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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Antritts-Rede in der etc.

Wo sollten wol viertens alle Gratulanten,
Hochzeit-Reimer, Leichen-Reimer, Geburts-

und Namenstags-Reimer, nebst Kindtaufs-
und Abendmahls-Reimern, bleiben, oder ihr
ehrliches Auskommen finden, wenn es nicht die
öberste allgemeine Regel der Reimschmiede-
Kunst wäre, und solche in steifer Observanz
erhalten werden müßte: Daß, wie ein Ora-
tor six calax
von schwarz und weiß, rechts und
links, Himmel und Hölle ohne groß Besinnen
muß aus dem Stegereif reden können: Also
auch einem Poeten unserer Gesellschaft er-
laubt sey, auf alles, sollte es auch der Muffel,
oder gar ein Floh, oder der Nachtwächter
seyn, Reime zu schmieden, die geschmiedeten
zu drucken, die gedruckten zu überreichen, für
die überreichten Geld oder Geldes Werth, auch
ansehnliche Ehren-Titel, anzunehmen, und
kurzum diese unsere in Abnahme bishero gekom-
mene brodlose Kunst und verschlagene Waare,
ja nicht einmal mehr auf den Jahr-Märkten ge-
hende Meister-Gesänge, wieder in Schwang
gebracht, und in einträgliche Brod-Künste,
oder doch wenigstens in Credit, daß man was
darauf geborget kriege, gesetzet werden mögen;
dazu denn vielleicht beykommende sieben Probe-
Stücke,
die ich Jhnen, meine Herren, hiedurch
zu überreichen die Gnade habe, nach Dero
vorhergängigen hocherleuchteten Censur, etwas
beytragen werden. Dixi.


Erstes
Antritts-Rede in der ꝛc.

Wo ſollten wol viertens alle Gratulanten,
Hochzeit-Reimer, Leichen-Reimer, Geburts-

und Namenstags-Reimer, nebſt Kindtaufs-
und Abendmahls-Reimern, bleiben, oder ihr
ehrliches Auskommen finden, wenn es nicht die
oͤberſte allgemeine Regel der Reimſchmiede-
Kunſt waͤre, und ſolche in ſteifer Obſervanz
erhalten werden muͤßte: Daß, wie ein Ora-
tor ſix calax
von ſchwarz und weiß, rechts und
links, Himmel und Hoͤlle ohne groß Beſinnen
muß aus dem Stegereif reden koͤnnen: Alſo
auch einem Poeten unſerer Geſellſchaft er-
laubt ſey, auf alles, ſollte es auch der Muffel,
oder gar ein Floh, oder der Nachtwaͤchter
ſeyn, Reime zu ſchmieden, die geſchmiedeten
zu drucken, die gedruckten zu uͤberreichen, fuͤr
die uͤberreichten Geld oder Geldes Werth, auch
anſehnliche Ehren-Titel, anzunehmen, und
kurzum dieſe unſere in Abnahme bishero gekom-
mene brodloſe Kunſt und verſchlagene Waare,
ja nicht einmal mehr auf den Jahr-Maͤrkten ge-
hende Meiſter-Geſaͤnge, wieder in Schwang
gebracht, und in eintraͤgliche Brod-Kuͤnſte,
oder doch wenigſtens in Credit, daß man was
darauf geborget kriege, geſetzet werden moͤgen;
dazu denn vielleicht beykommende ſieben Probe-
Stuͤcke,
die ich Jhnen, meine Herren, hiedurch
zu uͤberreichen die Gnade habe, nach Dero
vorhergaͤngigen hocherleuchteten Cenſur, etwas
beytragen werden. Dixi.


Erſtes
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[18/0026] Antritts-Rede in der ꝛc. Wo ſollten wol viertens alle Gratulanten, Hochzeit-Reimer, Leichen-Reimer, Geburts- und Namenstags-Reimer, nebſt Kindtaufs- und Abendmahls-Reimern, bleiben, oder ihr ehrliches Auskommen finden, wenn es nicht die oͤberſte allgemeine Regel der Reimſchmiede- Kunſt waͤre, und ſolche in ſteifer Obſervanz erhalten werden muͤßte: Daß, wie ein Ora- tor ſix calax von ſchwarz und weiß, rechts und links, Himmel und Hoͤlle ohne groß Beſinnen muß aus dem Stegereif reden koͤnnen: Alſo auch einem Poeten unſerer Geſellſchaft er- laubt ſey, auf alles, ſollte es auch der Muffel, oder gar ein Floh, oder der Nachtwaͤchter ſeyn, Reime zu ſchmieden, die geſchmiedeten zu drucken, die gedruckten zu uͤberreichen, fuͤr die uͤberreichten Geld oder Geldes Werth, auch anſehnliche Ehren-Titel, anzunehmen, und kurzum dieſe unſere in Abnahme bishero gekom- mene brodloſe Kunſt und verſchlagene Waare, ja nicht einmal mehr auf den Jahr-Maͤrkten ge- hende Meiſter-Geſaͤnge, wieder in Schwang gebracht, und in eintraͤgliche Brod-Kuͤnſte, oder doch wenigſtens in Credit, daß man was darauf geborget kriege, geſetzet werden moͤgen; dazu denn vielleicht beykommende ſieben Probe- Stuͤcke, die ich Jhnen, meine Herren, hiedurch zu uͤberreichen die Gnade habe, nach Dero vorhergaͤngigen hocherleuchteten Cenſur, etwas beytragen werden. Dixi. Erſtes

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/26>, abgerufen am 24.11.2024.