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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Maneuvres seiner jungen Krieger. Bei dieser Gelegenheit ist es auch am leichtesten Sr. Majestät vorgestellt zu werden. Der fünfundachtzigjährige Greis war aber gerade unwohl und so wurde mir das Glück nicht zu Theil, ihn zu sehen.

Der Kaiser bezieht von der englischen Regierung eine jährliche Pension von 14 Luk (1,400,000 Rupien). Die Einkünfte seiner Grundbesitzungen betragen die Hälfte; jedoch mit alledem kommt er so wenig aus wie der Raja von Benares. -- Er hat eine zu große Menge Menschen zu erhalten -- allein über dreihundert Abkömmlinge der kaiserl. Linie, über hundert Frauen und mehr denn zweitausend Dienstleute. Rechnet man dazu die vielen Elephanten, Kamehle, Pferde u. s. w., so wird man leicht begreifen, daß seine Kasse immer leer ist.

Jeden ersten des Monats erhält der Monarch seine Pension, die unter dem Schutze des englischen Militärs an die Kasse gebracht werden muß, da sie sonst von den Gläubigern gestürmt würde.

Der Kaiser soll sehr darauf bedacht sein, seine Einkünfte auf verschiedene Weise zu steigern. So ertheilt er z. B. Ehrenstellen und Aemter, für welche er sich bedeutende Summen Geldes geben läßt. Und -- sollte man es glauben! -- stets finden sich Narren genug, die für dergleichen Albernheiten Geld ausgeben. Eltern kaufen sogar Officiersstellen für ihre Knaben. Der jetzige Commandant der kaiserl. Truppen zählt kaum zehn Jahre. Das Merkwürdigste aber ist, daß der Vezier (Minister), der des Kaisers Einnahmen und Ausgaben besorgt, nicht nur keinen Gehalt bezieht, sondern dem Kaiser für diese Stelle

Maneuvres seiner jungen Krieger. Bei dieser Gelegenheit ist es auch am leichtesten Sr. Majestät vorgestellt zu werden. Der fünfundachtzigjährige Greis war aber gerade unwohl und so wurde mir das Glück nicht zu Theil, ihn zu sehen.

Der Kaiser bezieht von der englischen Regierung eine jährliche Pension von 14 Luk (1,400,000 Rupien). Die Einkünfte seiner Grundbesitzungen betragen die Hälfte; jedoch mit alledem kommt er so wenig aus wie der Raja von Benares. — Er hat eine zu große Menge Menschen zu erhalten — allein über dreihundert Abkömmlinge der kaiserl. Linie, über hundert Frauen und mehr denn zweitausend Dienstleute. Rechnet man dazu die vielen Elephanten, Kamehle, Pferde u. s. w., so wird man leicht begreifen, daß seine Kasse immer leer ist.

Jeden ersten des Monats erhält der Monarch seine Pension, die unter dem Schutze des englischen Militärs an die Kasse gebracht werden muß, da sie sonst von den Gläubigern gestürmt würde.

Der Kaiser soll sehr darauf bedacht sein, seine Einkünfte auf verschiedene Weise zu steigern. So ertheilt er z. B. Ehrenstellen und Aemter, für welche er sich bedeutende Summen Geldes geben läßt. Und — sollte man es glauben! — stets finden sich Narren genug, die für dergleichen Albernheiten Geld ausgeben. Eltern kaufen sogar Officiersstellen für ihre Knaben. Der jetzige Commandant der kaiserl. Truppen zählt kaum zehn Jahre. Das Merkwürdigste aber ist, daß der Vezier (Minister), der des Kaisers Einnahmen und Ausgaben besorgt, nicht nur keinen Gehalt bezieht, sondern dem Kaiser für diese Stelle

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[215/0222] Maneuvres seiner jungen Krieger. Bei dieser Gelegenheit ist es auch am leichtesten Sr. Majestät vorgestellt zu werden. Der fünfundachtzigjährige Greis war aber gerade unwohl und so wurde mir das Glück nicht zu Theil, ihn zu sehen. Der Kaiser bezieht von der englischen Regierung eine jährliche Pension von 14 Luk (1,400,000 Rupien). Die Einkünfte seiner Grundbesitzungen betragen die Hälfte; jedoch mit alledem kommt er so wenig aus wie der Raja von Benares. — Er hat eine zu große Menge Menschen zu erhalten — allein über dreihundert Abkömmlinge der kaiserl. Linie, über hundert Frauen und mehr denn zweitausend Dienstleute. Rechnet man dazu die vielen Elephanten, Kamehle, Pferde u. s. w., so wird man leicht begreifen, daß seine Kasse immer leer ist. Jeden ersten des Monats erhält der Monarch seine Pension, die unter dem Schutze des englischen Militärs an die Kasse gebracht werden muß, da sie sonst von den Gläubigern gestürmt würde. Der Kaiser soll sehr darauf bedacht sein, seine Einkünfte auf verschiedene Weise zu steigern. So ertheilt er z. B. Ehrenstellen und Aemter, für welche er sich bedeutende Summen Geldes geben läßt. Und — sollte man es glauben! — stets finden sich Narren genug, die für dergleichen Albernheiten Geld ausgeben. Eltern kaufen sogar Officiersstellen für ihre Knaben. Der jetzige Commandant der kaiserl. Truppen zählt kaum zehn Jahre. Das Merkwürdigste aber ist, daß der Vezier (Minister), der des Kaisers Einnahmen und Ausgaben besorgt, nicht nur keinen Gehalt bezieht, sondern dem Kaiser für diese Stelle

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/222>, abgerufen am 25.11.2024.