Sollte ich nun wol noch mehrere aussprechen und namhaft machen? Vielleicht könnte ich endlich gar Freund und Feind verwechseln, oder jemand für unsern Gegner halten, der doch wol gute froschmäuslerische Dicht-Gedanken bis- her gehabt, ob er gleich noch kein Mitglied un- serer Gesellschaft gewesen. Denen Regeln der- selben nach soll ich zur Probe drey Namen vor- schlagen, dadurch Dero edle Zunftgenossenschaft einen neuen Zuwachs bekomme; aber ich kann in Wahrheit nicht gut dafür seyn, ob ich mit meinem Vorschlage Freunde oder Feinde unserer Gesellschaft treffen werde. Jndeß will ich lieber unrichtig im Vorschlagen, als ungehorsam in meiner Probeleistung seyn. Daher ich den Hn. D. Knobloch aus Zittau, Hn. D. R .. und Hn. D. Pl .. drey Doctores Iuris und Poe- ten, zu Candidaten vorschlage, solche einzuladen, in Dero löbl. Gesellschaft mit einzutreten. Ue- brigens verhoffe ich, meine Herren, den klägli- chen Verfall der Reimschmiederey und kriechen- den Poesie dargethan zu haben. Die Sache ist aus zwey angebrachten Haupt-Beweisen klar: Einestheils aus dem erloschenen Ruhm und mit Grase bewachsenen Andenken unserer erkor- nen Oberhäupter, Hans Sachsens und des Froschmäuslers, deren Andenken bey uns im Segen ist; und sodann hauptsächlich auch durch die seit etwa zwanzig Jahren aufgekommene neuerliche, mithin schon in sich verdächtige und nach poetischer Ketzerey, ja Dichter-Gifte,
schmeckende,
Antritts-Rede
Sollte ich nun wol noch mehrere ausſprechen und namhaft machen? Vielleicht koͤnnte ich endlich gar Freund und Feind verwechſeln, oder jemand fuͤr unſern Gegner halten, der doch wol gute froſchmaͤusleriſche Dicht-Gedanken bis- her gehabt, ob er gleich noch kein Mitglied un- ſerer Geſellſchaft geweſen. Denen Regeln der- ſelben nach ſoll ich zur Probe drey Namen vor- ſchlagen, dadurch Dero edle Zunftgenoſſenſchaft einen neuen Zuwachs bekomme; aber ich kann in Wahrheit nicht gut dafuͤr ſeyn, ob ich mit meinem Vorſchlage Freunde oder Feinde unſerer Geſellſchaft treffen werde. Jndeß will ich lieber unrichtig im Vorſchlagen, als ungehorſam in meiner Probeleiſtung ſeyn. Daher ich den Hn. D. Knobloch aus Zittau, Hn. D. R .. und Hn. D. Pl .. drey Doctores Iuris und Poe- ten, zu Candidaten vorſchlage, ſolche einzuladen, in Dero loͤbl. Geſellſchaft mit einzutreten. Ue- brigens verhoffe ich, meine Herren, den klaͤgli- chen Verfall der Reimſchmiederey und kriechen- den Poeſie dargethan zu haben. Die Sache iſt aus zwey angebrachten Haupt-Beweiſen klar: Einestheils aus dem erloſchenen Ruhm und mit Graſe bewachſenen Andenken unſerer erkor- nen Oberhaͤupter, Hans Sachſens und des Froſchmaͤuslers, deren Andenken bey uns im Segen iſt; und ſodann hauptſaͤchlich auch durch die ſeit etwa zwanzig Jahren aufgekommene neuerliche, mithin ſchon in ſich verdaͤchtige und nach poetiſcher Ketzerey, ja Dichter-Gifte,
ſchmeckende,
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[14/0022]
Antritts-Rede
Sollte ich nun wol noch mehrere ausſprechen
und namhaft machen? Vielleicht koͤnnte ich
endlich gar Freund und Feind verwechſeln, oder
jemand fuͤr unſern Gegner halten, der doch wol
gute froſchmaͤusleriſche Dicht-Gedanken bis-
her gehabt, ob er gleich noch kein Mitglied un-
ſerer Geſellſchaft geweſen. Denen Regeln der-
ſelben nach ſoll ich zur Probe drey Namen vor-
ſchlagen, dadurch Dero edle Zunftgenoſſenſchaft
einen neuen Zuwachs bekomme; aber ich kann
in Wahrheit nicht gut dafuͤr ſeyn, ob ich mit
meinem Vorſchlage Freunde oder Feinde unſerer
Geſellſchaft treffen werde. Jndeß will ich lieber
unrichtig im Vorſchlagen, als ungehorſam in
meiner Probeleiſtung ſeyn. Daher ich den Hn.
D. Knobloch aus Zittau, Hn. D. R .. und
Hn. D. Pl .. drey Doctores Iuris und Poe-
ten, zu Candidaten vorſchlage, ſolche einzuladen,
in Dero loͤbl. Geſellſchaft mit einzutreten. Ue-
brigens verhoffe ich, meine Herren, den klaͤgli-
chen Verfall der Reimſchmiederey und kriechen-
den Poeſie dargethan zu haben. Die Sache
iſt aus zwey angebrachten Haupt-Beweiſen klar:
Einestheils aus dem erloſchenen Ruhm und
mit Graſe bewachſenen Andenken unſerer erkor-
nen Oberhaͤupter, Hans Sachſens und des
Froſchmaͤuslers, deren Andenken bey uns im
Segen iſt; und ſodann hauptſaͤchlich auch durch
die ſeit etwa zwanzig Jahren aufgekommene
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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