Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.sich an die Quarantäne anschließt. Auf diesem Hügel standen Reste eines Tempels -- Bruchstücke einer Mauer und eine sehr beschädigte Säule. Letztere bestand aus einem Stücke Stein, war canelirt und mochte, dem Umfange nach, sehr hoch gewesen sein. Diese Ruinen sollen von einem ausgezeichnet schönen Jupiter-Tempel stammen. 21. October. Heute schlug uns die Stunde der Freiheit. Schon den Abend zuvor hatten wir eine kleine Barke bestellt, die uns zeitlich des Morgens nach Athen bringen sollte. Aber meine Mitgefangenen wollten erst ihre wieder erhaltene Freiheit in einem Gasthause feiern, und so ward es eilf Uhr bis wir fortkamen. Ich benützte diese Zeit, und sah mich ein bischen im Städtchen und der nahen Umgebung um. Das Städtchen ist sehr klein und mit nichts weniger als Prachtgebäuden versehen. Das einzige, was ich hie und da aus der grauen Vorzeit noch entdeckte, waren Spuren von Zimmerböden, die mit farbigen Steinen mosaikartig eingelegt waren. -- So viel ich von der Insel Aegina sehen konnte, ist sie äußerst öde und kahl, und wohl könnte man nimmer vermuthen, daß sie einst durch Handel und Kunst reich blühte. Aegina, eine griechische Insel von zwei Quadrat-Meilen, bildete einst einen eigenen Staat und soll den Namen von Aegina, des Aesopus Tochter erhalten haben. Auf dieser Insel sagt man, sei in Griechenland das erste Geld geprägt worden. Unsere Fahrt nach dem Piräus währte sehr lange. -- Kein Lüftchen blähte unsere Segel, die Schiffer mußten die Ruder zur Hand nehmen, und erst gegen acht Uhr sich an die Quarantäne anschließt. Auf diesem Hügel standen Reste eines Tempels — Bruchstücke einer Mauer und eine sehr beschädigte Säule. Letztere bestand aus einem Stücke Stein, war canelirt und mochte, dem Umfange nach, sehr hoch gewesen sein. Diese Ruinen sollen von einem ausgezeichnet schönen Jupiter-Tempel stammen. 21. October. Heute schlug uns die Stunde der Freiheit. Schon den Abend zuvor hatten wir eine kleine Barke bestellt, die uns zeitlich des Morgens nach Athen bringen sollte. Aber meine Mitgefangenen wollten erst ihre wieder erhaltene Freiheit in einem Gasthause feiern, und so ward es eilf Uhr bis wir fortkamen. Ich benützte diese Zeit, und sah mich ein bischen im Städtchen und der nahen Umgebung um. Das Städtchen ist sehr klein und mit nichts weniger als Prachtgebäuden versehen. Das einzige, was ich hie und da aus der grauen Vorzeit noch entdeckte, waren Spuren von Zimmerböden, die mit farbigen Steinen mosaikartig eingelegt waren. — So viel ich von der Insel Aegina sehen konnte, ist sie äußerst öde und kahl, und wohl könnte man nimmer vermuthen, daß sie einst durch Handel und Kunst reich blühte. Aegina, eine griechische Insel von zwei Quadrat-Meilen, bildete einst einen eigenen Staat und soll den Namen von Aegina, des Aesopus Tochter erhalten haben. Auf dieser Insel sagt man, sei in Griechenland das erste Geld geprägt worden. Unsere Fahrt nach dem Piräus währte sehr lange. — Kein Lüftchen blähte unsere Segel, die Schiffer mußten die Ruder zur Hand nehmen, und erst gegen acht Uhr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0319" n="311"/> sich an die Quarantäne anschließt. Auf diesem Hügel standen Reste eines Tempels — Bruchstücke einer Mauer und eine sehr beschädigte Säule. Letztere bestand aus einem Stücke Stein, war canelirt und mochte, dem Umfange nach, sehr hoch gewesen sein. Diese Ruinen sollen von einem ausgezeichnet schönen Jupiter-Tempel stammen.</p> <p>21. October. Heute schlug uns die Stunde der Freiheit. Schon den Abend zuvor hatten wir eine kleine Barke bestellt, die uns zeitlich des Morgens nach <hi rendition="#aq">Athen</hi> bringen sollte. Aber meine Mitgefangenen wollten erst ihre wieder erhaltene Freiheit in einem Gasthause feiern, und so ward es eilf Uhr bis wir fortkamen. Ich benützte diese Zeit, und sah mich ein bischen im Städtchen und der nahen Umgebung um. Das Städtchen ist sehr klein und mit nichts weniger als Prachtgebäuden versehen. Das einzige, was ich hie und da aus der grauen Vorzeit noch entdeckte, waren Spuren von Zimmerböden, die mit farbigen Steinen mosaikartig eingelegt waren. — So viel ich von der Insel Aegina sehen konnte, ist sie äußerst öde und kahl, und wohl könnte man nimmer vermuthen, daß sie einst durch Handel und Kunst reich blühte.</p> <p>Aegina, eine griechische Insel von zwei Quadrat-Meilen, bildete einst einen eigenen Staat und soll den Namen von Aegina, des Aesopus Tochter erhalten haben. Auf dieser Insel sagt man, sei in Griechenland das erste Geld geprägt worden.</p> <p>Unsere Fahrt nach dem Piräus währte sehr lange. — Kein Lüftchen blähte unsere Segel, die Schiffer mußten die Ruder zur Hand nehmen, und erst gegen acht Uhr </p> </div> </body> </text> </TEI> [311/0319]
sich an die Quarantäne anschließt. Auf diesem Hügel standen Reste eines Tempels — Bruchstücke einer Mauer und eine sehr beschädigte Säule. Letztere bestand aus einem Stücke Stein, war canelirt und mochte, dem Umfange nach, sehr hoch gewesen sein. Diese Ruinen sollen von einem ausgezeichnet schönen Jupiter-Tempel stammen.
21. October. Heute schlug uns die Stunde der Freiheit. Schon den Abend zuvor hatten wir eine kleine Barke bestellt, die uns zeitlich des Morgens nach Athen bringen sollte. Aber meine Mitgefangenen wollten erst ihre wieder erhaltene Freiheit in einem Gasthause feiern, und so ward es eilf Uhr bis wir fortkamen. Ich benützte diese Zeit, und sah mich ein bischen im Städtchen und der nahen Umgebung um. Das Städtchen ist sehr klein und mit nichts weniger als Prachtgebäuden versehen. Das einzige, was ich hie und da aus der grauen Vorzeit noch entdeckte, waren Spuren von Zimmerböden, die mit farbigen Steinen mosaikartig eingelegt waren. — So viel ich von der Insel Aegina sehen konnte, ist sie äußerst öde und kahl, und wohl könnte man nimmer vermuthen, daß sie einst durch Handel und Kunst reich blühte.
Aegina, eine griechische Insel von zwei Quadrat-Meilen, bildete einst einen eigenen Staat und soll den Namen von Aegina, des Aesopus Tochter erhalten haben. Auf dieser Insel sagt man, sei in Griechenland das erste Geld geprägt worden.
Unsere Fahrt nach dem Piräus währte sehr lange. — Kein Lüftchen blähte unsere Segel, die Schiffer mußten die Ruder zur Hand nehmen, und erst gegen acht Uhr
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/319>, abgerufen am 18.07.2024. |