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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Mein letzter Besuch galt dem bewunderten Kleinode Agra's, ja ganz Indiens, dem weltberühmten Taj-Mahal (Tatsch-Mahal).

Ich hatte in einem Buche gelesen, daß man dieses Monument zuletzt besuchen solle, da man, wenn man es gesehen habe, die andern nicht mehr bewundern könne. -- Kapitän Elliot sagt: "Es ist schwer eine Beschreibung "dieses Monumentes zu geben; der Bau ist voll Kraft und Eleganz."

Taj-Mahal wurde von dem Sultan Jehoe (Dschehoe) dem Andenken seiner Favoritin Muntaza-Zemani errichtet. Der Bau soll 750,000 Pf. Sterling gekostet haben. Eigentlich ist des Sultans Andenken durch diesen Bau mehr verewigt worden, als jenes der Favoritin, denn Jeder, der dieses Werk sieht, wird unwillkürlich nach dem Namen des Herrschers fragen, unter dessen Machtspruche es hervorging. Die Namen der Architecten und Baumeister gingen leider verloren. Manche wollen es italienischen Meistern zuschreiben; wenn man aber so viel andere vollkommene Werke mohamedanischer Baukunst sieht, müßte man ihr entweder alle absprechen, oder auch dieses zuerkennen.

Das Monument steht mitten in einem Garten, auf einer zwölf Fuß hohen, freistehenden Terrasse von rothen Sandsteinen. Es stellt eine Moschee vor, bildet ein Achteck mit hochgewölbten Bogengängen und ist sammt den vier Minareten, die an den Ecken der Terrassen stehen, ganz aus weißem Marmor erbaut. Die Hauptkuppel erhebt sich zur Höhe von zweihundert sechzig Fuß und ist von vier kleineren Kuppeln umgeben. Ringsherum an den

Mein letzter Besuch galt dem bewunderten Kleinode Agra’s, ja ganz Indiens, dem weltberühmten Taj-Mahal (Tatsch-Mahal).

Ich hatte in einem Buche gelesen, daß man dieses Monument zuletzt besuchen solle, da man, wenn man es gesehen habe, die andern nicht mehr bewundern könne. — Kapitän Elliot sagt: „Es ist schwer eine Beschreibung „dieses Monumentes zu geben; der Bau ist voll Kraft und Eleganz.“

Taj-Mahal wurde von dem Sultan Jehoe (Dschehoe) dem Andenken seiner Favoritin Muntâza-Zemani errichtet. Der Bau soll 750,000 Pf. Sterling gekostet haben. Eigentlich ist des Sultans Andenken durch diesen Bau mehr verewigt worden, als jenes der Favoritin, denn Jeder, der dieses Werk sieht, wird unwillkürlich nach dem Namen des Herrschers fragen, unter dessen Machtspruche es hervorging. Die Namen der Architecten und Baumeister gingen leider verloren. Manche wollen es italienischen Meistern zuschreiben; wenn man aber so viel andere vollkommene Werke mohamedanischer Baukunst sieht, müßte man ihr entweder alle absprechen, oder auch dieses zuerkennen.

Das Monument steht mitten in einem Garten, auf einer zwölf Fuß hohen, freistehenden Terrasse von rothen Sandsteinen. Es stellt eine Moschee vor, bildet ein Achteck mit hochgewölbten Bogengängen und ist sammt den vier Minareten, die an den Ecken der Terrassen stehen, ganz aus weißem Marmor erbaut. Die Hauptkuppel erhebt sich zur Höhe von zweihundert sechzig Fuß und ist von vier kleineren Kuppeln umgeben. Ringsherum an den

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[199/0206] Mein letzter Besuch galt dem bewunderten Kleinode Agra’s, ja ganz Indiens, dem weltberühmten Taj-Mahal (Tatsch-Mahal). Ich hatte in einem Buche gelesen, daß man dieses Monument zuletzt besuchen solle, da man, wenn man es gesehen habe, die andern nicht mehr bewundern könne. — Kapitän Elliot sagt: „Es ist schwer eine Beschreibung „dieses Monumentes zu geben; der Bau ist voll Kraft und Eleganz.“ Taj-Mahal wurde von dem Sultan Jehoe (Dschehoe) dem Andenken seiner Favoritin Muntâza-Zemani errichtet. Der Bau soll 750,000 Pf. Sterling gekostet haben. Eigentlich ist des Sultans Andenken durch diesen Bau mehr verewigt worden, als jenes der Favoritin, denn Jeder, der dieses Werk sieht, wird unwillkürlich nach dem Namen des Herrschers fragen, unter dessen Machtspruche es hervorging. Die Namen der Architecten und Baumeister gingen leider verloren. Manche wollen es italienischen Meistern zuschreiben; wenn man aber so viel andere vollkommene Werke mohamedanischer Baukunst sieht, müßte man ihr entweder alle absprechen, oder auch dieses zuerkennen. Das Monument steht mitten in einem Garten, auf einer zwölf Fuß hohen, freistehenden Terrasse von rothen Sandsteinen. Es stellt eine Moschee vor, bildet ein Achteck mit hochgewölbten Bogengängen und ist sammt den vier Minareten, die an den Ecken der Terrassen stehen, ganz aus weißem Marmor erbaut. Die Hauptkuppel erhebt sich zur Höhe von zweihundert sechzig Fuß und ist von vier kleineren Kuppeln umgeben. Ringsherum an den

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/206>, abgerufen am 23.11.2024.