Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Platz und ging brummend weg. Ganz anders benahm sich einer der Krämer: als dieser sah, daß meine Mahlzeit nur aus trockenem Brode bestand, während er Gurken und Zuckermelonen hatte, gab er mir eine Gurke und eine Melone und nahm durchaus kein Geld dafür. Auch der Pilger verzehrte nichts anderes, obwohl er nur einen der Diener nach dem Dorfe hätte schicken dürfen, um Geflügel, Eier u. s. w. holen zu lassen. Die Mäßigkeit dieser Leute ist wahrlich staunenswürdig! -- Abends um sechs Uhr brachen wir wieder auf und stiegen während der drei ersten Stunden beständig aufwärts. Der Grund war wüst und mit Steingerölle überdeckt, die Steine, voll seicht ausgehöhlter Löcher, glichen verjährter Lava. Gegen eilf Uhr Nachts betraten wir ein großes, schönes Thal, in das der volle Mond sein glänzendes Licht warf. Wir wollten hier Halt machen und nicht die Nacht weiter reisen, da unsere Karavane klein war und Kurdistan sehr verrufen ist. Der Weg führte über Stoppelfelder, nahe an hoch aufgethürmten Getreidehaufen vorüber. Plötzlich sprangen aus diesen ein halbes Dutzend kräftiger Kerle hervor, mit derben Knitteln bewaffnet, fielen unsern Pferden in die Zügel, erhoben die Stöcke und schrieen ganz fürchterlich auf uns los. Ich war fest überzeugt, daß wir einer Räuberbande in die Hände gefallen seien und frohlockte über den glücklichen Einfall, meine Schätze, die ich in Babylon und Ninive gesammelt hatte, nebst meinen Papieren, in Mossul zurückgelassen zu haben, -- meine übrigen Effekten wären leicht wieder zu ersetzen gewesen. Während dem aber war einer der Unsrigen vom Pferde Platz und ging brummend weg. Ganz anders benahm sich einer der Krämer: als dieser sah, daß meine Mahlzeit nur aus trockenem Brode bestand, während er Gurken und Zuckermelonen hatte, gab er mir eine Gurke und eine Melone und nahm durchaus kein Geld dafür. Auch der Pilger verzehrte nichts anderes, obwohl er nur einen der Diener nach dem Dorfe hätte schicken dürfen, um Geflügel, Eier u. s. w. holen zu lassen. Die Mäßigkeit dieser Leute ist wahrlich staunenswürdig! — Abends um sechs Uhr brachen wir wieder auf und stiegen während der drei ersten Stunden beständig aufwärts. Der Grund war wüst und mit Steingerölle überdeckt, die Steine, voll seicht ausgehöhlter Löcher, glichen verjährter Lava. Gegen eilf Uhr Nachts betraten wir ein großes, schönes Thal, in das der volle Mond sein glänzendes Licht warf. Wir wollten hier Halt machen und nicht die Nacht weiter reisen, da unsere Karavane klein war und Kurdistan sehr verrufen ist. Der Weg führte über Stoppelfelder, nahe an hoch aufgethürmten Getreidehaufen vorüber. Plötzlich sprangen aus diesen ein halbes Dutzend kräftiger Kerle hervor, mit derben Knitteln bewaffnet, fielen unsern Pferden in die Zügel, erhoben die Stöcke und schrieen ganz fürchterlich auf uns los. Ich war fest überzeugt, daß wir einer Räuberbande in die Hände gefallen seien und frohlockte über den glücklichen Einfall, meine Schätze, die ich in Babylon und Ninive gesammelt hatte, nebst meinen Papieren, in Mossul zurückgelassen zu haben, — meine übrigen Effekten wären leicht wieder zu ersetzen gewesen. Während dem aber war einer der Unsrigen vom Pferde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="176"/> Platz und ging brummend weg. Ganz anders benahm sich einer der Krämer: als dieser sah, daß meine Mahlzeit nur aus trockenem Brode bestand, während er Gurken und Zuckermelonen hatte, gab er mir eine Gurke und eine Melone und nahm durchaus kein Geld dafür. Auch der Pilger verzehrte nichts anderes, obwohl er nur einen der Diener nach dem Dorfe hätte schicken dürfen, um Geflügel, Eier u. s. w. holen zu lassen. 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Platz und ging brummend weg. Ganz anders benahm sich einer der Krämer: als dieser sah, daß meine Mahlzeit nur aus trockenem Brode bestand, während er Gurken und Zuckermelonen hatte, gab er mir eine Gurke und eine Melone und nahm durchaus kein Geld dafür. Auch der Pilger verzehrte nichts anderes, obwohl er nur einen der Diener nach dem Dorfe hätte schicken dürfen, um Geflügel, Eier u. s. w. holen zu lassen. Die Mäßigkeit dieser Leute ist wahrlich staunenswürdig! —
Abends um sechs Uhr brachen wir wieder auf und stiegen während der drei ersten Stunden beständig aufwärts. Der Grund war wüst und mit Steingerölle überdeckt, die Steine, voll seicht ausgehöhlter Löcher, glichen verjährter Lava.
Gegen eilf Uhr Nachts betraten wir ein großes, schönes Thal, in das der volle Mond sein glänzendes Licht warf. Wir wollten hier Halt machen und nicht die Nacht weiter reisen, da unsere Karavane klein war und Kurdistan sehr verrufen ist. Der Weg führte über Stoppelfelder, nahe an hoch aufgethürmten Getreidehaufen vorüber. Plötzlich sprangen aus diesen ein halbes Dutzend kräftiger Kerle hervor, mit derben Knitteln bewaffnet, fielen unsern Pferden in die Zügel, erhoben die Stöcke und schrieen ganz fürchterlich auf uns los. Ich war fest überzeugt, daß wir einer Räuberbande in die Hände gefallen seien und frohlockte über den glücklichen Einfall, meine Schätze, die ich in Babylon und Ninive gesammelt hatte, nebst meinen Papieren, in Mossul zurückgelassen zu haben, — meine übrigen Effekten wären leicht wieder zu ersetzen gewesen. Während dem aber war einer der Unsrigen vom Pferde
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/184>, abgerufen am 16.07.2024. |