Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Keilschrift bilden und nur auf persischen und babylonischen Denkmälern vorkommen.

Unter allen Sälen und Gemächern, die hier an's Tageslicht kamen, waren nur in einem die Wände statt mit Marmor mit feinem Cement überlegt und bemalt. Aller angewandten Sorgfalt ungeachtet war es aber nicht möglich, diese Wände zu bewahren. Als die Luft darauf fiel, bekam der Cement Risse und Sprünge und löste sich ab. Auch der Marmor ist durch den fürchterlichen Brand, der die ganze Stadt in Schutt und Asche legte, hald in Kalk verwandelt oder sonst verdorben. Die Ziegel zerfallen, wenn man sie hervor gräbt, in Stücke.

Man schließt aus der Menge schöner Gemächer, aus der Ueberfülle von Marmor und den darauf dargestellten Bildern und Inschriften, daß diese Ueberreste hier die eines königlichen Palastes seien.

Viele Marmorplatten mit Reliefs und Keilschriften wurden von den Wänden sorgfältig gelöst und nach England gesandt. Als ich in Bassora war, lag gerade nahe am Tigris eine ganze Ladung solcher Alterthümer bereit, darunter sogar eine Sphynx.

Auf dem Rückwege besuchten wir das Dörfchen Nebi-junus, das nahe den Ruinen auf einer kleinen Anhöhe liegt. Es ist nur einer kleinen Moschee wegen merkwürdig, welche die Asche des Propheten Jonas birgt und zu der alljährlich Tausende von Andächtigen pilgern.

Auf diesem Ausfluge kamen wir an vielen Feldern vorüber, auf denen man gerade beschäftigt war, das Getreide aus dem Stroh zu scheiden, und zwar auf eine ganz eigenthümliche Art: man bediente sich dazu einer Maschine,

Keilschrift bilden und nur auf persischen und babylonischen Denkmälern vorkommen.

Unter allen Sälen und Gemächern, die hier an’s Tageslicht kamen, waren nur in einem die Wände statt mit Marmor mit feinem Cement überlegt und bemalt. Aller angewandten Sorgfalt ungeachtet war es aber nicht möglich, diese Wände zu bewahren. Als die Luft darauf fiel, bekam der Cement Risse und Sprünge und löste sich ab. Auch der Marmor ist durch den fürchterlichen Brand, der die ganze Stadt in Schutt und Asche legte, hald in Kalk verwandelt oder sonst verdorben. Die Ziegel zerfallen, wenn man sie hervor gräbt, in Stücke.

Man schließt aus der Menge schöner Gemächer, aus der Ueberfülle von Marmor und den darauf dargestellten Bildern und Inschriften, daß diese Ueberreste hier die eines königlichen Palastes seien.

Viele Marmorplatten mit Reliefs und Keilschriften wurden von den Wänden sorgfältig gelöst und nach England gesandt. Als ich in Bassora war, lag gerade nahe am Tigris eine ganze Ladung solcher Alterthümer bereit, darunter sogar eine Sphynx.

Auf dem Rückwege besuchten wir das Dörfchen Nebi-junus, das nahe den Ruinen auf einer kleinen Anhöhe liegt. Es ist nur einer kleinen Moschee wegen merkwürdig, welche die Asche des Propheten Jonas birgt und zu der alljährlich Tausende von Andächtigen pilgern.

Auf diesem Ausfluge kamen wir an vielen Feldern vorüber, auf denen man gerade beschäftigt war, das Getreide aus dem Stroh zu scheiden, und zwar auf eine ganz eigenthümliche Art: man bediente sich dazu einer Maschine,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="168"/>
Keilschrift bilden und nur auf persischen und babylonischen Denkmälern vorkommen.</p>
        <p>Unter allen Sälen und Gemächern, die hier an&#x2019;s Tageslicht kamen, waren nur in einem die Wände statt mit Marmor mit feinem Cement überlegt und bemalt. Aller angewandten Sorgfalt ungeachtet war es aber nicht möglich, diese Wände zu bewahren. Als die Luft darauf fiel, bekam der Cement Risse und Sprünge und löste sich ab. Auch der Marmor ist durch den fürchterlichen Brand, der die ganze Stadt in Schutt und Asche legte, hald in Kalk verwandelt oder sonst verdorben. Die Ziegel zerfallen, wenn man sie hervor gräbt, in Stücke.</p>
        <p>Man schließt aus der Menge schöner Gemächer, aus der Ueberfülle von Marmor und den darauf dargestellten Bildern und Inschriften, daß diese Ueberreste hier die eines königlichen Palastes seien.</p>
        <p>Viele Marmorplatten mit Reliefs und Keilschriften wurden von den Wänden sorgfältig gelöst und nach England gesandt. Als ich in <hi rendition="#aq">Bassora</hi> war, lag gerade nahe am Tigris eine ganze Ladung solcher Alterthümer bereit, darunter sogar eine <hi rendition="#aq">Sphynx</hi>.</p>
        <p>Auf dem Rückwege besuchten wir das Dörfchen <hi rendition="#aq">Nebi-junus</hi>, das nahe den Ruinen auf einer kleinen Anhöhe liegt. Es ist nur einer kleinen Moschee wegen merkwürdig, welche die Asche des Propheten <hi rendition="#aq">Jonas</hi> birgt und zu der alljährlich Tausende von Andächtigen pilgern.</p>
        <p>Auf diesem Ausfluge kamen wir an vielen Feldern vorüber, auf denen man gerade beschäftigt war, das Getreide aus dem Stroh zu scheiden, und zwar auf eine ganz eigenthümliche Art: man bediente sich dazu einer Maschine,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0176] Keilschrift bilden und nur auf persischen und babylonischen Denkmälern vorkommen. Unter allen Sälen und Gemächern, die hier an’s Tageslicht kamen, waren nur in einem die Wände statt mit Marmor mit feinem Cement überlegt und bemalt. Aller angewandten Sorgfalt ungeachtet war es aber nicht möglich, diese Wände zu bewahren. Als die Luft darauf fiel, bekam der Cement Risse und Sprünge und löste sich ab. Auch der Marmor ist durch den fürchterlichen Brand, der die ganze Stadt in Schutt und Asche legte, hald in Kalk verwandelt oder sonst verdorben. Die Ziegel zerfallen, wenn man sie hervor gräbt, in Stücke. Man schließt aus der Menge schöner Gemächer, aus der Ueberfülle von Marmor und den darauf dargestellten Bildern und Inschriften, daß diese Ueberreste hier die eines königlichen Palastes seien. Viele Marmorplatten mit Reliefs und Keilschriften wurden von den Wänden sorgfältig gelöst und nach England gesandt. Als ich in Bassora war, lag gerade nahe am Tigris eine ganze Ladung solcher Alterthümer bereit, darunter sogar eine Sphynx. Auf dem Rückwege besuchten wir das Dörfchen Nebi-junus, das nahe den Ruinen auf einer kleinen Anhöhe liegt. Es ist nur einer kleinen Moschee wegen merkwürdig, welche die Asche des Propheten Jonas birgt und zu der alljährlich Tausende von Andächtigen pilgern. Auf diesem Ausfluge kamen wir an vielen Feldern vorüber, auf denen man gerade beschäftigt war, das Getreide aus dem Stroh zu scheiden, und zwar auf eine ganz eigenthümliche Art: man bediente sich dazu einer Maschine,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/176
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/176>, abgerufen am 23.11.2024.