besonders Sprungwaffe die wichtigste aller Jägerschen Eisenstabübungen,
den Zielwurf mit dem Eisenstab! Ist nicht euer Gerwurf dagegen das
reinste Kinderspiel? Versucht ihn nur einmal, ihr Turner, aber laßt
euch dabei, wenn ihr gescheit seid, von Jäger belehren! Hier habt
ihr eine ureigen deutsche und dabei, wie alles Gediegene, schlicht
schöne Schöpfung. Endlich das erst alles noch in seiner Heimat Schwaben,
wo man den Mann bisher noch am besten kannte! Doch schon scheint
sich das Verhältnis umzukehren. Im Norden ist man schon länger
aufmerksam geworden. Zeuge dafür besonders der Aufsatz Johannes
Vollerts in der „Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel“, 6. Jahrgang
Nr. 14 und 15, „Zur Würdigung Jägers“.

Allein alle die Fortschritte, die die deutsche Turnkunst Jäger im
einzelnen verdankt, sind überhaupt noch verhältnismäßig untergeordnet,
so weittragend sie zum Teil auch sind. So ist, um nur noch ein Bei-
spiel herauszugreifen, die Schrittschule Jägers kaum den Namen nach
bekannt, und doch ist sie - ich biete allen Generalen der Infanterie
Trotz - selbst der unseres Kriegsheeres überlegen. Die wahre Größe
des Mannes beruht aber vielmehr auf der Kraft, mit der er den Grund-
begriff einer modernen Gymnastik im Verhältnis zur altgriechischen
in christlich geläutertem Geist und mit den Mitteln einer fortgeschrittenen
Wissenschaft erfaßte und in allen Einzelfragen durch die Versuchungen
und Anfechtungen eines kampf- und entsagungsvollen Lebens durchführte.
Die Jägersche Gymnastik ist nicht eine bloß äußerliche Kunstübung,

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[23/0029] über den letzten Zweck und Sinn einer gymnastischen Volkserziehung“ verwiesen. Wie lange wollen wir noch hohlen Götzen nachlaufen? Wozu Gutsmuts und Jahn den Grund gelegt haben, das ist von Jäger in gewissem Sinn vollendet worden. Jedenfalls darf keiner hoffen, weder in turnkünstlerischer noch in turnwissenschaftlicher Beziehung einen Schritt weiter zu kommen, der nicht Jäger gründlich in sich aufgenommen hat. Und dabei sieht man noch in seinen „Eisenstabübungen“ im Stehen „das Eigenste und Bedeutsamste an seinem Lebenswerke“! Als ob nicht gerade diese Uebungen - ich weiß, was ich sage - das verhältnis- mäßig Untergeordnete und am ehesten noch Entbehrliche wären! Seine Last- und Ernstkampfstellungen hat er - er hat daraus nie ein Hehl gemacht - aus der Vertiefung in die Ueberreste griechischer Bildnerkunst, vor allem der Bildwerke des Tempels von Phigalia gewonnen. Das Verdienst, sie entdeckt und einer tiefer gründenden Turnschulung dienstbar gemacht zu haben, wird ihm dadurch nicht geschmälert. Man vergißt aber bei solcher Anschauung erst noch neben dem Stab als Gang-, Lauf- und besonders Sprungwaffe die wichtigste aller Jägerschen Eisenstabübungen, den Zielwurf mit dem Eisenstab! Ist nicht euer Gerwurf dagegen das reinste Kinderspiel? Versucht ihn nur einmal, ihr Turner, aber laßt euch dabei, wenn ihr gescheit seid, von Jäger belehren! Hier habt ihr eine ureigen deutsche und dabei, wie alles Gediegene, schlicht schöne Schöpfung. Endlich das erst alles noch in seiner Heimat Schwaben, wo man den Mann bisher noch am besten kannte! Doch schon scheint sich das Verhältnis umzukehren. Im Norden ist man schon länger aufmerksam geworden. Zeuge dafür besonders der Aufsatz Johannes Vollerts in der „Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel“, 6. Jahrgang Nr. 14 und 15, „Zur Würdigung Jägers“. Allein alle die Fortschritte, die die deutsche Turnkunst Jäger im einzelnen verdankt, sind überhaupt noch verhältnismäßig untergeordnet, so weittragend sie zum Teil auch sind. So ist, um nur noch ein Bei- spiel herauszugreifen, die Schrittschule Jägers kaum den Namen nach bekannt, und doch ist sie - ich biete allen Generalen der Infanterie Trotz - selbst der unseres Kriegsheeres überlegen. Die wahre Größe des Mannes beruht aber vielmehr auf der Kraft, mit der er den Grund- begriff einer modernen Gymnastik im Verhältnis zur altgriechischen in christlich geläutertem Geist und mit den Mitteln einer fortgeschrittenen Wissenschaft erfaßte und in allen Einzelfragen durch die Versuchungen und Anfechtungen eines kampf- und entsagungsvollen Lebens durchführte. Die Jägersche Gymnastik ist nicht eine bloß äußerliche Kunstübung,

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Zitationshilfe: Planck, Karl: Fusslümmelei. Über Stauchballspiel und englische Krankheit. Stuttgart, 1898, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_fussluemmelei_1898/29>, abgerufen am 21.11.2024.