Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.sehnte mich daher herzlich nach einer warmen, kräftigen Speise. Wie wurde aber mein Appetit geschmälert, als ich sah, wie man das Ding bereitete. Die Alte (die Mutter meines Karavanenführers) warf einige Hände voll röthlicher kleiner Körner nebst einer ungeheuren Portion Zwiebeln in einen Topf voll Wasser, um sie zu erweichen. Nach einer halben Stunde fuhr sie mit ihren schmutzigen Händen hinein, mischte und drückte alles durcheinander, nahm zeitweise eine Portion Körner in den Mund, zerkaute sie in kleine Massen und -- - spukte dieselben immer wieder in den Topf. Dann nahm sie einen schmutzigen Lappen, ließ die Sauce durchlaufen und goß sie über das Fleisch im Kessel. Ich hatte mir fest vorgenommen, von dieser Speise nichts zu essen; allein als sie fertig war, verbreitete sie einen so angenehmen Duft, meine Eßlust war so groß, daß ich meinem Vorsatze ungetreu wurde und daran dachte, wie viel ich bereits schon genossen hatte, bei dessen Bereitung es um kein Haar reinlicher zugegangen war. Das schlechte bei der Sache war nur, daß hier alles vor meinen Augen geschah. Die Suppe sah blauschwarz aus und schmeckte etwas stark sauer, -- beides rührte von den Körnern her. Sie bekam mir aber sehr gut, und ich fühlte mich so wohl und gestärkt, als hätte ich von Bagdad bis hieher gar keine Mühen überstanden. Den folgenden Abend hoffte ich vor der Abreise auf ein ähnliches leckeres Mahl; allein so verschwenderisch lebt der Araber nicht, -- man mußte mit Brod und sehnte mich daher herzlich nach einer warmen, kräftigen Speise. Wie wurde aber mein Appetit geschmälert, als ich sah, wie man das Ding bereitete. Die Alte (die Mutter meines Karavanenführers) warf einige Hände voll röthlicher kleiner Körner nebst einer ungeheuren Portion Zwiebeln in einen Topf voll Wasser, um sie zu erweichen. Nach einer halben Stunde fuhr sie mit ihren schmutzigen Händen hinein, mischte und drückte alles durcheinander, nahm zeitweise eine Portion Körner in den Mund, zerkaute sie in kleine Massen und — - spukte dieselben immer wieder in den Topf. Dann nahm sie einen schmutzigen Lappen, ließ die Sauce durchlaufen und goß sie über das Fleisch im Kessel. Ich hatte mir fest vorgenommen, von dieser Speise nichts zu essen; allein als sie fertig war, verbreitete sie einen so angenehmen Duft, meine Eßlust war so groß, daß ich meinem Vorsatze ungetreu wurde und daran dachte, wie viel ich bereits schon genossen hatte, bei dessen Bereitung es um kein Haar reinlicher zugegangen war. Das schlechte bei der Sache war nur, daß hier alles vor meinen Augen geschah. Die Suppe sah blauschwarz aus und schmeckte etwas stark sauer, — beides rührte von den Körnern her. Sie bekam mir aber sehr gut, und ich fühlte mich so wohl und gestärkt, als hätte ich von Bagdad bis hieher gar keine Mühen überstanden. Den folgenden Abend hoffte ich vor der Abreise auf ein ähnliches leckeres Mahl; allein so verschwenderisch lebt der Araber nicht, — man mußte mit Brod und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="159"/> sehnte mich daher herzlich nach einer warmen, kräftigen Speise. Wie wurde aber mein Appetit geschmälert, als ich sah, wie man das Ding bereitete. Die Alte (die Mutter meines Karavanenführers) warf einige Hände voll röthlicher kleiner Körner nebst einer ungeheuren Portion Zwiebeln in einen Topf voll Wasser, um sie zu erweichen. Nach einer halben Stunde fuhr sie mit ihren schmutzigen Händen hinein, mischte und drückte alles durcheinander, nahm zeitweise eine Portion Körner in den Mund, zerkaute sie in kleine Massen und — - spukte dieselben immer wieder in den Topf. Dann nahm sie einen schmutzigen Lappen, ließ die Sauce durchlaufen und goß sie über das Fleisch im Kessel.</p> <p>Ich hatte mir fest vorgenommen, von dieser Speise nichts zu essen; allein als sie fertig war, verbreitete sie einen so angenehmen Duft, meine Eßlust war so groß, daß ich meinem Vorsatze ungetreu wurde und daran dachte, wie viel ich bereits schon genossen hatte, bei dessen Bereitung es um kein Haar reinlicher zugegangen war. Das schlechte bei der Sache war nur, daß hier alles vor meinen Augen geschah.</p> <p>Die Suppe sah blauschwarz aus und schmeckte etwas stark sauer, — beides rührte von den Körnern her. Sie bekam mir aber sehr gut, und ich fühlte mich so wohl und gestärkt, als hätte ich von <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> bis hieher gar keine Mühen überstanden.</p> <p>Den folgenden Abend hoffte ich vor der Abreise auf ein ähnliches leckeres Mahl; allein so verschwenderisch lebt der Araber nicht, — man mußte mit Brod und </p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0167]
sehnte mich daher herzlich nach einer warmen, kräftigen Speise. Wie wurde aber mein Appetit geschmälert, als ich sah, wie man das Ding bereitete. Die Alte (die Mutter meines Karavanenführers) warf einige Hände voll röthlicher kleiner Körner nebst einer ungeheuren Portion Zwiebeln in einen Topf voll Wasser, um sie zu erweichen. Nach einer halben Stunde fuhr sie mit ihren schmutzigen Händen hinein, mischte und drückte alles durcheinander, nahm zeitweise eine Portion Körner in den Mund, zerkaute sie in kleine Massen und — - spukte dieselben immer wieder in den Topf. Dann nahm sie einen schmutzigen Lappen, ließ die Sauce durchlaufen und goß sie über das Fleisch im Kessel.
Ich hatte mir fest vorgenommen, von dieser Speise nichts zu essen; allein als sie fertig war, verbreitete sie einen so angenehmen Duft, meine Eßlust war so groß, daß ich meinem Vorsatze ungetreu wurde und daran dachte, wie viel ich bereits schon genossen hatte, bei dessen Bereitung es um kein Haar reinlicher zugegangen war. Das schlechte bei der Sache war nur, daß hier alles vor meinen Augen geschah.
Die Suppe sah blauschwarz aus und schmeckte etwas stark sauer, — beides rührte von den Körnern her. Sie bekam mir aber sehr gut, und ich fühlte mich so wohl und gestärkt, als hätte ich von Bagdad bis hieher gar keine Mühen überstanden.
Den folgenden Abend hoffte ich vor der Abreise auf ein ähnliches leckeres Mahl; allein so verschwenderisch lebt der Araber nicht, — man mußte mit Brod und
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