Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Unser erster Ausflug ging nach dem berühmten Tempel Honan, welcher zu den schönsten in China gehören soll. Der Tempel ist mit seinen ausgedehnten Nebengebäuden und großen Gärten von einer hohen Mauer umgeben. Man betritt zuerst einen großen Vorhof, an dessen Ende ein kolossales Portal in die innern Höfe führt. Unter dem Bogen dieses Portals sind zwei Kriegsgötter angebracht, jeder von 18 Fuß Höhe, in drohender Stellung und mit fürchterlich verzerrtem Gesichte. Sie sollen bösen Geistern den Eingang verwehren. Ein zweites ähnliches Portal, unter welchem die vier himmlischen Könige aufgestellt sind, führt in den innersten Hof, in welchem sich der Haupttempel befindet. Das Innere dieses Tempels ist hundert Fuß lang und eben so breit. Die flache Decke, von welcher eine Menge Glaslustres, Lampen, künstlich verfertigte Blumen und farbige Seidenbänder herabhängen, ruht auf einigen Reihen hölzerner Säulen. Viele Statuen, Altäre, Blumen- und Räuchergefäße, Kandelaber, Leuchter und andere Zierathen erinnern unwillkürlich an die Ausschmückung einer katholischen Kirche. Im Vordergrunde stehen drei Altäre, hinter diesen drei Statuen, welche den Gott Buddha in dreierlei Gestalten, in jener der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft darstellen. Die Figuren sind kolossal und in sitzender Stellung. Zufällig hielt man gerade Gottesdienst, als wir den Tempel besuchten -- es war eine Art Todtenmesse, welche ein Mandarin für eine seiner verstorbenen Gattinen halten ließ. -- Am rechten und linken Altare befanden sich die Priester, deren Gewänder und sogar Ceremonien ebenfalls jenen Unser erster Ausflug ging nach dem berühmten Tempel Honan, welcher zu den schönsten in China gehören soll. Der Tempel ist mit seinen ausgedehnten Nebengebäuden und großen Gärten von einer hohen Mauer umgeben. Man betritt zuerst einen großen Vorhof, an dessen Ende ein kolossales Portal in die innern Höfe führt. Unter dem Bogen dieses Portals sind zwei Kriegsgötter angebracht, jeder von 18 Fuß Höhe, in drohender Stellung und mit fürchterlich verzerrtem Gesichte. Sie sollen bösen Geistern den Eingang verwehren. Ein zweites ähnliches Portal, unter welchem die vier himmlischen Könige aufgestellt sind, führt in den innersten Hof, in welchem sich der Haupttempel befindet. Das Innere dieses Tempels ist hundert Fuß lang und eben so breit. Die flache Decke, von welcher eine Menge Glaslustres, Lampen, künstlich verfertigte Blumen und farbige Seidenbänder herabhängen, ruht auf einigen Reihen hölzerner Säulen. Viele Statuen, Altäre, Blumen- und Räuchergefäße, Kandelaber, Leuchter und andere Zierathen erinnern unwillkürlich an die Ausschmückung einer katholischen Kirche. Im Vordergrunde stehen drei Altäre, hinter diesen drei Statuen, welche den Gott Buddha in dreierlei Gestalten, in jener der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft darstellen. Die Figuren sind kolossal und in sitzender Stellung. Zufällig hielt man gerade Gottesdienst, als wir den Tempel besuchten — es war eine Art Todtenmesse, welche ein Mandarin für eine seiner verstorbenen Gattinen halten ließ. — Am rechten und linken Altare befanden sich die Priester, deren Gewänder und sogar Ceremonien ebenfalls jenen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="33"/> <p>Unser erster Ausflug ging nach dem berühmten Tempel Honan, welcher zu den schönsten in China gehören soll.</p> <p>Der Tempel ist mit seinen ausgedehnten Nebengebäuden und großen Gärten von einer hohen Mauer umgeben. Man betritt zuerst einen großen Vorhof, an dessen Ende ein kolossales Portal in die innern Höfe führt. Unter dem Bogen dieses Portals sind zwei Kriegsgötter angebracht, jeder von 18 Fuß Höhe, in drohender Stellung und mit fürchterlich verzerrtem Gesichte. Sie sollen bösen Geistern den Eingang verwehren. Ein zweites ähnliches Portal, unter welchem die vier himmlischen Könige aufgestellt sind, führt in den innersten Hof, in welchem sich der Haupttempel befindet. Das Innere dieses Tempels ist hundert Fuß lang und eben so breit. Die flache Decke, von welcher eine Menge Glaslustres, Lampen, künstlich verfertigte Blumen und farbige Seidenbänder herabhängen, ruht auf einigen Reihen hölzerner Säulen. Viele Statuen, Altäre, Blumen- und Räuchergefäße, Kandelaber, Leuchter und andere Zierathen erinnern unwillkürlich an die Ausschmückung einer katholischen Kirche.</p> <p>Im Vordergrunde stehen drei Altäre, hinter diesen drei Statuen, welche den Gott Buddha in dreierlei Gestalten, in jener der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft darstellen. Die Figuren sind kolossal und in sitzender Stellung.</p> <p>Zufällig hielt man gerade Gottesdienst, als wir den Tempel besuchten — es war eine Art Todtenmesse, welche ein Mandarin für eine seiner verstorbenen Gattinen halten ließ. — Am rechten und linken Altare befanden sich die Priester, deren Gewänder und sogar Ceremonien ebenfalls jenen </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0040]
Unser erster Ausflug ging nach dem berühmten Tempel Honan, welcher zu den schönsten in China gehören soll.
Der Tempel ist mit seinen ausgedehnten Nebengebäuden und großen Gärten von einer hohen Mauer umgeben. Man betritt zuerst einen großen Vorhof, an dessen Ende ein kolossales Portal in die innern Höfe führt. Unter dem Bogen dieses Portals sind zwei Kriegsgötter angebracht, jeder von 18 Fuß Höhe, in drohender Stellung und mit fürchterlich verzerrtem Gesichte. Sie sollen bösen Geistern den Eingang verwehren. Ein zweites ähnliches Portal, unter welchem die vier himmlischen Könige aufgestellt sind, führt in den innersten Hof, in welchem sich der Haupttempel befindet. Das Innere dieses Tempels ist hundert Fuß lang und eben so breit. Die flache Decke, von welcher eine Menge Glaslustres, Lampen, künstlich verfertigte Blumen und farbige Seidenbänder herabhängen, ruht auf einigen Reihen hölzerner Säulen. Viele Statuen, Altäre, Blumen- und Räuchergefäße, Kandelaber, Leuchter und andere Zierathen erinnern unwillkürlich an die Ausschmückung einer katholischen Kirche.
Im Vordergrunde stehen drei Altäre, hinter diesen drei Statuen, welche den Gott Buddha in dreierlei Gestalten, in jener der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft darstellen. Die Figuren sind kolossal und in sitzender Stellung.
Zufällig hielt man gerade Gottesdienst, als wir den Tempel besuchten — es war eine Art Todtenmesse, welche ein Mandarin für eine seiner verstorbenen Gattinen halten ließ. — Am rechten und linken Altare befanden sich die Priester, deren Gewänder und sogar Ceremonien ebenfalls jenen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/40>, abgerufen am 16.02.2025. |