Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Wunsch zu erfüllen, sondern er war sogar so gefällig, mich selbst zu begleiten. Die Tumuli sind Monumente ganz eigener Art: sie bestehen aus einem ungefähr sechzig Fuß langen, vierzehn Fuß breiten und 25 Fuß hohen Gange, und aus einem ganz kleinen Kämmerchen, das am Ende des Ganges liegt. Die Wände des Ganzen steigen schief auf, wie das Dach eines Hauses, und neigen sich oben so zusammen, daß höchstens ein Fuß Raum dazwischen bleibt. Sie sind von langen, sehr dicken Steinplatten erbaut, die der Art über einander gelegt sind, daß die obere Reihe über die untere stets sechs bis sieben Zoll hervorragt. Auf der obersten fußbreiten Oeffnung liegen ebenfalls massive Steinplatten. Wenn man von der Ferne in den Eingang blickt, sehen die Wände wie canelirt aus. Das Gemach ist ein längliches Viereck, über das sich eine kleine gewölbte Decke spannt, und ist auf dieselbe Art gebaut, wie der Gang. Nach der Beisetzung des Sarkophages in dem Gemache wurde das ganze Monument mit Erde überschüttet. Der schöne Marmor-Sarkophag, der im Museum steht, ist einem Grabmale entnommen, welches nahe den Quarantaine-Gebäuden liegt, und für jenes des Königs Bentik gehalten wird. Die meisten der Monumente wurden schon von den Türcken geöffnet, die noch übrigen von der russischen Regierung. Man fand viele der Leichen mit goldenen Blätterkronen und Geschmeide bekleidet, wie sie im Museum zu sehen sind, -- auch Münzen wurden häufig gefunden. Am 26. September war ein großer Feststag für die Russen: sie feierten die Kreuzauffindung Christi. Das Volk Wunsch zu erfüllen, sondern er war sogar so gefällig, mich selbst zu begleiten. Die Tumuli sind Monumente ganz eigener Art: sie bestehen aus einem ungefähr sechzig Fuß langen, vierzehn Fuß breiten und 25 Fuß hohen Gange, und aus einem ganz kleinen Kämmerchen, das am Ende des Ganges liegt. Die Wände des Ganzen steigen schief auf, wie das Dach eines Hauses, und neigen sich oben so zusammen, daß höchstens ein Fuß Raum dazwischen bleibt. Sie sind von langen, sehr dicken Steinplatten erbaut, die der Art über einander gelegt sind, daß die obere Reihe über die untere stets sechs bis sieben Zoll hervorragt. Auf der obersten fußbreiten Oeffnung liegen ebenfalls massive Steinplatten. Wenn man von der Ferne in den Eingang blickt, sehen die Wände wie canelirt aus. Das Gemach ist ein längliches Viereck, über das sich eine kleine gewölbte Decke spannt, und ist auf dieselbe Art gebaut, wie der Gang. Nach der Beisetzung des Sarkophages in dem Gemache wurde das ganze Monument mit Erde überschüttet. Der schöne Marmor-Sarkophag, der im Museum steht, ist einem Grabmale entnommen, welches nahe den Quarantaine-Gebäuden liegt, und für jenes des Königs Bentik gehalten wird. Die meisten der Monumente wurden schon von den Türcken geöffnet, die noch übrigen von der russischen Regierung. Man fand viele der Leichen mit goldenen Blätterkronen und Geschmeide bekleidet, wie sie im Museum zu sehen sind, — auch Münzen wurden häufig gefunden. Am 26. September war ein großer Feststag für die Russen: sie feierten die Kreuzauffindung Christi. Das Volk <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0298" n="290"/> Wunsch zu erfüllen, sondern er war sogar so gefällig, mich selbst zu begleiten.</p> <p>Die Tumuli sind Monumente ganz eigener Art: sie bestehen aus einem ungefähr sechzig Fuß langen, vierzehn Fuß breiten und 25 Fuß hohen Gange, und aus einem ganz kleinen Kämmerchen, das am Ende des Ganges liegt. Die Wände des Ganzen steigen schief auf, wie das Dach eines Hauses, und neigen sich oben so zusammen, daß höchstens ein Fuß Raum dazwischen bleibt. Sie sind von langen, sehr dicken Steinplatten erbaut, die der Art über einander gelegt sind, daß die obere Reihe über die untere stets sechs bis sieben Zoll hervorragt. Auf der obersten fußbreiten Oeffnung liegen ebenfalls massive Steinplatten. Wenn man von der Ferne in den Eingang blickt, sehen die Wände wie canelirt aus. Das Gemach ist ein längliches Viereck, über das sich eine kleine gewölbte Decke spannt, und ist auf dieselbe Art gebaut, wie der Gang. Nach der Beisetzung des Sarkophages in dem Gemache wurde das ganze Monument mit Erde überschüttet.</p> <p>Der schöne Marmor-Sarkophag, der im Museum steht, ist einem Grabmale entnommen, welches nahe den Quarantaine-Gebäuden liegt, und für jenes des Königs <hi rendition="#aq">Bentik</hi> gehalten wird.</p> <p>Die meisten der Monumente wurden schon von den Türcken geöffnet, die noch übrigen von der russischen Regierung. Man fand viele der Leichen mit goldenen Blätterkronen und Geschmeide bekleidet, wie sie im Museum zu sehen sind, — auch Münzen wurden häufig gefunden.</p> <p>Am 26. September war ein großer Feststag für die Russen: sie feierten die Kreuzauffindung Christi. Das Volk </p> </div> </body> </text> </TEI> [290/0298]
Wunsch zu erfüllen, sondern er war sogar so gefällig, mich selbst zu begleiten.
Die Tumuli sind Monumente ganz eigener Art: sie bestehen aus einem ungefähr sechzig Fuß langen, vierzehn Fuß breiten und 25 Fuß hohen Gange, und aus einem ganz kleinen Kämmerchen, das am Ende des Ganges liegt. Die Wände des Ganzen steigen schief auf, wie das Dach eines Hauses, und neigen sich oben so zusammen, daß höchstens ein Fuß Raum dazwischen bleibt. Sie sind von langen, sehr dicken Steinplatten erbaut, die der Art über einander gelegt sind, daß die obere Reihe über die untere stets sechs bis sieben Zoll hervorragt. Auf der obersten fußbreiten Oeffnung liegen ebenfalls massive Steinplatten. Wenn man von der Ferne in den Eingang blickt, sehen die Wände wie canelirt aus. Das Gemach ist ein längliches Viereck, über das sich eine kleine gewölbte Decke spannt, und ist auf dieselbe Art gebaut, wie der Gang. Nach der Beisetzung des Sarkophages in dem Gemache wurde das ganze Monument mit Erde überschüttet.
Der schöne Marmor-Sarkophag, der im Museum steht, ist einem Grabmale entnommen, welches nahe den Quarantaine-Gebäuden liegt, und für jenes des Königs Bentik gehalten wird.
Die meisten der Monumente wurden schon von den Türcken geöffnet, die noch übrigen von der russischen Regierung. Man fand viele der Leichen mit goldenen Blätterkronen und Geschmeide bekleidet, wie sie im Museum zu sehen sind, — auch Münzen wurden häufig gefunden.
Am 26. September war ein großer Feststag für die Russen: sie feierten die Kreuzauffindung Christi. Das Volk
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/298>, abgerufen am 16.07.2024. |