Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.In dem Tempel der Barmherzigkeit wäre uns bald ein etwas unangenehmes Abentheuer begegnet. Ein Priester oder Bonze reichte uns kleine Rauchkerzchen, die wir anzünden und seiner Gottheit weihen sollten. Herr von Carlowitz und ich hielten die Kerzchen schon in der Hand und wollten ihm gerne diese Freude machen; allein ein amerikanischer Missionär, der uns begleitete, ließ es nicht zu, sondern riß uns die Kerzchen aus der Hand und gab sie erzürnt dem Priester zurück, indem er diese Handlung für Götzendienst erklärte. Der Priester nahm die Sache sehr ernsthaft, schloß augenblicklich den Ausgang, rief nach seinen Kameraden, die bald von verschiedenen Seiten herbeikamen, ganz jämmerlich schimpften und schrien, und dabei immer näher auf uns eindrangen. Nur mit vieler Mühe gelang es uns, den Ausgang zu erkämpfen und uns so der Gefahr zu entziehen. Unser Führer geleitete uns nach diesem überstandenen Strauß in die Behausung der geheiligten -- -- Schweine *). Eine schöne steinerne Halle ist ihnen zur Wohnung eingeräumt; doch verbreiten diese sonderbaren Heiligen, trotz aller Sorgfalt, die auf sie verwendet wird, einen so abscheulichen Geruch, daß man ihnen nur mit verhaltener Nase nahen kann. Sie werden gepflegt und gefüttert bis ein natürlicher Tod sie in's bessere Leben *) Man muß wissen, daß den Chinesen dieses Thier besonders heilig ist, aber doch nicht so heilig, daß es nicht mit gutem Appetite verspeist würde. Die heiligen, wie die unheiligen chinesischen Schweine sind klein, sehr kurzbeinig, von graulichter Farbe und mit einem langen Rüssel versehen.
In dem Tempel der Barmherzigkeit wäre uns bald ein etwas unangenehmes Abentheuer begegnet. Ein Priester oder Bonze reichte uns kleine Rauchkerzchen, die wir anzünden und seiner Gottheit weihen sollten. Herr von Carlowitz und ich hielten die Kerzchen schon in der Hand und wollten ihm gerne diese Freude machen; allein ein amerikanischer Missionär, der uns begleitete, ließ es nicht zu, sondern riß uns die Kerzchen aus der Hand und gab sie erzürnt dem Priester zurück, indem er diese Handlung für Götzendienst erklärte. Der Priester nahm die Sache sehr ernsthaft, schloß augenblicklich den Ausgang, rief nach seinen Kameraden, die bald von verschiedenen Seiten herbeikamen, ganz jämmerlich schimpften und schrien, und dabei immer näher auf uns eindrangen. Nur mit vieler Mühe gelang es uns, den Ausgang zu erkämpfen und uns so der Gefahr zu entziehen. Unser Führer geleitete uns nach diesem überstandenen Strauß in die Behausung der geheiligten — — Schweine *). Eine schöne steinerne Halle ist ihnen zur Wohnung eingeräumt; doch verbreiten diese sonderbaren Heiligen, trotz aller Sorgfalt, die auf sie verwendet wird, einen so abscheulichen Geruch, daß man ihnen nur mit verhaltener Nase nahen kann. Sie werden gepflegt und gefüttert bis ein natürlicher Tod sie in’s bessere Leben *) Man muß wissen, daß den Chinesen dieses Thier besonders heilig ist, aber doch nicht so heilig, daß es nicht mit gutem Appetite verspeist würde. Die heiligen, wie die unheiligen chinesischen Schweine sind klein, sehr kurzbeinig, von graulichter Farbe und mit einem langen Rüssel versehen.
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In dem Tempel der Barmherzigkeit wäre uns bald ein etwas unangenehmes Abentheuer begegnet. Ein Priester oder Bonze reichte uns kleine Rauchkerzchen, die wir anzünden und seiner Gottheit weihen sollten. Herr von Carlowitz und ich hielten die Kerzchen schon in der Hand und wollten ihm gerne diese Freude machen; allein ein amerikanischer Missionär, der uns begleitete, ließ es nicht zu, sondern riß uns die Kerzchen aus der Hand und gab sie erzürnt dem Priester zurück, indem er diese Handlung für Götzendienst erklärte. Der Priester nahm die Sache sehr ernsthaft, schloß augenblicklich den Ausgang, rief nach seinen Kameraden, die bald von verschiedenen Seiten herbeikamen, ganz jämmerlich schimpften und schrien, und dabei immer näher auf uns eindrangen. Nur mit vieler Mühe gelang es uns, den Ausgang zu erkämpfen und uns so der Gefahr zu entziehen.
Unser Führer geleitete uns nach diesem überstandenen Strauß in die Behausung der geheiligten — — Schweine *). Eine schöne steinerne Halle ist ihnen zur Wohnung eingeräumt; doch verbreiten diese sonderbaren Heiligen, trotz aller Sorgfalt, die auf sie verwendet wird, einen so abscheulichen Geruch, daß man ihnen nur mit verhaltener Nase nahen kann. Sie werden gepflegt und gefüttert bis ein natürlicher Tod sie in’s bessere Leben
*) Man muß wissen, daß den Chinesen dieses Thier besonders heilig ist, aber doch nicht so heilig, daß es nicht mit gutem Appetite verspeist würde. Die heiligen, wie die unheiligen chinesischen Schweine sind klein, sehr kurzbeinig, von graulichter Farbe und mit einem langen Rüssel versehen.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/42>, abgerufen am 16.02.2025. |