Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.an; doch machten sie insgesammt schlechte Geschäfte, da unsere Mannschaft nur einige Cigarren und Früchte erhandelte. Kapitän Jurianse miethete ein Boot, und wir setzten sogleich an's Land. Bei der Landung mußte für jeden Kopf ein halber spanischer Thaler an den Mandarin entrichtet werden. Wie ich hörte, wurde bald darauf dieser Mißbrauch abgeschafft. -- Wir begaben uns in eines der portugiesischen Handlungshäuser und kamen auf dem Wege dahin durch einen großen Theil der Stadt. Die Europäer, sowohl Männer als Frauen, können hier ungehindert umher gehen, ohne, wie dieß in andern chinesischen Städten häufig der Fall ist, der Gefahr eines Steinregens ausgesetzt zu sein. In jenen Gassen, die ausschließlich nur von Chinesen bewohnt waren, ging es höchst lebhaft zu. Die Männer saßen häufig in Gruppen, Domino spielend in den Gassen, und in den vielen Buden der Schlosser, Tischler, Schuster u. s. w. wurde gearbeitet, geschwatzt, gespielt und zu Mittag gespeist. Frauen sah ich wenige, und nur von niedrem Stande. Nichts verursachte mir mehr Vergnügen und Staunen als die Art des Essens der Chinesen: sie bedienen sich zweier Stäbchen, mittelst welcher sie die Speisen ganz außerordentlich geschickt und zierlich in den Mund führen; nur mit dem Reis geht es nicht so gut, weil dieser nicht in Stücken zusammenhält. Sie nehmen daher das mit Reis gefüllte Gefäß ganz nahe an den weit geöffneten Mund und schieben große Portionen mittelst der Stäbchen hinein, wobei aber gewöhnlich ein Theil auf sehr unappetitliche Weise wieder in das Gefäß zurückfällt. Bei flüssigen Speisen bedienen sie sich runder Porzellanlöffel. an; doch machten sie insgesammt schlechte Geschäfte, da unsere Mannschaft nur einige Cigarren und Früchte erhandelte. Kapitän Jurianse miethete ein Boot, und wir setzten sogleich an’s Land. Bei der Landung mußte für jeden Kopf ein halber spanischer Thaler an den Mandarin entrichtet werden. Wie ich hörte, wurde bald darauf dieser Mißbrauch abgeschafft. — Wir begaben uns in eines der portugiesischen Handlungshäuser und kamen auf dem Wege dahin durch einen großen Theil der Stadt. Die Europäer, sowohl Männer als Frauen, können hier ungehindert umher gehen, ohne, wie dieß in andern chinesischen Städten häufig der Fall ist, der Gefahr eines Steinregens ausgesetzt zu sein. In jenen Gassen, die ausschließlich nur von Chinesen bewohnt waren, ging es höchst lebhaft zu. Die Männer saßen häufig in Gruppen, Domino spielend in den Gassen, und in den vielen Buden der Schlosser, Tischler, Schuster u. s. w. wurde gearbeitet, geschwatzt, gespielt und zu Mittag gespeist. Frauen sah ich wenige, und nur von niedrem Stande. Nichts verursachte mir mehr Vergnügen und Staunen als die Art des Essens der Chinesen: sie bedienen sich zweier Stäbchen, mittelst welcher sie die Speisen ganz außerordentlich geschickt und zierlich in den Mund führen; nur mit dem Reis geht es nicht so gut, weil dieser nicht in Stücken zusammenhält. Sie nehmen daher das mit Reis gefüllte Gefäß ganz nahe an den weit geöffneten Mund und schieben große Portionen mittelst der Stäbchen hinein, wobei aber gewöhnlich ein Theil auf sehr unappetitliche Weise wieder in das Gefäß zurückfällt. Bei flüssigen Speisen bedienen sie sich runder Porzellanlöffel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="2"/> an; doch machten sie insgesammt schlechte Geschäfte, da unsere Mannschaft nur einige Cigarren und Früchte erhandelte.</p> <p>Kapitän Jurianse miethete ein Boot, und wir setzten sogleich an’s Land. Bei der Landung mußte für jeden Kopf ein halber spanischer Thaler an den Mandarin entrichtet werden. Wie ich hörte, wurde bald darauf dieser Mißbrauch abgeschafft. — Wir begaben uns in eines der portugiesischen Handlungshäuser und kamen auf dem Wege dahin durch einen großen Theil der Stadt. Die Europäer, sowohl Männer als Frauen, können hier ungehindert umher gehen, ohne, wie dieß in andern chinesischen Städten häufig der Fall ist, der Gefahr eines Steinregens ausgesetzt zu sein. In jenen Gassen, die ausschließlich nur von Chinesen bewohnt waren, ging es höchst lebhaft zu. Die Männer saßen häufig in Gruppen, Domino spielend in den Gassen, und in den vielen Buden der Schlosser, Tischler, Schuster u. s. w. wurde gearbeitet, geschwatzt, gespielt und zu Mittag gespeist. Frauen sah ich wenige, und nur von niedrem Stande. Nichts verursachte mir mehr Vergnügen und Staunen als die Art des Essens der Chinesen: sie bedienen sich zweier Stäbchen, mittelst welcher sie die Speisen ganz außerordentlich geschickt und zierlich in den Mund führen; nur mit dem Reis geht es nicht so gut, weil dieser nicht in Stücken zusammenhält. Sie nehmen daher das mit Reis gefüllte Gefäß ganz nahe an den weit geöffneten Mund und schieben große Portionen mittelst der Stäbchen hinein, wobei aber gewöhnlich ein Theil auf sehr unappetitliche Weise wieder in das Gefäß zurückfällt. Bei flüssigen Speisen bedienen sie sich runder Porzellanlöffel.</p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0009]
an; doch machten sie insgesammt schlechte Geschäfte, da unsere Mannschaft nur einige Cigarren und Früchte erhandelte.
Kapitän Jurianse miethete ein Boot, und wir setzten sogleich an’s Land. Bei der Landung mußte für jeden Kopf ein halber spanischer Thaler an den Mandarin entrichtet werden. Wie ich hörte, wurde bald darauf dieser Mißbrauch abgeschafft. — Wir begaben uns in eines der portugiesischen Handlungshäuser und kamen auf dem Wege dahin durch einen großen Theil der Stadt. Die Europäer, sowohl Männer als Frauen, können hier ungehindert umher gehen, ohne, wie dieß in andern chinesischen Städten häufig der Fall ist, der Gefahr eines Steinregens ausgesetzt zu sein. In jenen Gassen, die ausschließlich nur von Chinesen bewohnt waren, ging es höchst lebhaft zu. Die Männer saßen häufig in Gruppen, Domino spielend in den Gassen, und in den vielen Buden der Schlosser, Tischler, Schuster u. s. w. wurde gearbeitet, geschwatzt, gespielt und zu Mittag gespeist. Frauen sah ich wenige, und nur von niedrem Stande. Nichts verursachte mir mehr Vergnügen und Staunen als die Art des Essens der Chinesen: sie bedienen sich zweier Stäbchen, mittelst welcher sie die Speisen ganz außerordentlich geschickt und zierlich in den Mund führen; nur mit dem Reis geht es nicht so gut, weil dieser nicht in Stücken zusammenhält. Sie nehmen daher das mit Reis gefüllte Gefäß ganz nahe an den weit geöffneten Mund und schieben große Portionen mittelst der Stäbchen hinein, wobei aber gewöhnlich ein Theil auf sehr unappetitliche Weise wieder in das Gefäß zurückfällt. Bei flüssigen Speisen bedienen sie sich runder Porzellanlöffel.
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