Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Altare lagen zwei kleine, oval geschnitzte, zierliche Hölzchen. Diese werden von den Chinesen in die Höhe geworfen und bedeuten, wenn sie auf die inwendige Seite fallen, Unglück, im entgegengesetzten Falle Glück. Die guten Leute werfen sie aber gewöhnlich so oft, bis sie nach Wunsch fallen. Eine zweite Art, das Schicksal zu erforschen, besteht darin, mehrere dünne, hölzerne Stäbchen in einen Becher zu stecken, und diesen so lange zu schütteln, bis eines heraus fällt. Jedes dieser Stäbchen ist mit einer Zahl beschrieben, die eine Stelle in den Büchern der Sittensprüche bezeichnet. -- Dieser Tempel war vom Volke mehr besucht als jener in Canton; die Hölzchen und Stäbchen scheinen auf die Menschen eine größere Gewalt auszuüben, als der eigentliche Gottesdienst, denn nur um jene sah man die Leute sich drängen. In der Stadt selbst ist weiter nichts zu sehen; aber entzückend schön ist die Umgebung oder besser gesagt, das ganze Inselchen. Man kann seine Lage zwar nicht großartig oder erhaben nennen, da sie des Hauptschmuckes, schöner Gebirge, entbehrt (der höchste Hügel, auf welchem das Haus des Gouverneurs und der Schiffstelegraph stehen, mag kaum über 200 Fuß hoch sein); allein das üppig frische Grün, die freundlichen, in schönen Gärten liegenden Wohnhäuser der Europäer, die großen Pflanzungen der kostbarsten Gewürze, die zierlichen Areka- und Feder-Palmen, deren überaus schlanke Stämme bis zur Höhe von hundert Fuß emporschießen und in eine dichte, federartige, durch frisches Grün sich von allen andern Palmen-Gattungen unterscheidende Blätterkrone auslaufen, Altare lagen zwei kleine, oval geschnitzte, zierliche Hölzchen. Diese werden von den Chinesen in die Höhe geworfen und bedeuten, wenn sie auf die inwendige Seite fallen, Unglück, im entgegengesetzten Falle Glück. Die guten Leute werfen sie aber gewöhnlich so oft, bis sie nach Wunsch fallen. Eine zweite Art, das Schicksal zu erforschen, besteht darin, mehrere dünne, hölzerne Stäbchen in einen Becher zu stecken, und diesen so lange zu schütteln, bis eines heraus fällt. Jedes dieser Stäbchen ist mit einer Zahl beschrieben, die eine Stelle in den Büchern der Sittensprüche bezeichnet. — Dieser Tempel war vom Volke mehr besucht als jener in Canton; die Hölzchen und Stäbchen scheinen auf die Menschen eine größere Gewalt auszuüben, als der eigentliche Gottesdienst, denn nur um jene sah man die Leute sich drängen. In der Stadt selbst ist weiter nichts zu sehen; aber entzückend schön ist die Umgebung oder besser gesagt, das ganze Inselchen. Man kann seine Lage zwar nicht großartig oder erhaben nennen, da sie des Hauptschmuckes, schöner Gebirge, entbehrt (der höchste Hügel, auf welchem das Haus des Gouverneurs und der Schiffstelegraph stehen, mag kaum über 200 Fuß hoch sein); allein das üppig frische Grün, die freundlichen, in schönen Gärten liegenden Wohnhäuser der Europäer, die großen Pflanzungen der kostbarsten Gewürze, die zierlichen Areka- und Feder-Palmen, deren überaus schlanke Stämme bis zur Höhe von hundert Fuß emporschießen und in eine dichte, federartige, durch frisches Grün sich von allen andern Palmen-Gattungen unterscheidende Blätterkrone auslaufen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="69"/> Altare lagen zwei kleine, oval geschnitzte, zierliche Hölzchen. Diese werden von den Chinesen in die Höhe geworfen und bedeuten, wenn sie auf die inwendige Seite fallen, Unglück, im entgegengesetzten Falle Glück. Die guten Leute werfen sie aber gewöhnlich so oft, bis sie nach Wunsch fallen.</p> <p>Eine zweite Art, das Schicksal zu erforschen, besteht darin, mehrere dünne, hölzerne Stäbchen in einen Becher zu stecken, und diesen so lange zu schütteln, bis eines heraus fällt. Jedes dieser Stäbchen ist mit einer Zahl beschrieben, die eine Stelle in den Büchern der Sittensprüche bezeichnet. — Dieser Tempel war vom Volke mehr besucht als jener in Canton; die Hölzchen und Stäbchen scheinen auf die Menschen eine größere Gewalt auszuüben, als der eigentliche Gottesdienst, denn nur um jene sah man die Leute sich drängen.</p> <p>In der Stadt selbst ist weiter nichts zu sehen; aber entzückend schön ist die Umgebung oder besser gesagt, das ganze Inselchen. Man kann seine Lage zwar nicht großartig oder erhaben nennen, da sie des Hauptschmuckes, schöner Gebirge, entbehrt (der höchste Hügel, auf welchem das Haus des Gouverneurs und der Schiffstelegraph stehen, mag kaum über 200 Fuß hoch sein); allein das üppig frische Grün, die freundlichen, in schönen Gärten liegenden Wohnhäuser der Europäer, die großen Pflanzungen der kostbarsten Gewürze, die zierlichen Areka- und Feder-Palmen, deren überaus schlanke Stämme bis zur Höhe von hundert Fuß emporschießen und in eine dichte, federartige, durch frisches Grün sich von allen andern Palmen-Gattungen unterscheidende Blätterkrone auslaufen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0076]
Altare lagen zwei kleine, oval geschnitzte, zierliche Hölzchen. Diese werden von den Chinesen in die Höhe geworfen und bedeuten, wenn sie auf die inwendige Seite fallen, Unglück, im entgegengesetzten Falle Glück. Die guten Leute werfen sie aber gewöhnlich so oft, bis sie nach Wunsch fallen.
Eine zweite Art, das Schicksal zu erforschen, besteht darin, mehrere dünne, hölzerne Stäbchen in einen Becher zu stecken, und diesen so lange zu schütteln, bis eines heraus fällt. Jedes dieser Stäbchen ist mit einer Zahl beschrieben, die eine Stelle in den Büchern der Sittensprüche bezeichnet. — Dieser Tempel war vom Volke mehr besucht als jener in Canton; die Hölzchen und Stäbchen scheinen auf die Menschen eine größere Gewalt auszuüben, als der eigentliche Gottesdienst, denn nur um jene sah man die Leute sich drängen.
In der Stadt selbst ist weiter nichts zu sehen; aber entzückend schön ist die Umgebung oder besser gesagt, das ganze Inselchen. Man kann seine Lage zwar nicht großartig oder erhaben nennen, da sie des Hauptschmuckes, schöner Gebirge, entbehrt (der höchste Hügel, auf welchem das Haus des Gouverneurs und der Schiffstelegraph stehen, mag kaum über 200 Fuß hoch sein); allein das üppig frische Grün, die freundlichen, in schönen Gärten liegenden Wohnhäuser der Europäer, die großen Pflanzungen der kostbarsten Gewürze, die zierlichen Areka- und Feder-Palmen, deren überaus schlanke Stämme bis zur Höhe von hundert Fuß emporschießen und in eine dichte, federartige, durch frisches Grün sich von allen andern Palmen-Gattungen unterscheidende Blätterkrone auslaufen,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/76>, abgerufen am 15.08.2024. |