Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Nacht zu reisen ging durchaus nicht an, da die Einöden und Jungles oft sehr ausgedehnt und überdieß mit Tigern ziemlich belebt waren, deren Dasein wir schon am folgenden Tage erfahren sollten, -- auch waren meine Leute der Wege unkunding. 29. Februar. Die heutige Station war eine der größten; wir begaben uns daher schon um drei Uhr Morgens auf den Weg, der durch abscheuliche Einöden und magere Jungles führte. Nachdem wir eine Zeit lang ruhig gefahren waren, blieben die Thiere wie eingewurzelt stehen und fingen zu zittern an; ihre Furcht theilte sich alsbald den Leuten mit, die mit Entsetzen die Worte "Bach, Bach," d. h. "Tiger, Tiger," ausriefen. Ich befahl ihnen fort zu schreien und zu lärmen, um die Thiere, wenn deren wirklich in der Nähe sein sollten, ein wenig abzuschrecken, ließ einiges Jungle-Gras ausreißen und in Brand stecken und das Feuer beständig unterhalten. Ich hörte jedoch kein Geheul und bemerkte außer der Angst meiner Leute und Thiere kein weiteres Anzeichen der gefürchteten Nähe. Dessen ohngeachtet erwartete ich diesmal den Sonnenaufgang, gleich meinen Leuten, mit großer Sehnsucht, worauf wir weiter zogen. Später erfuhren wir, daß in dieser Gegend beinahe jede Nacht ein Ochse, ein Pferd oder eine Ziege von den Tigern geraubt wird. Ein armes Weib, das sich mit Sammeln des dürren Jungle-Grases verspätete, sollte erst vor wenigen Tagen zerrissen worden sein. Alle Dörfer waren mit hohen Stein- und Erdwällen umgeben, ob aus Furcht vor den Raubthieren oder aus einer andern Ursache, konnte ich nicht mit Bestimmtheit erfahren. Diese Festungsdörfer erstreckten sich Nacht zu reisen ging durchaus nicht an, da die Einöden und Jungles oft sehr ausgedehnt und überdieß mit Tigern ziemlich belebt waren, deren Dasein wir schon am folgenden Tage erfahren sollten, — auch waren meine Leute der Wege unkunding. 29. Februar. Die heutige Station war eine der größten; wir begaben uns daher schon um drei Uhr Morgens auf den Weg, der durch abscheuliche Einöden und magere Jungles führte. Nachdem wir eine Zeit lang ruhig gefahren waren, blieben die Thiere wie eingewurzelt stehen und fingen zu zittern an; ihre Furcht theilte sich alsbald den Leuten mit, die mit Entsetzen die Worte „Bach, Bach,“ d. h. „Tiger, Tiger,“ ausriefen. Ich befahl ihnen fort zu schreien und zu lärmen, um die Thiere, wenn deren wirklich in der Nähe sein sollten, ein wenig abzuschrecken, ließ einiges Jungle-Gras ausreißen und in Brand stecken und das Feuer beständig unterhalten. Ich hörte jedoch kein Geheul und bemerkte außer der Angst meiner Leute und Thiere kein weiteres Anzeichen der gefürchteten Nähe. Dessen ohngeachtet erwartete ich diesmal den Sonnenaufgang, gleich meinen Leuten, mit großer Sehnsucht, worauf wir weiter zogen. Später erfuhren wir, daß in dieser Gegend beinahe jede Nacht ein Ochse, ein Pferd oder eine Ziege von den Tigern geraubt wird. Ein armes Weib, das sich mit Sammeln des dürren Jungle-Grases verspätete, sollte erst vor wenigen Tagen zerrissen worden sein. Alle Dörfer waren mit hohen Stein- und Erdwällen umgeben, ob aus Furcht vor den Raubthieren oder aus einer andern Ursache, konnte ich nicht mit Bestimmtheit erfahren. Diese Festungsdörfer erstreckten sich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0059" n="51"/> Nacht zu reisen ging durchaus nicht an, da die Einöden und <hi rendition="#aq">Jungles</hi> oft sehr ausgedehnt und überdieß mit Tigern ziemlich belebt waren, deren Dasein wir schon am folgenden Tage erfahren sollten, — auch waren meine Leute der Wege unkunding.</p> <p>29. Februar. Die heutige Station war eine der größten; wir begaben uns daher schon um drei Uhr Morgens auf den Weg, der durch abscheuliche Einöden und magere <hi rendition="#aq">Jungles</hi> führte. 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Ein armes Weib, das sich mit Sammeln des dürren <hi rendition="#aq">Jungle</hi>-Grases verspätete, sollte erst vor wenigen Tagen zerrissen worden sein. Alle Dörfer waren mit hohen Stein- und Erdwällen umgeben, ob aus Furcht vor den Raubthieren oder aus einer andern Ursache, konnte ich nicht mit Bestimmtheit erfahren. Diese Festungsdörfer erstreckten sich </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0059]
Nacht zu reisen ging durchaus nicht an, da die Einöden und Jungles oft sehr ausgedehnt und überdieß mit Tigern ziemlich belebt waren, deren Dasein wir schon am folgenden Tage erfahren sollten, — auch waren meine Leute der Wege unkunding.
29. Februar. Die heutige Station war eine der größten; wir begaben uns daher schon um drei Uhr Morgens auf den Weg, der durch abscheuliche Einöden und magere Jungles führte. Nachdem wir eine Zeit lang ruhig gefahren waren, blieben die Thiere wie eingewurzelt stehen und fingen zu zittern an; ihre Furcht theilte sich alsbald den Leuten mit, die mit Entsetzen die Worte „Bach, Bach,“ d. h. „Tiger, Tiger,“ ausriefen. Ich befahl ihnen fort zu schreien und zu lärmen, um die Thiere, wenn deren wirklich in der Nähe sein sollten, ein wenig abzuschrecken, ließ einiges Jungle-Gras ausreißen und in Brand stecken und das Feuer beständig unterhalten. Ich hörte jedoch kein Geheul und bemerkte außer der Angst meiner Leute und Thiere kein weiteres Anzeichen der gefürchteten Nähe. Dessen ohngeachtet erwartete ich diesmal den Sonnenaufgang, gleich meinen Leuten, mit großer Sehnsucht, worauf wir weiter zogen. Später erfuhren wir, daß in dieser Gegend beinahe jede Nacht ein Ochse, ein Pferd oder eine Ziege von den Tigern geraubt wird. Ein armes Weib, das sich mit Sammeln des dürren Jungle-Grases verspätete, sollte erst vor wenigen Tagen zerrissen worden sein. Alle Dörfer waren mit hohen Stein- und Erdwällen umgeben, ob aus Furcht vor den Raubthieren oder aus einer andern Ursache, konnte ich nicht mit Bestimmtheit erfahren. Diese Festungsdörfer erstreckten sich
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