Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.viele Stellen schimmerten, als wären sie mit Schnee überdeckt. Die Gebirge enthalten sehr viel Salz, und jährlich kommen viele Fahrzeuge von Arabien und Persien, um diese Fracht einzunehmen. Abends erreichten wir das persische Städtchen Bendr-Abas, vor welchem wir vor Anker gingen. 4. Mai. Das Städtchen liegt an niedrigen Sand- und Felshügeln, die durch eine schmale Ebene von höheren Gebirgen getrennt sind. Auch hier ist alles kahl und öde, nur in der Ebene stehen einzelne kleine Palmengruppen. Sehnsüchtig sah ich nach dem Land, -- ich hätte gar zu gerne Persiens Boden betreten. Der Kapitän rieth mir jedoch ab, mich in meinen Kleidern dahin zu wagen, indem er mir sagte, daß die Perser nicht so gutmüthig seien wie die Hindus, und daß in diesen entlegenen Gegenden das Erscheinen einer europäischen Frau eine zu ungewöhnliche Begebenheit wäre, -- man könnte mich leicht mit Steinwürfen begrüßen. Glücklicherweise befand sich auf dem Schiffe ein junger Mann, der halb Engländer, halb Perser war (sein Vater, ein Engländer, hatte eine Armenierin aus Teheran geheirathet) und beide Sprachen gleich gut sprach. Diesen bat ich, mich mit an's Land zu nehmen, was er sehr bereitwillig that. Er führte mich auf den Bazar und durch mehrere Gäßchen. Das Volk strömte zwar von allen Seiten herbei und begaffte mich, mache aber nicht die geringste Miene mich zu beleidigen. Die Häuser sind klein und in orientalischem Geschmacke viele Stellen schimmerten, als wären sie mit Schnee überdeckt. Die Gebirge enthalten sehr viel Salz, und jährlich kommen viele Fahrzeuge von Arabien und Persien, um diese Fracht einzunehmen. Abends erreichten wir das persische Städtchen Bendr-Abas, vor welchem wir vor Anker gingen. 4. Mai. Das Städtchen liegt an niedrigen Sand- und Felshügeln, die durch eine schmale Ebene von höheren Gebirgen getrennt sind. Auch hier ist alles kahl und öde, nur in der Ebene stehen einzelne kleine Palmengruppen. Sehnsüchtig sah ich nach dem Land, — ich hätte gar zu gerne Persiens Boden betreten. Der Kapitän rieth mir jedoch ab, mich in meinen Kleidern dahin zu wagen, indem er mir sagte, daß die Perser nicht so gutmüthig seien wie die Hindus, und daß in diesen entlegenen Gegenden das Erscheinen einer europäischen Frau eine zu ungewöhnliche Begebenheit wäre, — man könnte mich leicht mit Steinwürfen begrüßen. Glücklicherweise befand sich auf dem Schiffe ein junger Mann, der halb Engländer, halb Perser war (sein Vater, ein Engländer, hatte eine Armenierin aus Teheran geheirathet) und beide Sprachen gleich gut sprach. Diesen bat ich, mich mit an’s Land zu nehmen, was er sehr bereitwillig that. Er führte mich auf den Bazar und durch mehrere Gäßchen. Das Volk strömte zwar von allen Seiten herbei und begaffte mich, mache aber nicht die geringste Miene mich zu beleidigen. Die Häuser sind klein und in orientalischem Geschmacke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="100"/> viele Stellen schimmerten, als wären sie mit Schnee überdeckt. Die Gebirge enthalten sehr viel Salz, und jährlich kommen viele Fahrzeuge von Arabien und Persien, um diese Fracht einzunehmen. Abends erreichten wir das persische Städtchen <hi rendition="#aq">Bendr-Abas</hi>, vor welchem wir vor Anker gingen.</p> <p>4. Mai. Das Städtchen liegt an niedrigen Sand- und Felshügeln, die durch eine schmale Ebene von höheren Gebirgen getrennt sind. Auch hier ist alles kahl und öde, nur in der Ebene stehen einzelne kleine Palmengruppen.</p> <p>Sehnsüchtig sah ich nach dem Land, — ich hätte gar zu gerne Persiens Boden betreten. Der Kapitän rieth mir jedoch ab, mich in meinen Kleidern dahin zu wagen, indem er mir sagte, daß die Perser nicht so gutmüthig seien wie die Hindus, und daß in diesen entlegenen Gegenden das Erscheinen einer europäischen Frau eine zu ungewöhnliche Begebenheit wäre, — man könnte mich leicht mit Steinwürfen begrüßen.</p> <p>Glücklicherweise befand sich auf dem Schiffe ein junger Mann, der halb Engländer, halb Perser war (sein Vater, ein Engländer, hatte eine Armenierin aus <hi rendition="#aq">Teheran</hi> geheirathet) und beide Sprachen gleich gut sprach. Diesen bat ich, mich mit an’s Land zu nehmen, was er sehr bereitwillig that.</p> <p>Er führte mich auf den Bazar und durch mehrere Gäßchen. Das Volk strömte zwar von allen Seiten herbei und begaffte mich, mache aber nicht die geringste Miene mich zu beleidigen.</p> <p>Die Häuser sind klein und in orientalischem Geschmacke </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
viele Stellen schimmerten, als wären sie mit Schnee überdeckt. Die Gebirge enthalten sehr viel Salz, und jährlich kommen viele Fahrzeuge von Arabien und Persien, um diese Fracht einzunehmen. Abends erreichten wir das persische Städtchen Bendr-Abas, vor welchem wir vor Anker gingen.
4. Mai. Das Städtchen liegt an niedrigen Sand- und Felshügeln, die durch eine schmale Ebene von höheren Gebirgen getrennt sind. Auch hier ist alles kahl und öde, nur in der Ebene stehen einzelne kleine Palmengruppen.
Sehnsüchtig sah ich nach dem Land, — ich hätte gar zu gerne Persiens Boden betreten. Der Kapitän rieth mir jedoch ab, mich in meinen Kleidern dahin zu wagen, indem er mir sagte, daß die Perser nicht so gutmüthig seien wie die Hindus, und daß in diesen entlegenen Gegenden das Erscheinen einer europäischen Frau eine zu ungewöhnliche Begebenheit wäre, — man könnte mich leicht mit Steinwürfen begrüßen.
Glücklicherweise befand sich auf dem Schiffe ein junger Mann, der halb Engländer, halb Perser war (sein Vater, ein Engländer, hatte eine Armenierin aus Teheran geheirathet) und beide Sprachen gleich gut sprach. Diesen bat ich, mich mit an’s Land zu nehmen, was er sehr bereitwillig that.
Er führte mich auf den Bazar und durch mehrere Gäßchen. Das Volk strömte zwar von allen Seiten herbei und begaffte mich, mache aber nicht die geringste Miene mich zu beleidigen.
Die Häuser sind klein und in orientalischem Geschmacke
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |