Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie fragen, was Walburg unterdeß that. Die war auf Dalfazz und schaute von einem Felsen dem Gefechte zu; bittere Thränen hätte sie weinen mögen, als sie sah, was es für ein Ende nahm. Von Klaus hatte sie noch keine Nachricht; so sehr er es gewünscht, konnte er sie nicht aufsuchen. Er entrann mit Aschbacher und den besten Schützen in die Riß, wo sie sich aufhielten, bis die Schlacht am Berg Isel geschlagen wurde und der Herzog von Danzig die Flucht ergriff. Da stellten sie sich -- das kleine Häuflein! -- bei Tratzberg der ganzen französischen Armee auf dem Rückzug entgegen; sie wurden freilich auf die Seite geworfen, schossen jedoch von den Felsen, auf die man sie versprengte, noch manchen Rothhösler zusammen. Dort haben es die Tiroler versäumt: wäre der Landsturm losgebrochen und hätte sich an Aschbacher's Seite gestellt, die Franzosen wären zu Grunde gegangen mit Mann und Maus.

Was das Gewitter von 1809 für einen schrecklichen Verlauf und traurigen Ausgang genommen, wissen Sie so gut als irgend Jemand. Klaus hat bei allen Schlachten redlich mitgeholfen und oft davon erzählt. Das steht aber auch in Büchern noch viel ausführlicher und genauer. Das letztemal war er am zweiten November beim Handkuß, wo der versoffene Firler bei Kranewitten Alles verspielte. Ober Büchsenhausen steht das Sprengerkreuz auf dem Bühel, Nachts zündet man immer eine Lampe zu seinen Füßen an,

Sie fragen, was Walburg unterdeß that. Die war auf Dalfazz und schaute von einem Felsen dem Gefechte zu; bittere Thränen hätte sie weinen mögen, als sie sah, was es für ein Ende nahm. Von Klaus hatte sie noch keine Nachricht; so sehr er es gewünscht, konnte er sie nicht aufsuchen. Er entrann mit Aschbacher und den besten Schützen in die Riß, wo sie sich aufhielten, bis die Schlacht am Berg Isel geschlagen wurde und der Herzog von Danzig die Flucht ergriff. Da stellten sie sich — das kleine Häuflein! — bei Tratzberg der ganzen französischen Armee auf dem Rückzug entgegen; sie wurden freilich auf die Seite geworfen, schossen jedoch von den Felsen, auf die man sie versprengte, noch manchen Rothhösler zusammen. Dort haben es die Tiroler versäumt: wäre der Landsturm losgebrochen und hätte sich an Aschbacher's Seite gestellt, die Franzosen wären zu Grunde gegangen mit Mann und Maus.

Was das Gewitter von 1809 für einen schrecklichen Verlauf und traurigen Ausgang genommen, wissen Sie so gut als irgend Jemand. Klaus hat bei allen Schlachten redlich mitgeholfen und oft davon erzählt. Das steht aber auch in Büchern noch viel ausführlicher und genauer. Das letztemal war er am zweiten November beim Handkuß, wo der versoffene Firler bei Kranewitten Alles verspielte. Ober Büchsenhausen steht das Sprengerkreuz auf dem Bühel, Nachts zündet man immer eine Lampe zu seinen Füßen an,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="5">
        <pb facs="#f0048"/>
        <p>Sie fragen, was Walburg unterdeß that. Die war auf Dalfazz und schaute von einem                Felsen dem Gefechte zu; bittere Thränen hätte sie weinen mögen, als sie sah, was es                für ein Ende nahm. Von Klaus hatte sie noch keine Nachricht; so sehr er es gewünscht,                konnte er sie nicht aufsuchen. Er entrann mit Aschbacher und den besten Schützen in                die Riß, wo sie sich aufhielten, bis die Schlacht am Berg Isel geschlagen wurde und                der Herzog von Danzig die Flucht ergriff. Da stellten sie sich &#x2014; das kleine Häuflein!                &#x2014; bei Tratzberg der ganzen französischen Armee auf dem Rückzug entgegen; sie wurden                freilich auf die Seite geworfen, schossen jedoch von den Felsen, auf die man sie                versprengte, noch manchen Rothhösler zusammen. Dort haben es die Tiroler versäumt:                wäre der Landsturm losgebrochen und hätte sich an Aschbacher's Seite gestellt, die                Franzosen wären zu Grunde gegangen mit Mann und Maus.</p><lb/>
        <p>Was das Gewitter von 1809 für einen schrecklichen Verlauf und traurigen Ausgang                genommen, wissen Sie so gut als irgend Jemand. Klaus hat bei allen Schlachten redlich                mitgeholfen und oft davon erzählt. Das steht aber auch in Büchern noch viel                ausführlicher und genauer. Das letztemal war er am zweiten November beim Handkuß, wo                der versoffene Firler bei Kranewitten Alles verspielte. Ober Büchsenhausen steht das                Sprengerkreuz auf dem Bühel, Nachts zündet man immer eine Lampe zu seinen Füßen an,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0048] Sie fragen, was Walburg unterdeß that. Die war auf Dalfazz und schaute von einem Felsen dem Gefechte zu; bittere Thränen hätte sie weinen mögen, als sie sah, was es für ein Ende nahm. Von Klaus hatte sie noch keine Nachricht; so sehr er es gewünscht, konnte er sie nicht aufsuchen. Er entrann mit Aschbacher und den besten Schützen in die Riß, wo sie sich aufhielten, bis die Schlacht am Berg Isel geschlagen wurde und der Herzog von Danzig die Flucht ergriff. Da stellten sie sich — das kleine Häuflein! — bei Tratzberg der ganzen französischen Armee auf dem Rückzug entgegen; sie wurden freilich auf die Seite geworfen, schossen jedoch von den Felsen, auf die man sie versprengte, noch manchen Rothhösler zusammen. Dort haben es die Tiroler versäumt: wäre der Landsturm losgebrochen und hätte sich an Aschbacher's Seite gestellt, die Franzosen wären zu Grunde gegangen mit Mann und Maus. Was das Gewitter von 1809 für einen schrecklichen Verlauf und traurigen Ausgang genommen, wissen Sie so gut als irgend Jemand. Klaus hat bei allen Schlachten redlich mitgeholfen und oft davon erzählt. Das steht aber auch in Büchern noch viel ausführlicher und genauer. Das letztemal war er am zweiten November beim Handkuß, wo der versoffene Firler bei Kranewitten Alles verspielte. Ober Büchsenhausen steht das Sprengerkreuz auf dem Bühel, Nachts zündet man immer eine Lampe zu seinen Füßen an,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/48
Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/48>, abgerufen am 22.11.2024.