Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.glänzender und frischer sind als die an vielen der neueren Kunstprodukte. Die Tempel der zweiten Gattung haben eine ovale Form und majestätische hohe Portale, die unmittelbar in das Innere führen; sie heißen Chaitya. Der größte dieser Tempel hat auf jeder Seite eine Colonnade von neunzehn Säulen, der kleinste von acht; hier gibt es keine Veranden, keine Priesterzellen und kein Sanctuarium. Statt des letzteren steht an dem Ende des Tempels ein hohes Monument, das sich kuppelförmig endigt. Auf einem dieser Monumente ist die Gottheit Buddha in stehender Stellung ausgehauen. An den Wänden der größeren Tempel sind riesige Figuren aus dem lebenden Fels herausgearbeitet, darunter ein schlafender Buddha von 21 Fuß Länge. Nachdem ich stundenlang umher gestiegen und gekrochen war und jeden einzelnen Tempel genau besichtiget hatte, führte man mich in einen der Tempel zurück, und siehe da -- ein kleines Tischchen, mit Speisen und Getränken reich gedeckt, lud zum labenden Mahle ein. Kapitän Gill war so gütig, alles was zu einem gewählten Tiffen gehört, nebst Tisch und Stühlen, in diese Einöde nachzuforden. So gestärkt und erquickt fand ich den Heimweg nicht beschwerlich. Eine merkwürdige Lage hat das Haus, welches Kapitän Gill in Adjunta bewohnt: ein freundliches Gärtchen mit Blumen und Lauben umfaßt die Vorderseite, die eine schöne Ebene beherrscht, während die Rückseite auf der Kante eines wahrhaft fürchterlichen Abgrundes steht, über welchen sich der schwindelnde Blick in schroffe Felswände, in grausenhafte Schlünde und Klüfte verliert. glänzender und frischer sind als die an vielen der neueren Kunstprodukte. Die Tempel der zweiten Gattung haben eine ovale Form und majestätische hohe Portale, die unmittelbar in das Innere führen; sie heißen Chaitya. Der größte dieser Tempel hat auf jeder Seite eine Colonnade von neunzehn Säulen, der kleinste von acht; hier gibt es keine Veranden, keine Priesterzellen und kein Sanctuarium. Statt des letzteren steht an dem Ende des Tempels ein hohes Monument, das sich kuppelförmig endigt. Auf einem dieser Monumente ist die Gottheit Buddha in stehender Stellung ausgehauen. An den Wänden der größeren Tempel sind riesige Figuren aus dem lebenden Fels herausgearbeitet, darunter ein schlafender Buddha von 21 Fuß Länge. Nachdem ich stundenlang umher gestiegen und gekrochen war und jeden einzelnen Tempel genau besichtiget hatte, führte man mich in einen der Tempel zurück, und siehe da — ein kleines Tischchen, mit Speisen und Getränken reich gedeckt, lud zum labenden Mahle ein. Kapitän Gill war so gütig, alles was zu einem gewählten Tiffen gehört, nebst Tisch und Stühlen, in diese Einöde nachzuforden. So gestärkt und erquickt fand ich den Heimweg nicht beschwerlich. Eine merkwürdige Lage hat das Haus, welches Kapitän Gill in Adjunta bewohnt: ein freundliches Gärtchen mit Blumen und Lauben umfaßt die Vorderseite, die eine schöne Ebene beherrscht, während die Rückseite auf der Kante eines wahrhaft fürchterlichen Abgrundes steht, über welchen sich der schwindelnde Blick in schroffe Felswände, in grausenhafte Schlünde und Klüfte verliert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="55"/> glänzender und frischer sind als die an vielen der neueren Kunstprodukte.</p> <p>Die Tempel der zweiten Gattung haben eine ovale Form und majestätische hohe Portale, die unmittelbar in das Innere führen; sie heißen <hi rendition="#aq">Chaitya</hi>. Der größte dieser Tempel hat auf jeder Seite eine Colonnade von neunzehn Säulen, der kleinste von acht; hier gibt es keine Veranden, keine Priesterzellen und kein Sanctuarium. Statt des letzteren steht an dem Ende des Tempels ein hohes Monument, das sich kuppelförmig endigt. Auf einem dieser Monumente ist die Gottheit Buddha in stehender Stellung ausgehauen. An den Wänden der größeren Tempel sind riesige Figuren aus dem lebenden Fels herausgearbeitet, darunter ein schlafender Buddha von 21 Fuß Länge.</p> <p>Nachdem ich stundenlang umher gestiegen und gekrochen war und jeden einzelnen Tempel genau besichtiget hatte, führte man mich in einen der Tempel zurück, und siehe da — ein kleines Tischchen, mit Speisen und Getränken reich gedeckt, lud zum labenden Mahle ein. Kapitän <hi rendition="#aq">Gill</hi> war so gütig, alles was zu einem gewählten Tiffen gehört, nebst Tisch und Stühlen, in diese Einöde nachzuforden. So gestärkt und erquickt fand ich den Heimweg nicht beschwerlich.</p> <p>Eine merkwürdige Lage hat das Haus, welches Kapitän <hi rendition="#aq">Gill</hi> in <hi rendition="#aq">Adjunta</hi> bewohnt: ein freundliches Gärtchen mit Blumen und Lauben umfaßt die Vorderseite, die eine schöne Ebene beherrscht, während die Rückseite auf der Kante eines wahrhaft fürchterlichen Abgrundes steht, über welchen sich der schwindelnde Blick in schroffe Felswände, in grausenhafte Schlünde und Klüfte verliert.</p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0063]
glänzender und frischer sind als die an vielen der neueren Kunstprodukte.
Die Tempel der zweiten Gattung haben eine ovale Form und majestätische hohe Portale, die unmittelbar in das Innere führen; sie heißen Chaitya. Der größte dieser Tempel hat auf jeder Seite eine Colonnade von neunzehn Säulen, der kleinste von acht; hier gibt es keine Veranden, keine Priesterzellen und kein Sanctuarium. Statt des letzteren steht an dem Ende des Tempels ein hohes Monument, das sich kuppelförmig endigt. Auf einem dieser Monumente ist die Gottheit Buddha in stehender Stellung ausgehauen. An den Wänden der größeren Tempel sind riesige Figuren aus dem lebenden Fels herausgearbeitet, darunter ein schlafender Buddha von 21 Fuß Länge.
Nachdem ich stundenlang umher gestiegen und gekrochen war und jeden einzelnen Tempel genau besichtiget hatte, führte man mich in einen der Tempel zurück, und siehe da — ein kleines Tischchen, mit Speisen und Getränken reich gedeckt, lud zum labenden Mahle ein. Kapitän Gill war so gütig, alles was zu einem gewählten Tiffen gehört, nebst Tisch und Stühlen, in diese Einöde nachzuforden. So gestärkt und erquickt fand ich den Heimweg nicht beschwerlich.
Eine merkwürdige Lage hat das Haus, welches Kapitän Gill in Adjunta bewohnt: ein freundliches Gärtchen mit Blumen und Lauben umfaßt die Vorderseite, die eine schöne Ebene beherrscht, während die Rückseite auf der Kante eines wahrhaft fürchterlichen Abgrundes steht, über welchen sich der schwindelnde Blick in schroffe Felswände, in grausenhafte Schlünde und Klüfte verliert.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/63>, abgerufen am 16.02.2025. |