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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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andere, und am Ende war ich doch wieder gezwungen, mich eines comfortablen englischen Dampfers zu bedienen *).

Die Europäer führen auf Singapore so ziemlich dasselbe Leben wie in Canton, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Familien auf dem Lande wohnen und nur die Herren täglich in die Stadt fahren. Jede Familie muß eine große Dienerschaft halten, und die Hausfrau kann nur wenig in die Wirthschaft eingreifen, da diese gewöhnlich ganz dem ersten Diener übergeben ist.

Die Diener sind Chinesen, mit Ausnahme der Seis, (Kutscher oder Pferdewärter), welche Bengalen sind. Jedes Frühjahr kommen ganze Schiffsladungen chinesischer Knaben im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren, die sich hier verdingen. Gewöhnlich sind sie so arm, daß sie die Ueberfahrt nicht bezahlen können; in diesem Falle nimmt sie der Kapitän für seine Rechnung mit, und empfängt dafür den Lohn des ersten Dienstjahres, der von dem Aufnehmer des Dieners gleich im voraus bezahlt wird. Diese Jungen leben höchst sparsam und kehren, wenn sie sich einiges Geld verdient haben, wieder in ihr Vaterland zurück; manche jedoch etabliren sich als Handwerker und siedeln sich ganz an.

Die Insel Singapore hat eine Bevölkerung von 55,000 Seelen, darunter 40,000 Chinesen, 10,000 Malaien (d. s. Eingeborne) und 150 Europäer. Die Zahl der weiblichen Individuen soll sehr gering sein, da aus China und Indien nur Männer und Knaben einwandern.

*) Es sind dieß englische Packet-Dampfschiffe, die jeden Monat einmal von Canton nach Calcutta fahren und auf diesre Fahrt Singapore berühren.

andere, und am Ende war ich doch wieder gezwungen, mich eines comfortablen englischen Dampfers zu bedienen *).

Die Europäer führen auf Singapore so ziemlich dasselbe Leben wie in Canton, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Familien auf dem Lande wohnen und nur die Herren täglich in die Stadt fahren. Jede Familie muß eine große Dienerschaft halten, und die Hausfrau kann nur wenig in die Wirthschaft eingreifen, da diese gewöhnlich ganz dem ersten Diener übergeben ist.

Die Diener sind Chinesen, mit Ausnahme der Seis, (Kutscher oder Pferdewärter), welche Bengalen sind. Jedes Frühjahr kommen ganze Schiffsladungen chinesischer Knaben im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren, die sich hier verdingen. Gewöhnlich sind sie so arm, daß sie die Ueberfahrt nicht bezahlen können; in diesem Falle nimmt sie der Kapitän für seine Rechnung mit, und empfängt dafür den Lohn des ersten Dienstjahres, der von dem Aufnehmer des Dieners gleich im voraus bezahlt wird. Diese Jungen leben höchst sparsam und kehren, wenn sie sich einiges Geld verdient haben, wieder in ihr Vaterland zurück; manche jedoch etabliren sich als Handwerker und siedeln sich ganz an.

Die Insel Singapore hat eine Bevölkerung von 55,000 Seelen, darunter 40,000 Chinesen, 10,000 Malaien (d. s. Eingeborne) und 150 Europäer. Die Zahl der weiblichen Individuen soll sehr gering sein, da aus China und Indien nur Männer und Knaben einwandern.

*) Es sind dieß englische Packet-Dampfschiffe, die jeden Monat einmal von Canton nach Calcutta fahren und auf diesre Fahrt Singapore berühren.
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          <p>Die Europäer führen auf Singapore so ziemlich dasselbe Leben wie in Canton, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Familien auf dem Lande wohnen und nur die Herren täglich in die Stadt fahren. Jede Familie muß eine große Dienerschaft halten, und die Hausfrau kann nur wenig in die Wirthschaft eingreifen, da diese gewöhnlich ganz dem ersten Diener übergeben ist.</p>
          <p>Die Diener sind Chinesen, mit Ausnahme der Seis, (Kutscher oder Pferdewärter), welche Bengalen sind. Jedes Frühjahr kommen ganze Schiffsladungen chinesischer Knaben im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren, die sich hier verdingen. Gewöhnlich sind sie so arm, daß sie die Ueberfahrt nicht bezahlen können; in diesem Falle nimmt sie der Kapitän für seine Rechnung mit, und empfängt dafür den Lohn des ersten Dienstjahres, der von dem Aufnehmer des Dieners gleich im voraus bezahlt wird. Diese Jungen leben höchst sparsam und kehren, wenn sie sich einiges Geld verdient haben, wieder in ihr Vaterland zurück; manche jedoch etabliren sich als Handwerker und siedeln sich ganz an.</p>
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[67/0074] andere, und am Ende war ich doch wieder gezwungen, mich eines comfortablen englischen Dampfers zu bedienen *). Die Europäer führen auf Singapore so ziemlich dasselbe Leben wie in Canton, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Familien auf dem Lande wohnen und nur die Herren täglich in die Stadt fahren. Jede Familie muß eine große Dienerschaft halten, und die Hausfrau kann nur wenig in die Wirthschaft eingreifen, da diese gewöhnlich ganz dem ersten Diener übergeben ist. Die Diener sind Chinesen, mit Ausnahme der Seis, (Kutscher oder Pferdewärter), welche Bengalen sind. Jedes Frühjahr kommen ganze Schiffsladungen chinesischer Knaben im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren, die sich hier verdingen. Gewöhnlich sind sie so arm, daß sie die Ueberfahrt nicht bezahlen können; in diesem Falle nimmt sie der Kapitän für seine Rechnung mit, und empfängt dafür den Lohn des ersten Dienstjahres, der von dem Aufnehmer des Dieners gleich im voraus bezahlt wird. Diese Jungen leben höchst sparsam und kehren, wenn sie sich einiges Geld verdient haben, wieder in ihr Vaterland zurück; manche jedoch etabliren sich als Handwerker und siedeln sich ganz an. Die Insel Singapore hat eine Bevölkerung von 55,000 Seelen, darunter 40,000 Chinesen, 10,000 Malaien (d. s. Eingeborne) und 150 Europäer. Die Zahl der weiblichen Individuen soll sehr gering sein, da aus China und Indien nur Männer und Knaben einwandern. *) Es sind dieß englische Packet-Dampfschiffe, die jeden Monat einmal von Canton nach Calcutta fahren und auf diesre Fahrt Singapore berühren.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/74>, abgerufen am 02.05.2024.