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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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ersten, manchmal auch bis zum dritten Jahre. Auch wird der Fuß nach der Operation nicht, wie manche behaupten, in einen eisernen Schuh gezwengt, sondern nur mit festen Bändern zusammengeschnürt.

Die Chinesen dürfen, ihrer Religion gemäß, viele Frauen halten; doch stehen sie in diesem Punkte den Muhamedanern weit nach. Die Reichsten haben selten mehr als sechs bis zwölf Frauen, die Armen begnügen sich mit einer einzigen.

Ich besuchte in Canton, so viel mir möglich war, die Werkstätten verschiedenartiger Künstler. Mein erster Gang galt den vorzüglichsten Malern, und ich muß gestehen, daß mich die Lebhaftigkeit und der Glanz ihrer Farben wirklich frappirte. Man schreibt ihn hauptsächlich dem Reispapiere zu, worauf sie malen, und welches von ausgezeichneter Feinheit und Milchweiße ist.

Die Arbeiten auf Leinwand oder Elfenbein unterscheiden sich in Betreff der Farben sehr wenig von denen unserer europäischen Künstler, desto mehr aber in Betreff der Composition und der Perspektive, worin die Chinesen noch in der ersten Anfangsperiode stehen. Ganz besonders gilt dies von der Perspektive. Die Figuren oder Gegenstände des Hintergrundes wetteifern an Größe und Lebhaftigkeit der Farben mit jenen des Vordergrundes, und Flüsse oder Seen schweben gar oft in der Höhe an der Stelle der Wolken. Dagegen wissen sie sehr gut zu kopiren *) und sogar zu porträtiren. Ich sah Porträts,

*) Wenn sie ein Bild kopiren, theilen sie es, wie unsere Künstler, in Quadrate ein.

ersten, manchmal auch bis zum dritten Jahre. Auch wird der Fuß nach der Operation nicht, wie manche behaupten, in einen eisernen Schuh gezwengt, sondern nur mit festen Bändern zusammengeschnürt.

Die Chinesen dürfen, ihrer Religion gemäß, viele Frauen halten; doch stehen sie in diesem Punkte den Muhamedanern weit nach. Die Reichsten haben selten mehr als sechs bis zwölf Frauen, die Armen begnügen sich mit einer einzigen.

Ich besuchte in Canton, so viel mir möglich war, die Werkstätten verschiedenartiger Künstler. Mein erster Gang galt den vorzüglichsten Malern, und ich muß gestehen, daß mich die Lebhaftigkeit und der Glanz ihrer Farben wirklich frappirte. Man schreibt ihn hauptsächlich dem Reispapiere zu, worauf sie malen, und welches von ausgezeichneter Feinheit und Milchweiße ist.

Die Arbeiten auf Leinwand oder Elfenbein unterscheiden sich in Betreff der Farben sehr wenig von denen unserer europäischen Künstler, desto mehr aber in Betreff der Composition und der Perspektive, worin die Chinesen noch in der ersten Anfangsperiode stehen. Ganz besonders gilt dies von der Perspektive. Die Figuren oder Gegenstände des Hintergrundes wetteifern an Größe und Lebhaftigkeit der Farben mit jenen des Vordergrundes, und Flüsse oder Seen schweben gar oft in der Höhe an der Stelle der Wolken. Dagegen wissen sie sehr gut zu kopiren *) und sogar zu porträtiren. Ich sah Porträts,

*) Wenn sie ein Bild kopiren, theilen sie es, wie unsere Künstler, in Quadrate ein.
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[26/0033] ersten, manchmal auch bis zum dritten Jahre. Auch wird der Fuß nach der Operation nicht, wie manche behaupten, in einen eisernen Schuh gezwengt, sondern nur mit festen Bändern zusammengeschnürt. Die Chinesen dürfen, ihrer Religion gemäß, viele Frauen halten; doch stehen sie in diesem Punkte den Muhamedanern weit nach. Die Reichsten haben selten mehr als sechs bis zwölf Frauen, die Armen begnügen sich mit einer einzigen. Ich besuchte in Canton, so viel mir möglich war, die Werkstätten verschiedenartiger Künstler. Mein erster Gang galt den vorzüglichsten Malern, und ich muß gestehen, daß mich die Lebhaftigkeit und der Glanz ihrer Farben wirklich frappirte. Man schreibt ihn hauptsächlich dem Reispapiere zu, worauf sie malen, und welches von ausgezeichneter Feinheit und Milchweiße ist. Die Arbeiten auf Leinwand oder Elfenbein unterscheiden sich in Betreff der Farben sehr wenig von denen unserer europäischen Künstler, desto mehr aber in Betreff der Composition und der Perspektive, worin die Chinesen noch in der ersten Anfangsperiode stehen. Ganz besonders gilt dies von der Perspektive. Die Figuren oder Gegenstände des Hintergrundes wetteifern an Größe und Lebhaftigkeit der Farben mit jenen des Vordergrundes, und Flüsse oder Seen schweben gar oft in der Höhe an der Stelle der Wolken. Dagegen wissen sie sehr gut zu kopiren *) und sogar zu porträtiren. Ich sah Porträts, *) Wenn sie ein Bild kopiren, theilen sie es, wie unsere Künstler, in Quadrate ein.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/33>, abgerufen am 28.11.2024.