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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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suchte quer durch den Wald die Straße, welche Achenkirch mit Steinberg verbindet. Gerade gegenüber der weißen Kalkpyramide des Guffert, der fast leuchtend aus dem dunklen Himmel niederschaute, ist ein höchst anmuthiges Plätzchen in der Waldeseinsamkeit. Schattige Buchen wölben sich über eine Quelle, welche in mächtigem Strome aus dem Boden steigt und von dem schönsten Borde aufgenommen wird. Weißer und goldgelber Steinbrech erheben sich zu vollen Sträußen, daneben träumt das Vergißmeinnicht am Wasserspiegel, auf der aromatischen Münze spielen blaue Käfer, kaum vermag der zarte, duftende Stendel durch das breite Farrenkraut durchzugucken. Neben der Quelle ragt ein großes Kreuz, den Fuß desselben hält eine Magdalena umschlungen, deren Hand, so oft ich vorüberging, einen frischen Strauß trug. Am Stamme ist ein Draht angebracht mit einer Reihe Korallen, fromme Wanderer schieben einige derselben vor- oder rückwärts und verpflichten sich dadurch, eben so viele Vaterunser zu beten. Darüber lies't man auf einem Täfelchen: "Erbarmt euch einer armen Seele".

Ich hatte hier auf dem Betschemel eine Weile gerastet, da trat ein Bauer aus dem Gebüsche; er warf Axt und Reisigbündel auf den Boden und setzte sich zu mir. Nachdem wir die ersten Begrüßungen getauscht, zu welchen auch das Wohin und Woher gehört, fragte ich ihn, wer denn jene Hütte bewohnt

suchte quer durch den Wald die Straße, welche Achenkirch mit Steinberg verbindet. Gerade gegenüber der weißen Kalkpyramide des Guffert, der fast leuchtend aus dem dunklen Himmel niederschaute, ist ein höchst anmuthiges Plätzchen in der Waldeseinsamkeit. Schattige Buchen wölben sich über eine Quelle, welche in mächtigem Strome aus dem Boden steigt und von dem schönsten Borde aufgenommen wird. Weißer und goldgelber Steinbrech erheben sich zu vollen Sträußen, daneben träumt das Vergißmeinnicht am Wasserspiegel, auf der aromatischen Münze spielen blaue Käfer, kaum vermag der zarte, duftende Stendel durch das breite Farrenkraut durchzugucken. Neben der Quelle ragt ein großes Kreuz, den Fuß desselben hält eine Magdalena umschlungen, deren Hand, so oft ich vorüberging, einen frischen Strauß trug. Am Stamme ist ein Draht angebracht mit einer Reihe Korallen, fromme Wanderer schieben einige derselben vor- oder rückwärts und verpflichten sich dadurch, eben so viele Vaterunser zu beten. Darüber lies't man auf einem Täfelchen: „Erbarmt euch einer armen Seele“.

Ich hatte hier auf dem Betschemel eine Weile gerastet, da trat ein Bauer aus dem Gebüsche; er warf Axt und Reisigbündel auf den Boden und setzte sich zu mir. Nachdem wir die ersten Begrüßungen getauscht, zu welchen auch das Wohin und Woher gehört, fragte ich ihn, wer denn jene Hütte bewohnt

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/12>, abgerufen am 22.11.2024.