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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Poetische Meisterstücke.
Sie plappern, schreyn, kluchzen und schnarr'n,
Daß man mögt werden fast zum Narr'n,
Sie machen den Kopf wüst und toll,
Wenn davon das Haus gar zu voll.
Drum wen'g und gut ist ein Sprichwort,
So itzo auch anher gehort.
Daher an diesen Hochzeit-Tagen
Wünsch ich es auch mit Herz und Magen
Und meinem ganzen Eingeweid:
Der liebe Gott geb stete Freud!

Gewiß, es kommen in vorstehendem Hans-
Sachsen-Gedichte
artige Treffer vor, und läßt
sich mit Lust lesen. Uebrigens habe nachgedacht,
warum man wol dergleichen Gedichte Knittel-
Verse
nenne? Käme die Bedeutung vom Wor-
te Knittel: So hat man zwey Sprüch-Wör-
ter
in der deutschen Sprache, die sich darauf in
etwas appliciren lassen. Das eine lautet:
Wenn man mit Knitteln unter die Hunde
wirft, weldet sich der getroffene. Das heißt
in hypothesi: Man kann in Knittel-Reimen
einen so gut railliren, als in einer förmlichen
Satyre.
Hiernächst ist ein ander Sprüch-
Wort: Der Knittel ist nicht weit vom Hun-
de. Denn man läßt sie oft mit einem Knittel
am Halse
laufen. So hat denn auch ein scher-
zender Poete
seinen Knittel am Halse, das ist,
er muß nicht aus den Schranken eines Dich-
ters gehen, damit er nicht auf die Finger geklop-
fet werde.

Nun füge ich noch das andere Meister-Stück
hinzu, welches ein, a dessein, nach den Regeln

der
Poetiſche Meiſterſtuͤcke.
Sie plappern, ſchreyn, kluchzen und ſchnarr’n,
Daß man moͤgt werden faſt zum Narr’n,
Sie machen den Kopf wuͤſt und toll,
Wenn davon das Haus gar zu voll.
Drum wen’g und gut iſt ein Sprichwort,
So itzo auch anher gehort.
Daher an dieſen Hochzeit-Tagen
Wuͤnſch ich es auch mit Herz und Magen
Und meinem ganzen Eingeweid:
Der liebe Gott geb ſtete Freud!

Gewiß, es kommen in vorſtehendem Hans-
Sachſen-Gedichte
artige Treffer vor, und laͤßt
ſich mit Luſt leſen. Uebrigens habe nachgedacht,
warum man wol dergleichen Gedichte Knittel-
Verſe
nenne? Kaͤme die Bedeutung vom Wor-
te Knittel: So hat man zwey Spruͤch-Woͤr-
ter
in der deutſchen Sprache, die ſich darauf in
etwas appliciren laſſen. Das eine lautet:
Wenn man mit Knitteln unter die Hunde
wirft, weldet ſich der getroffene. Das heißt
in hypotheſi: Man kann in Knittel-Reimen
einen ſo gut railliren, als in einer foͤrmlichen
Satyre.
Hiernaͤchſt iſt ein ander Spruͤch-
Wort: Der Knittel iſt nicht weit vom Hun-
de. Denn man laͤßt ſie oft mit einem Knittel
am Halſe
laufen. So hat denn auch ein ſcher-
zender Poete
ſeinen Knittel am Halſe, das iſt,
er muß nicht aus den Schranken eines Dich-
ters gehen, damit er nicht auf die Finger geklop-
fet werde.

Nun fuͤge ich noch das andere Meiſter-Stuͤck
hinzu, welches ein, à deſſein, nach den Regeln

der
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[175/0183] Poetiſche Meiſterſtuͤcke. Sie plappern, ſchreyn, kluchzen und ſchnarr’n, Daß man moͤgt werden faſt zum Narr’n, Sie machen den Kopf wuͤſt und toll, Wenn davon das Haus gar zu voll. Drum wen’g und gut iſt ein Sprichwort, So itzo auch anher gehort. Daher an dieſen Hochzeit-Tagen Wuͤnſch ich es auch mit Herz und Magen Und meinem ganzen Eingeweid: Der liebe Gott geb ſtete Freud! Gewiß, es kommen in vorſtehendem Hans- Sachſen-Gedichte artige Treffer vor, und laͤßt ſich mit Luſt leſen. Uebrigens habe nachgedacht, warum man wol dergleichen Gedichte Knittel- Verſe nenne? Kaͤme die Bedeutung vom Wor- te Knittel: So hat man zwey Spruͤch-Woͤr- ter in der deutſchen Sprache, die ſich darauf in etwas appliciren laſſen. Das eine lautet: Wenn man mit Knitteln unter die Hunde wirft, weldet ſich der getroffene. Das heißt in hypotheſi: Man kann in Knittel-Reimen einen ſo gut railliren, als in einer foͤrmlichen Satyre. Hiernaͤchſt iſt ein ander Spruͤch- Wort: Der Knittel iſt nicht weit vom Hun- de. Denn man laͤßt ſie oft mit einem Knittel am Halſe laufen. So hat denn auch ein ſcher- zender Poete ſeinen Knittel am Halſe, das iſt, er muß nicht aus den Schranken eines Dich- ters gehen, damit er nicht auf die Finger geklop- fet werde. Nun fuͤge ich noch das andere Meiſter-Stuͤck hinzu, welches ein, à deſſein, nach den Regeln der

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/183>, abgerufen am 24.11.2024.