Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.knapp an den Quais vor Anker legen können. Schleußen, Docks, Quais u. s. w. werden mit verschwenderischer Pracht und Großartigkeit ausgeführt. Noch war nicht alles beendet, es herrschte eine Regsamkeit ohne gleichen; Tausende von Händen waren auf allen Seiten geschäftig. Unter den Arbeitern zeigte man mir viele der gefangenen polnischen Edelleute, die zur Strafe für den letzten Versuch (im Jahre 1831), sich von dem russischen Joche zu befreien, hierher gesendet wurden. Die Festungswerke und Kasernen sind so groß, daß sie bei 30,000 Mann fassen können. Die Stadt selbst ist erst seit kurzem entstanden und liegt auf einer nakten und öden Hügelkette. Unter den Gebäuden fällt die griechische Kirche am meisten in die Augen, da sie ganz einsam auf einem der Hügel steht, und in dem Style eines grichischen Tempels erbaut ist. Das Bibliotheks-Gebäude liegt am höchsten, -- eine gute Allegorie, wenn man beim Baue daran gedacht hat. Schön ist auch eine offene Säulenhalle in der Nähe des Klubgebäudes, an die sich eine Steintreppe schließt, welche bis an das Meeresgestade führt und dem Landenden zum bequemen Aufgange in die Stadt dient. Ein gothisches Monument, dem rühmlichen Andenken des Kapitäns Cozar gesetzt, der sich bei der Schlacht von Navarin besonders auszeichnete und dabei seinen Tod fand, erregt nicht minder des Reisenden Neugierde. Es steht gleich der Kirche ganz vereinzelt auf einem der Hügel. Die Straßen hier, wie in all' den neu angelegten russischen Städten, sind breit und rein. 30. September. Zeitlich am Morgen kamen wir in knapp an den Quais vor Anker legen können. Schleußen, Docks, Quais u. s. w. werden mit verschwenderischer Pracht und Großartigkeit ausgeführt. Noch war nicht alles beendet, es herrschte eine Regsamkeit ohne gleichen; Tausende von Händen waren auf allen Seiten geschäftig. Unter den Arbeitern zeigte man mir viele der gefangenen polnischen Edelleute, die zur Strafe für den letzten Versuch (im Jahre 1831), sich von dem russischen Joche zu befreien, hierher gesendet wurden. Die Festungswerke und Kasernen sind so groß, daß sie bei 30,000 Mann fassen können. Die Stadt selbst ist erst seit kurzem entstanden und liegt auf einer nakten und öden Hügelkette. Unter den Gebäuden fällt die griechische Kirche am meisten in die Augen, da sie ganz einsam auf einem der Hügel steht, und in dem Style eines grichischen Tempels erbaut ist. Das Bibliotheks-Gebäude liegt am höchsten, — eine gute Allegorie, wenn man beim Baue daran gedacht hat. Schön ist auch eine offene Säulenhalle in der Nähe des Klubgebäudes, an die sich eine Steintreppe schließt, welche bis an das Meeresgestade führt und dem Landenden zum bequemen Aufgange in die Stadt dient. Ein gothisches Monument, dem rühmlichen Andenken des Kapitäns Cozar gesetzt, der sich bei der Schlacht von Navarin besonders auszeichnete und dabei seinen Tod fand, erregt nicht minder des Reisenden Neugierde. Es steht gleich der Kirche ganz vereinzelt auf einem der Hügel. Die Straßen hier, wie in all’ den neu angelegten russischen Städten, sind breit und rein. 30. September. Zeitlich am Morgen kamen wir in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0306" n="298"/> knapp an den Quais vor Anker legen können. Schleußen, Docks, Quais u. s. w. werden mit verschwenderischer Pracht und Großartigkeit ausgeführt. Noch war nicht alles beendet, es herrschte eine Regsamkeit ohne gleichen; Tausende von Händen waren auf allen Seiten geschäftig. Unter den Arbeitern zeigte man mir viele der gefangenen polnischen Edelleute, die zur Strafe für den letzten Versuch (im Jahre 1831), sich von dem russischen Joche zu befreien, hierher gesendet wurden.</p> <p>Die Festungswerke und Kasernen sind so groß, daß sie bei 30,000 Mann fassen können.</p> <p>Die Stadt selbst ist erst seit kurzem entstanden und liegt auf einer nakten und öden Hügelkette. Unter den Gebäuden fällt die griechische Kirche am meisten in die Augen, da sie ganz einsam auf einem der Hügel steht, und in dem Style eines grichischen Tempels erbaut ist. Das Bibliotheks-Gebäude liegt am höchsten, — eine gute Allegorie, wenn man beim Baue daran gedacht hat. Schön ist auch eine offene Säulenhalle in der Nähe des Klubgebäudes, an die sich eine Steintreppe schließt, welche bis an das Meeresgestade führt und dem Landenden zum bequemen Aufgange in die Stadt dient. Ein gothisches Monument, dem rühmlichen Andenken des Kapitäns Cozar gesetzt, der sich bei der Schlacht von <hi rendition="#aq">Navarin</hi> besonders auszeichnete und dabei seinen Tod fand, erregt nicht minder des Reisenden Neugierde. Es steht gleich der Kirche ganz vereinzelt auf einem der Hügel.</p> <p>Die Straßen hier, wie in all’ den neu angelegten russischen Städten, sind breit und rein.</p> <p>30. September. Zeitlich am Morgen kamen wir in </p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0306]
knapp an den Quais vor Anker legen können. Schleußen, Docks, Quais u. s. w. werden mit verschwenderischer Pracht und Großartigkeit ausgeführt. Noch war nicht alles beendet, es herrschte eine Regsamkeit ohne gleichen; Tausende von Händen waren auf allen Seiten geschäftig. Unter den Arbeitern zeigte man mir viele der gefangenen polnischen Edelleute, die zur Strafe für den letzten Versuch (im Jahre 1831), sich von dem russischen Joche zu befreien, hierher gesendet wurden.
Die Festungswerke und Kasernen sind so groß, daß sie bei 30,000 Mann fassen können.
Die Stadt selbst ist erst seit kurzem entstanden und liegt auf einer nakten und öden Hügelkette. Unter den Gebäuden fällt die griechische Kirche am meisten in die Augen, da sie ganz einsam auf einem der Hügel steht, und in dem Style eines grichischen Tempels erbaut ist. Das Bibliotheks-Gebäude liegt am höchsten, — eine gute Allegorie, wenn man beim Baue daran gedacht hat. Schön ist auch eine offene Säulenhalle in der Nähe des Klubgebäudes, an die sich eine Steintreppe schließt, welche bis an das Meeresgestade führt und dem Landenden zum bequemen Aufgange in die Stadt dient. Ein gothisches Monument, dem rühmlichen Andenken des Kapitäns Cozar gesetzt, der sich bei der Schlacht von Navarin besonders auszeichnete und dabei seinen Tod fand, erregt nicht minder des Reisenden Neugierde. Es steht gleich der Kirche ganz vereinzelt auf einem der Hügel.
Die Straßen hier, wie in all’ den neu angelegten russischen Städten, sind breit und rein.
30. September. Zeitlich am Morgen kamen wir in
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/306>, abgerufen am 17.07.2024. |