Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Mandeln und Früchte, die nicht nur einladend aussahen, sondern auch herrlich schmeckten.

Zur Zeit meines Aufenthaltes in Tebris hatten gerade die Zuckermelonen und Pfirsiche den Höhenpunkt ihrer Reife erlangt. Sie waren so ausgezeichnet, daß man wohl sah, Persien sei ihr eingentliches Vaterland. Die Melonen haben häufiger ein weißliches oder grünliches als gelbliches Fleisch; man kann sie bis auf die äußerste feine Schale genießen, und, wenn es möglich wäre, daß etwas die Süße des Zuckers überträfe, so müßten es diese Melonen sein. Auch die Pfirsiche sind überaus saftig, süß und aromatisch.

Bevor ich Tebris verlasse, muß ich noch mit einigen Worten des Volkes erwähnen. Die Gesichtsfarbe des gemeinen Mannes ist wohl etwas mehr als sonnenverbrannt; unter der höhern Classe herrscht die weiße Hautfarbe bei beiden Geschlechtern vor. Alle haben schwarze Augen und Haare. Der Wuchs ist kräftig und hoch, die Gesichtszüge sind sehr markirt, besonders die Nase, der Blick ist etwas wild. Die Frauen der vornehmen und geringen Klasse gehen ungemein dicht verschleiert. Die besser gekleideten Männer tragen, wenn sie ausgehen, ein sehr langes Ueberkleid von dunklem Tuch mit geschlitzten Aermeln, die bis an die Erde reichen; die Mitte umgibt ein Gürtel oder Shawl, den Kopf deckt eine spitze, schwarze Pelzmütze, die über einen Fuß hoch und von den Fellen ungeborner Schafe verfertiget ist. Den Weibern der arbeitenden Klasse scheint es nicht sehr hart zu gehen; ich sah auf der Reise nur wenige in den Feldern beschäftigt, und

Mandeln und Früchte, die nicht nur einladend aussahen, sondern auch herrlich schmeckten.

Zur Zeit meines Aufenthaltes in Tebris hatten gerade die Zuckermelonen und Pfirsiche den Höhenpunkt ihrer Reife erlangt. Sie waren so ausgezeichnet, daß man wohl sah, Persien sei ihr eingentliches Vaterland. Die Melonen haben häufiger ein weißliches oder grünliches als gelbliches Fleisch; man kann sie bis auf die äußerste feine Schale genießen, und, wenn es möglich wäre, daß etwas die Süße des Zuckers überträfe, so müßten es diese Melonen sein. Auch die Pfirsiche sind überaus saftig, süß und aromatisch.

Bevor ich Tebris verlasse, muß ich noch mit einigen Worten des Volkes erwähnen. Die Gesichtsfarbe des gemeinen Mannes ist wohl etwas mehr als sonnenverbrannt; unter der höhern Classe herrscht die weiße Hautfarbe bei beiden Geschlechtern vor. Alle haben schwarze Augen und Haare. Der Wuchs ist kräftig und hoch, die Gesichtszüge sind sehr markirt, besonders die Nase, der Blick ist etwas wild. Die Frauen der vornehmen und geringen Klasse gehen ungemein dicht verschleiert. Die besser gekleideten Männer tragen, wenn sie ausgehen, ein sehr langes Ueberkleid von dunklem Tuch mit geschlitzten Aermeln, die bis an die Erde reichen; die Mitte umgibt ein Gürtel oder Shawl, den Kopf deckt eine spitze, schwarze Pelzmütze, die über einen Fuß hoch und von den Fellen ungeborner Schafe verfertiget ist. Den Weibern der arbeitenden Klasse scheint es nicht sehr hart zu gehen; ich sah auf der Reise nur wenige in den Feldern beschäftigt, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0244" n="236"/>
Mandeln und Früchte, die nicht nur einladend aussahen, sondern auch herrlich schmeckten.</p>
        <p>Zur Zeit meines Aufenthaltes in <hi rendition="#aq">Tebris</hi> hatten gerade die Zuckermelonen und Pfirsiche den Höhenpunkt ihrer Reife erlangt. Sie waren so ausgezeichnet, daß man wohl sah, Persien sei ihr eingentliches Vaterland. Die Melonen haben häufiger ein weißliches oder grünliches als gelbliches Fleisch; man kann sie bis auf die äußerste feine Schale genießen, und, wenn es möglich wäre, daß etwas die Süße des Zuckers überträfe, so müßten es diese Melonen sein. Auch die Pfirsiche sind überaus saftig, süß und aromatisch.</p>
        <p>Bevor ich <hi rendition="#aq">Tebris</hi> verlasse, muß ich noch mit einigen Worten des Volkes erwähnen. Die Gesichtsfarbe des gemeinen Mannes ist wohl etwas mehr als sonnenverbrannt; unter der höhern Classe herrscht die weiße Hautfarbe bei beiden Geschlechtern vor. Alle haben schwarze Augen und Haare. Der Wuchs ist kräftig und hoch, die Gesichtszüge sind sehr markirt, besonders die Nase, der Blick ist etwas wild. Die Frauen der vornehmen und geringen Klasse gehen ungemein dicht verschleiert. Die besser gekleideten Männer tragen, wenn sie ausgehen, ein sehr langes Ueberkleid von dunklem Tuch mit geschlitzten Aermeln, die bis an die Erde reichen; die Mitte umgibt ein Gürtel oder Shawl, den Kopf deckt eine spitze, schwarze Pelzmütze, die über einen Fuß hoch und von den Fellen ungeborner Schafe verfertiget ist. Den Weibern der arbeitenden Klasse scheint es nicht sehr hart zu gehen; ich sah auf der Reise nur wenige in den Feldern beschäftigt, und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0244] Mandeln und Früchte, die nicht nur einladend aussahen, sondern auch herrlich schmeckten. Zur Zeit meines Aufenthaltes in Tebris hatten gerade die Zuckermelonen und Pfirsiche den Höhenpunkt ihrer Reife erlangt. Sie waren so ausgezeichnet, daß man wohl sah, Persien sei ihr eingentliches Vaterland. Die Melonen haben häufiger ein weißliches oder grünliches als gelbliches Fleisch; man kann sie bis auf die äußerste feine Schale genießen, und, wenn es möglich wäre, daß etwas die Süße des Zuckers überträfe, so müßten es diese Melonen sein. Auch die Pfirsiche sind überaus saftig, süß und aromatisch. Bevor ich Tebris verlasse, muß ich noch mit einigen Worten des Volkes erwähnen. Die Gesichtsfarbe des gemeinen Mannes ist wohl etwas mehr als sonnenverbrannt; unter der höhern Classe herrscht die weiße Hautfarbe bei beiden Geschlechtern vor. Alle haben schwarze Augen und Haare. Der Wuchs ist kräftig und hoch, die Gesichtszüge sind sehr markirt, besonders die Nase, der Blick ist etwas wild. Die Frauen der vornehmen und geringen Klasse gehen ungemein dicht verschleiert. Die besser gekleideten Männer tragen, wenn sie ausgehen, ein sehr langes Ueberkleid von dunklem Tuch mit geschlitzten Aermeln, die bis an die Erde reichen; die Mitte umgibt ein Gürtel oder Shawl, den Kopf deckt eine spitze, schwarze Pelzmütze, die über einen Fuß hoch und von den Fellen ungeborner Schafe verfertiget ist. Den Weibern der arbeitenden Klasse scheint es nicht sehr hart zu gehen; ich sah auf der Reise nur wenige in den Feldern beschäftigt, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/244
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/244>, abgerufen am 27.11.2024.