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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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(Divan) und die Moschee. Ersterer steht in der Mitte eines freien Hofraumes, bildet ein längliches Viereck, dessen Decke von dreißig Säulen getragen wird und ist von allen Seiten offen; einige Stufen führen zu ihm hinauf und eine zwei Fuß hohe, niedlich gearbeitete Marmorgallerie umgibt ihn.

Der jetzige Großmogul hat so wenig Sinn für Schönheit, daß er diesen Divan durch eine ganz erbärmliche Breterwand in zwei Theile theilen ließ. Eine ähnliche Wand schließt sich -- zu welchem Zwecke konnte ich nicht errathen -- vorne an beiden Seiten des Saales an und somit kann man von ihm sagen, daß er ganz in Breter eingerahmt ist. Ein großer Schatz befindet sich in diesem Divan: der größte Krystall der Welt. Es ist dieß ein Block von ungefähr vier Fuß Länge, zwei ein halb FußBreite und ein Fuß Dicke *); er ist sehr durchsichtig. Dieses Cabinetstück diente den Kaisern als Thron oder Sitz im Divan. Jetzt ist es hinter der graziösen Breterwand verborgen und wenn ich nicht aus Büchern seine Existenz gewußt und es zu sehen begehrt hätte, würde man es mir gar nicht gezeigt haben.

Die Moschee ist zwar klein, aber gleich dem Gerichtssaal von weißem Marmor mit schönen Säulen und Sculpturen.

Unmittelbar an die Moschee schließt sich der Garten "Schalinar" an, der einst zu den schönsten in Indien gehört haben soll, jetzt aber ganz im Verfalle ist.

*) Einige Schriftsteller geben diesen Krystall-Koloß gar auf fünfundzwanzig Fuß Länge an.

(Divan) und die Moschee. Ersterer steht in der Mitte eines freien Hofraumes, bildet ein längliches Viereck, dessen Decke von dreißig Säulen getragen wird und ist von allen Seiten offen; einige Stufen führen zu ihm hinauf und eine zwei Fuß hohe, niedlich gearbeitete Marmorgallerie umgibt ihn.

Der jetzige Großmogul hat so wenig Sinn für Schönheit, daß er diesen Divan durch eine ganz erbärmliche Breterwand in zwei Theile theilen ließ. Eine ähnliche Wand schließt sich — zu welchem Zwecke konnte ich nicht errathen — vorne an beiden Seiten des Saales an und somit kann man von ihm sagen, daß er ganz in Breter eingerahmt ist. Ein großer Schatz befindet sich in diesem Divan: der größte Krystall der Welt. Es ist dieß ein Block von ungefähr vier Fuß Länge, zwei ein halb FußBreite und ein Fuß Dicke *); er ist sehr durchsichtig. Dieses Cabinetstück diente den Kaisern als Thron oder Sitz im Divan. Jetzt ist es hinter der graziösen Breterwand verborgen und wenn ich nicht aus Büchern seine Existenz gewußt und es zu sehen begehrt hätte, würde man es mir gar nicht gezeigt haben.

Die Moschee ist zwar klein, aber gleich dem Gerichtssaal von weißem Marmor mit schönen Säulen und Sculpturen.

Unmittelbar an die Moschee schließt sich der Garten „Schalinar“ an, der einst zu den schönsten in Indien gehört haben soll, jetzt aber ganz im Verfalle ist.

*) Einige Schriftsteller geben diesen Krystall-Koloß gar auf fünfundzwanzig Fuß Länge an.
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(Divan) und die Moschee. Ersterer steht in der Mitte eines freien Hofraumes, bildet ein längliches Viereck, dessen Decke von dreißig Säulen getragen wird und ist von allen Seiten offen; einige Stufen führen zu ihm hinauf und eine zwei Fuß hohe, niedlich gearbeitete Marmorgallerie umgibt ihn.</p>
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[213/0220] (Divan) und die Moschee. Ersterer steht in der Mitte eines freien Hofraumes, bildet ein längliches Viereck, dessen Decke von dreißig Säulen getragen wird und ist von allen Seiten offen; einige Stufen führen zu ihm hinauf und eine zwei Fuß hohe, niedlich gearbeitete Marmorgallerie umgibt ihn. Der jetzige Großmogul hat so wenig Sinn für Schönheit, daß er diesen Divan durch eine ganz erbärmliche Breterwand in zwei Theile theilen ließ. Eine ähnliche Wand schließt sich — zu welchem Zwecke konnte ich nicht errathen — vorne an beiden Seiten des Saales an und somit kann man von ihm sagen, daß er ganz in Breter eingerahmt ist. Ein großer Schatz befindet sich in diesem Divan: der größte Krystall der Welt. Es ist dieß ein Block von ungefähr vier Fuß Länge, zwei ein halb FußBreite und ein Fuß Dicke *); er ist sehr durchsichtig. Dieses Cabinetstück diente den Kaisern als Thron oder Sitz im Divan. Jetzt ist es hinter der graziösen Breterwand verborgen und wenn ich nicht aus Büchern seine Existenz gewußt und es zu sehen begehrt hätte, würde man es mir gar nicht gezeigt haben. Die Moschee ist zwar klein, aber gleich dem Gerichtssaal von weißem Marmor mit schönen Säulen und Sculpturen. Unmittelbar an die Moschee schließt sich der Garten „Schalinar“ an, der einst zu den schönsten in Indien gehört haben soll, jetzt aber ganz im Verfalle ist. *) Einige Schriftsteller geben diesen Krystall-Koloß gar auf fünfundzwanzig Fuß Länge an.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/220>, abgerufen am 01.05.2024.