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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Mehr konnte er nicht mehr hören, es war genug, seine Wuth zu reizen. Ueberdies wußte er bereits, daß ihn Klaus bei Walburg ausgestochen; ein Gedanke der Rache zuckte blitzähnlich durch seinen Kopf. Er ist da, sprach er die Faust ballend vor sich hin, aber ich bin auch da; das Blutgeld, das auf seinem Kopf steht, mag ich nicht verdienen, eine Kirche soll es für Messen erhalten, aber sein Leben . . . . Es ist kein Mord, der König hat ihn als Rebellen erklärt, ich kenne meine Pflicht als treuer Soldat. Hab' doch auf Andere geschossen, die mir nichts zu Leid gethan. -- Er sann dem schwarzen Entwurfe nach, und bald hatte er sich eingeredet, er müsse Klaus fangen oder tödten.

Schon am nächsten Morgen streifte Naz in den Wäldern gegen Steinberg, ohne eine Spur zu entdecken. Tags darauf stieg er gegen den Unutz empor, der von der Morgensonne hell beleuchtet war. Da schien es ihm, als ob sich hoch oben etwas über die grelle Schneefläche bewege. Das war kein Hirt, die hatten längst abgetrieben, kein verlornes Stück der Heerde, das wäre ja verhungert, -- vielleicht eine Gemse, -- vielleicht Klaus. In jedem Falle schien es der Mühe werth, darauf zu birschen. Eine halbe Stunde klomm er durch das Gebüsch, wobei er den Gegenstand seiner Verfolgung aus den Augen verlor. Als er vorsichtig an den Kanten hinkriechend eine Ecke erreichte, die eine Uebersicht gestattete, sah er Klaus, welcher bereits umgekehrt war, etliche hundert Schritte

Mehr konnte er nicht mehr hören, es war genug, seine Wuth zu reizen. Ueberdies wußte er bereits, daß ihn Klaus bei Walburg ausgestochen; ein Gedanke der Rache zuckte blitzähnlich durch seinen Kopf. Er ist da, sprach er die Faust ballend vor sich hin, aber ich bin auch da; das Blutgeld, das auf seinem Kopf steht, mag ich nicht verdienen, eine Kirche soll es für Messen erhalten, aber sein Leben . . . . Es ist kein Mord, der König hat ihn als Rebellen erklärt, ich kenne meine Pflicht als treuer Soldat. Hab' doch auf Andere geschossen, die mir nichts zu Leid gethan. — Er sann dem schwarzen Entwurfe nach, und bald hatte er sich eingeredet, er müsse Klaus fangen oder tödten.

Schon am nächsten Morgen streifte Naz in den Wäldern gegen Steinberg, ohne eine Spur zu entdecken. Tags darauf stieg er gegen den Unutz empor, der von der Morgensonne hell beleuchtet war. Da schien es ihm, als ob sich hoch oben etwas über die grelle Schneefläche bewege. Das war kein Hirt, die hatten längst abgetrieben, kein verlornes Stück der Heerde, das wäre ja verhungert, — vielleicht eine Gemse, — vielleicht Klaus. In jedem Falle schien es der Mühe werth, darauf zu birschen. Eine halbe Stunde klomm er durch das Gebüsch, wobei er den Gegenstand seiner Verfolgung aus den Augen verlor. Als er vorsichtig an den Kanten hinkriechend eine Ecke erreichte, die eine Uebersicht gestattete, sah er Klaus, welcher bereits umgekehrt war, etliche hundert Schritte

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/69>, abgerufen am 22.11.2024.