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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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ihre Ansprüche nicht minder gewichtig als jene eines Herren. Ganz anders ist es aber auf einem russischen Postamte: wenn ein Beamter oder Offizier kömmt, -- da hat alles Hände und Füße, da krümmt sich alles um die Wette, denn man fürchtet Prügel und Strafen. Offiziere und Beamte gehören in Rußland zur privilegirten Kaste und erlauben sich alle Eigenmächtigkeiten. Wenn sie z. B. nicht im Dienste reisen, sollen sie, der Vorschrift gemäß, nicht mehr Recht haben als jeder Privatreisende. Aber statt mit gutem Beispiele voranzugehen, um dem großen Haufen zu zeigen, daß man sich den Gesetzen und Ordnungen fügen müsse, so sind gerade sie es, die alle Gesetze mit Füßen treten. Sie schicken einen Diener voraus oder ersuchen einen ihrer reisenden Freunde, auf den Stationen zu melden, daß sie an diesem oder jenem Tage kämen und acht bis zwölf Pferde benöthigten. Tritt während dieser Zeit irgend ein Hinderniß ein, fällt eine Jagd, ein Essen vor, oder bekömmt die Gemalin Kopfweh oder Krämpfe, so verschiebt man die Reise ganz einfach um einen oder zwei Tage, -- die Pferde stehen fortwährend bereit und der Postbeamte darf es nicht wagen, sie Privatreisenden zu geben*). So kann es sich treffen, daß man ein auch zwei Tage auf derselben Station sitzen bleibt und mit der so eilig fahrenden russischen Post nicht weiter kömmt als mit einer Karavane. Im Laufe meiner Reisen mit der

*) Es geht so weit, daß wenn die Pferde schon angespannt sind, der Reisende bereits im Wagen sitzt, und es kommt ein Offizier oder Beamter, man die Pferde wieder ausspannt, den Privaten sitzen läßt und die andern Herren expedirt.

ihre Ansprüche nicht minder gewichtig als jene eines Herren. Ganz anders ist es aber auf einem russischen Postamte: wenn ein Beamter oder Offizier kömmt, — da hat alles Hände und Füße, da krümmt sich alles um die Wette, denn man fürchtet Prügel und Strafen. Offiziere und Beamte gehören in Rußland zur privilegirten Kaste und erlauben sich alle Eigenmächtigkeiten. Wenn sie z. B. nicht im Dienste reisen, sollen sie, der Vorschrift gemäß, nicht mehr Recht haben als jeder Privatreisende. Aber statt mit gutem Beispiele voranzugehen, um dem großen Haufen zu zeigen, daß man sich den Gesetzen und Ordnungen fügen müsse, so sind gerade sie es, die alle Gesetze mit Füßen treten. Sie schicken einen Diener voraus oder ersuchen einen ihrer reisenden Freunde, auf den Stationen zu melden, daß sie an diesem oder jenem Tage kämen und acht bis zwölf Pferde benöthigten. Tritt während dieser Zeit irgend ein Hinderniß ein, fällt eine Jagd, ein Essen vor, oder bekömmt die Gemalin Kopfweh oder Krämpfe, so verschiebt man die Reise ganz einfach um einen oder zwei Tage, — die Pferde stehen fortwährend bereit und der Postbeamte darf es nicht wagen, sie Privatreisenden zu geben*). So kann es sich treffen, daß man ein auch zwei Tage auf derselben Station sitzen bleibt und mit der so eilig fahrenden russischen Post nicht weiter kömmt als mit einer Karavane. Im Laufe meiner Reisen mit der

*) Es geht so weit, daß wenn die Pferde schon angespannt sind, der Reisende bereits im Wagen sitzt, und es kommt ein Offizier oder Beamter, man die Pferde wieder ausspannt, den Privaten sitzen läßt und die andern Herren expedirt.
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[257/0265] ihre Ansprüche nicht minder gewichtig als jene eines Herren. Ganz anders ist es aber auf einem russischen Postamte: wenn ein Beamter oder Offizier kömmt, — da hat alles Hände und Füße, da krümmt sich alles um die Wette, denn man fürchtet Prügel und Strafen. Offiziere und Beamte gehören in Rußland zur privilegirten Kaste und erlauben sich alle Eigenmächtigkeiten. Wenn sie z. B. nicht im Dienste reisen, sollen sie, der Vorschrift gemäß, nicht mehr Recht haben als jeder Privatreisende. Aber statt mit gutem Beispiele voranzugehen, um dem großen Haufen zu zeigen, daß man sich den Gesetzen und Ordnungen fügen müsse, so sind gerade sie es, die alle Gesetze mit Füßen treten. Sie schicken einen Diener voraus oder ersuchen einen ihrer reisenden Freunde, auf den Stationen zu melden, daß sie an diesem oder jenem Tage kämen und acht bis zwölf Pferde benöthigten. Tritt während dieser Zeit irgend ein Hinderniß ein, fällt eine Jagd, ein Essen vor, oder bekömmt die Gemalin Kopfweh oder Krämpfe, so verschiebt man die Reise ganz einfach um einen oder zwei Tage, — die Pferde stehen fortwährend bereit und der Postbeamte darf es nicht wagen, sie Privatreisenden zu geben *). So kann es sich treffen, daß man ein auch zwei Tage auf derselben Station sitzen bleibt und mit der so eilig fahrenden russischen Post nicht weiter kömmt als mit einer Karavane. Im Laufe meiner Reisen mit der *) Es geht so weit, daß wenn die Pferde schon angespannt sind, der Reisende bereits im Wagen sitzt, und es kommt ein Offizier oder Beamter, man die Pferde wieder ausspannt, den Privaten sitzen läßt und die andern Herren expedirt.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/265>, abgerufen am 25.11.2024.