Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.sieben bis achthundert Gulden und der Vortheil des Eigenthümers erfordert es daher, ihn gut zu behandeln, um ihn lange zu erhalten. Daß es Fälle gibt, in welchen der Sclave tyrannisch behandelt wird, ist nicht zu leugnen; doch ereignet sich dies äußerst selten. In der Umgebung von Benares wohnen mehrere deutsche und englische Missionäre, die fleißig nach der Stadt gehen, um da zu predigen. Bei einer dieser Missionsanstalten ist sogar ein christliches Dörfchen, welches einige zwanzig Hindusfamilien zählt. Dessen ohngeachtet macht das Christenthum beinah gar keine Fortschritte *). Bei jedem der Missionäre erkundigte ich mich angelegentlich nach der Anzahl der Hindus oder Mohamedaner, die er im Laufe seiner Missionszeit getauft habe,--gewöhnlich hieß es "Keinen" -- höchst selten "Einen." Die oben erwähnten einige zwanzig getauften Familien rühren von 1831 her, als beinahe in ganz Indien die Cholera, das Nervenfieber, die Hungersnoth wüthete, -- die Leute starben dahin, und viele Kinder blieben elternlos und irrten umher ohne Dach und Fach zu finden. Dieser nahmen sich die Missionäre an und erzogen sie in der christlichen Religion. Sie wurden in allen Handwerken unterrichtet, bekamen ihre eigenen Wohnsitze, man verheirathete sie *) Der Abscheu der Indier gegen die Europäer rührt größtentheils daher, weil letztere keine Ehrfurcht vor den Kühen haben, Rindfleisch essen, Branntwein trinken, daß sie in den Häusern, ja sogar in den Tempeln ausspucken, den Mund mit den Fingern waschen u. s. w.; sie nennen die Europäer "Parangi." Diese Verachtung soll dem Hindu auch die christliche Religion verhaßt machen.
sieben bis achthundert Gulden und der Vortheil des Eigenthümers erfordert es daher, ihn gut zu behandeln, um ihn lange zu erhalten. Daß es Fälle gibt, in welchen der Sclave tyrannisch behandelt wird, ist nicht zu leugnen; doch ereignet sich dies äußerst selten. In der Umgebung von Benares wohnen mehrere deutsche und englische Missionäre, die fleißig nach der Stadt gehen, um da zu predigen. Bei einer dieser Missionsanstalten ist sogar ein christliches Dörfchen, welches einige zwanzig Hindusfamilien zählt. Dessen ohngeachtet macht das Christenthum beinah gar keine Fortschritte *). Bei jedem der Missionäre erkundigte ich mich angelegentlich nach der Anzahl der Hindus oder Mohamedaner, die er im Laufe seiner Missionszeit getauft habe,—gewöhnlich hieß es „Keinen“ — höchst selten „Einen.“ Die oben erwähnten einige zwanzig getauften Familien rühren von 1831 her, als beinahe in ganz Indien die Cholera, das Nervenfieber, die Hungersnoth wüthete, — die Leute starben dahin, und viele Kinder blieben elternlos und irrten umher ohne Dach und Fach zu finden. Dieser nahmen sich die Missionäre an und erzogen sie in der christlichen Religion. Sie wurden in allen Handwerken unterrichtet, bekamen ihre eigenen Wohnsitze, man verheirathete sie *) Der Abscheu der Indier gegen die Europäer rührt größtentheils daher, weil letztere keine Ehrfurcht vor den Kühen haben, Rindfleisch essen, Branntwein trinken, daß sie in den Häusern, ja sogar in den Tempeln ausspucken, den Mund mit den Fingern waschen u. s. w.; sie nennen die Europäer „Parangi.“ Diese Verachtung soll dem Hindu auch die christliche Religion verhaßt machen.
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sieben bis achthundert Gulden und der Vortheil des Eigenthümers erfordert es daher, ihn gut zu behandeln, um ihn lange zu erhalten. Daß es Fälle gibt, in welchen der Sclave tyrannisch behandelt wird, ist nicht zu leugnen; doch ereignet sich dies äußerst selten.
In der Umgebung von Benares wohnen mehrere deutsche und englische Missionäre, die fleißig nach der Stadt gehen, um da zu predigen. Bei einer dieser Missionsanstalten ist sogar ein christliches Dörfchen, welches einige zwanzig Hindusfamilien zählt. Dessen ohngeachtet macht das Christenthum beinah gar keine Fortschritte *). Bei jedem der Missionäre erkundigte ich mich angelegentlich nach der Anzahl der Hindus oder Mohamedaner, die er im Laufe seiner Missionszeit getauft habe,—gewöhnlich hieß es „Keinen“ — höchst selten „Einen.“ Die oben erwähnten einige zwanzig getauften Familien rühren von 1831 her, als beinahe in ganz Indien die Cholera, das Nervenfieber, die Hungersnoth wüthete, — die Leute starben dahin, und viele Kinder blieben elternlos und irrten umher ohne Dach und Fach zu finden. Dieser nahmen sich die Missionäre an und erzogen sie in der christlichen Religion. Sie wurden in allen Handwerken unterrichtet, bekamen ihre eigenen Wohnsitze, man verheirathete sie
*) Der Abscheu der Indier gegen die Europäer rührt größtentheils daher, weil letztere keine Ehrfurcht vor den Kühen haben, Rindfleisch essen, Branntwein trinken, daß sie in den Häusern, ja sogar in den Tempeln ausspucken, den Mund mit den Fingern waschen u. s. w.; sie nennen die Europäer „Parangi.“ Diese Verachtung soll dem Hindu auch die christliche Religion verhaßt machen.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/192>, abgerufen am 16.02.2025. |