racter, den ihnen die löbliche Froschmäusler- Gesellschaft gegeben.
§ 19. Die Reimschmiede-Kunst, welche von der kriechenden Poesie, wie das Kleid von der Person, die es anziehet, oder wie der Leib von der Seele, unterschieden ist, hat ihren be- sondern Character, der sich besser aus der Aehn- lichkeit mit denen Schmieden, als aus dem Reiche der kriechenden Thiere, erläutern lässet. Nun giebt es gar viele Arten von Schmieden, nämlich Messer-Schmiede, Grob-Schmiede, Klein-Schmiede, Gold-Schmiede, Kupfer- Schmiede und Nagel-Schmiede. Es können vielleicht noch mehr Arten von Schmieden seyn; es mag aber bey den angeführten sechs Gattun- gen sein Bewenden haben. Diese insgesamt werden sich kaum bereden lassen, daß die Reim- Schmiede so nahe Verwandtschaft, ja fast ei- nerley Zunft-Regeln und Jnnungs-Gebräuche mit ihnen haben sollten. Jch hoffe aber, klar zu erweisen, daß die Reim-Schmiede mit allen diesen Sorten in eine Paralele können gestellet werden; und daß es also poetische Messer- Schmiede, poetische Grob-Schmiede und der- gleichen mehr gebe.
§ 20. Was ein poetischer Grob-Schmied sey, fällt einem leicht in die Augen. Das Wort grob giebt schon die Bedeutung an die Hand. Wer weiß nicht, was ein grober Mensch sey? Die Grob-Schmieds-Poesie ist also eine Art der Reimschmiederey, da man fein maßiv und
plump,
Vergleichung der Schmiede
racter, den ihnen die loͤbliche Froſchmaͤusler- Geſellſchaft gegeben.
§ 19. Die Reimſchmiede-Kunſt, welche von der kriechenden Poeſie, wie das Kleid von der Perſon, die es anziehet, oder wie der Leib von der Seele, unterſchieden iſt, hat ihren be- ſondern Character, der ſich beſſer aus der Aehn- lichkeit mit denen Schmieden, als aus dem Reiche der kriechenden Thiere, erlaͤutern laͤſſet. Nun giebt es gar viele Arten von Schmieden, naͤmlich Meſſer-Schmiede, Grob-Schmiede, Klein-Schmiede, Gold-Schmiede, Kupfer- Schmiede und Nagel-Schmiede. Es koͤnnen vielleicht noch mehr Arten von Schmieden ſeyn; es mag aber bey den angefuͤhrten ſechs Gattun- gen ſein Bewenden haben. Dieſe insgeſamt werden ſich kaum bereden laſſen, daß die Reim- Schmiede ſo nahe Verwandtſchaft, ja faſt ei- nerley Zunft-Regeln und Jnnungs-Gebraͤuche mit ihnen haben ſollten. Jch hoffe aber, klar zu erweiſen, daß die Reim-Schmiede mit allen dieſen Sorten in eine Paralele koͤnnen geſtellet werden; und daß es alſo poetiſche Meſſer- Schmiede, poetiſche Grob-Schmiede und der- gleichen mehr gebe.
§ 20. Was ein poetiſcher Grob-Schmied ſey, faͤllt einem leicht in die Augen. Das Wort grob giebt ſchon die Bedeutung an die Hand. Wer weiß nicht, was ein grober Menſch ſey? Die Grob-Schmieds-Poeſie iſt alſo eine Art der Reimſchmiederey, da man fein maßiv und
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Vergleichung der Schmiede
racter, den ihnen die loͤbliche Froſchmaͤusler-
Geſellſchaft gegeben.
§ 19. Die Reimſchmiede-Kunſt, welche
von der kriechenden Poeſie, wie das Kleid von
der Perſon, die es anziehet, oder wie der Leib
von der Seele, unterſchieden iſt, hat ihren be-
ſondern Character, der ſich beſſer aus der Aehn-
lichkeit mit denen Schmieden, als aus dem
Reiche der kriechenden Thiere, erlaͤutern laͤſſet.
Nun giebt es gar viele Arten von Schmieden,
naͤmlich Meſſer-Schmiede, Grob-Schmiede,
Klein-Schmiede, Gold-Schmiede, Kupfer-
Schmiede und Nagel-Schmiede. Es koͤnnen
vielleicht noch mehr Arten von Schmieden ſeyn;
es mag aber bey den angefuͤhrten ſechs Gattun-
gen ſein Bewenden haben. Dieſe insgeſamt
werden ſich kaum bereden laſſen, daß die Reim-
Schmiede ſo nahe Verwandtſchaft, ja faſt ei-
nerley Zunft-Regeln und Jnnungs-Gebraͤuche
mit ihnen haben ſollten. Jch hoffe aber, klar
zu erweiſen, daß die Reim-Schmiede mit allen
dieſen Sorten in eine Paralele koͤnnen geſtellet
werden; und daß es alſo poetiſche Meſſer-
Schmiede, poetiſche Grob-Schmiede und der-
gleichen mehr gebe.
§ 20. Was ein poetiſcher Grob-Schmied
ſey, faͤllt einem leicht in die Augen. Das Wort
grob giebt ſchon die Bedeutung an die Hand.
Wer weiß nicht, was ein grober Menſch ſey?
Die Grob-Schmieds-Poeſie iſt alſo eine Art
der Reimſchmiederey, da man fein maßiv und
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/66>, abgerufen am 16.02.2025.
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