Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.für einen Froschmäusler. Mannsperson oder das Frauenzimmer einenVers herausziehet, darauf stehet, von was Stan- de die Liebste oder der Liebste seyn werde, ob von adlichem, bürgerlichem oder Bauern-Stande? Aus dem andern Fache: Wie alt? Ob er ein Junggesell oder Witwer, und ob man eine Jung- fer, Witwe oder Hure bekommen werde. Jm dritten Fache stehen Reime: Ob die Liebste oder der Liebste werde schön oder garstig aussehen? Jm vierten: Ob das Geliebte werde reich oder arm feyn? Jm fünften: Ob es geschlanken Leibes, oder puckligt, mit einer Krücke, mit ei- nem abgeschossenen Beine, ohne Nase, und oh- ne sonst was seyn? Jm sechsten Fache: Von was Gemüths-Eigenschaft? Ob das Geliebte ehrgeizig, geldgeizig, oder wollüstig seyn werde? Ob es werde extra gehen? Ob es sich im Ehe- stande tapfer halten werde, oder nicht? Ob Kinder werden kommen, oder einer ein Hahnrey werden? Jm siebenten Fache: Wie das Ge- liebte mit dem Vornamen heissen werde? Jm achten Fache: Mit welchem Buchstaben sich der Geliebten Geschlechts-Name anheben wer- de? Wenn nun viele in der Gesellschaft sind, und einer aufschreibt, was in jedem Fache ein jedes gezogen, kömmt oft ein poßirlich Progno- sticon heraus. Z. E. einer zog durch alle acht Fächer folgende Reime: 1 Bey einem Jäger werd ich einst mein Lieb ausspü- ren; Nur gut, ich bins gewohnt, in Wald und Thal zu gehn; Auch G 4
fuͤr einen Froſchmaͤusler. Mannsperſon oder das Frauenzimmer einenVers herausziehet, darauf ſtehet, von was Stan- de die Liebſte oder der Liebſte ſeyn werde, ob von adlichem, buͤrgerlichem oder Bauern-Stande? Aus dem andern Fache: Wie alt? Ob er ein Junggeſell oder Witwer, und ob man eine Jung- fer, Witwe oder Hure bekommen werde. Jm dritten Fache ſtehen Reime: Ob die Liebſte oder der Liebſte werde ſchoͤn oder garſtig ausſehen? Jm vierten: Ob das Geliebte werde reich oder arm feyn? Jm fuͤnften: Ob es geſchlanken Leibes, oder puckligt, mit einer Kruͤcke, mit ei- nem abgeſchoſſenen Beine, ohne Naſe, und oh- ne ſonſt was ſeyn? Jm ſechſten Fache: Von was Gemuͤths-Eigenſchaft? Ob das Geliebte ehrgeizig, geldgeizig, oder wolluͤſtig ſeyn werde? Ob es werde extra gehen? Ob es ſich im Ehe- ſtande tapfer halten werde, oder nicht? Ob Kinder werden kommen, oder einer ein Hahnrey werden? Jm ſiebenten Fache: Wie das Ge- liebte mit dem Vornamen heiſſen werde? Jm achten Fache: Mit welchem Buchſtaben ſich der Geliebten Geſchlechts-Name anheben wer- de? Wenn nun viele in der Geſellſchaft ſind, und einer aufſchreibt, was in jedem Fache ein jedes gezogen, koͤmmt oft ein poßirlich Progno- ſticon heraus. Z. E. einer zog durch alle acht Faͤcher folgende Reime: 1 Bey einem Jaͤger werd ich einſt mein Lieb ausſpuͤ- ren; Nur gut, ich bins gewohnt, in Wald und Thal zu gehn; Auch G 4
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fuͤr einen Froſchmaͤusler.
Mannsperſon oder das Frauenzimmer einen
Vers herausziehet, darauf ſtehet, von was Stan-
de die Liebſte oder der Liebſte ſeyn werde, ob von
adlichem, buͤrgerlichem oder Bauern-Stande?
Aus dem andern Fache: Wie alt? Ob er ein
Junggeſell oder Witwer, und ob man eine Jung-
fer, Witwe oder Hure bekommen werde. Jm
dritten Fache ſtehen Reime: Ob die Liebſte oder
der Liebſte werde ſchoͤn oder garſtig ausſehen?
Jm vierten: Ob das Geliebte werde reich oder
arm feyn? Jm fuͤnften: Ob es geſchlanken
Leibes, oder puckligt, mit einer Kruͤcke, mit ei-
nem abgeſchoſſenen Beine, ohne Naſe, und oh-
ne ſonſt was ſeyn? Jm ſechſten Fache: Von
was Gemuͤths-Eigenſchaft? Ob das Geliebte
ehrgeizig, geldgeizig, oder wolluͤſtig ſeyn werde?
Ob es werde extra gehen? Ob es ſich im Ehe-
ſtande tapfer halten werde, oder nicht? Ob
Kinder werden kommen, oder einer ein Hahnrey
werden? Jm ſiebenten Fache: Wie das Ge-
liebte mit dem Vornamen heiſſen werde? Jm
achten Fache: Mit welchem Buchſtaben ſich
der Geliebten Geſchlechts-Name anheben wer-
de? Wenn nun viele in der Geſellſchaft ſind,
und einer aufſchreibt, was in jedem Fache ein
jedes gezogen, koͤmmt oft ein poßirlich Progno-
ſticon heraus. Z. E. einer zog durch alle acht
Faͤcher folgende Reime:
1 Bey einem Jaͤger werd ich einſt mein Lieb ausſpuͤ-
ren;
Nur gut, ich bins gewohnt, in Wald und Thal
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Zitationshilfe: | Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/111>, abgerufen am 22.07.2024. |