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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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"Unter den Geistern herrschte lange Zeit Eintracht und Glückseligkeit; aber darauf brach eine Empörung aus, viele versagten den Gehorsam. Die Rebellen wurden von der großen Höhe in den Abgrund der Finsterniß gestürzt. Hierauf erfolgte die Seelenwanderung, jedes Thier, jede Pflanze war von einem gefallenen Engel beseelt; von diesem Glauben schreibt sich die unendliche Gutmüthigkeit der Hindus gegen die Thiere her. Sie betrachten sie als ihre Mitbrüder und wollen keines tödten."

"In der lautersten, religiösesten Absicht verehrt der Hindu den großen Zweck der Natur, die Erzeugung organisirter Körper. Ihm sind alle dazu wirkenden Theile verehrungswerth und heilig, und in dieser Absicht allein beweist er dem Lingam göttliche Verehrung."

"Man dürfte behaupten, daß nur nach und nach das Abenteuerliche dieser Religion durch Verfälschung und Unverständlichkeit im Munde des Volkes ein fast wahnsinniges Gaukelspiel geworden ist."

"Es wird hinreichen, die Bilder nur einiger der vornehmsten Gottheiten anzugeben, um hieraus auf den jetzigen Zustand ihrer Religion schließen zu können."

"Brahma als Erschaffer der Welt wird mit vier Menschenköpfen und acht Händen abgebildet, in der einen Hand hält es das Gesetzbuch, in den übrigen andere Sinnbilder. Er wird in keinem Tempel (Pagode) verehrt, er verlor dieses Vorrecht seines Stolzes wegen, er wollte das allerhöchste Wesen erforschen. Jedoch nach Bereuung seiner Thorheit ward

„Unter den Geistern herrschte lange Zeit Eintracht und Glückseligkeit; aber darauf brach eine Empörung aus, viele versagten den Gehorsam. Die Rebellen wurden von der großen Höhe in den Abgrund der Finsterniß gestürzt. Hierauf erfolgte die Seelenwanderung, jedes Thier, jede Pflanze war von einem gefallenen Engel beseelt; von diesem Glauben schreibt sich die unendliche Gutmüthigkeit der Hindus gegen die Thiere her. Sie betrachten sie als ihre Mitbrüder und wollen keines tödten.“

„In der lautersten, religiösesten Absicht verehrt der Hindu den großen Zweck der Natur, die Erzeugung organisirter Körper. Ihm sind alle dazu wirkenden Theile verehrungswerth und heilig, und in dieser Absicht allein beweist er dem Lingam göttliche Verehrung.“

„Man dürfte behaupten, daß nur nach und nach das Abenteuerliche dieser Religion durch Verfälschung und Unverständlichkeit im Munde des Volkes ein fast wahnsinniges Gaukelspiel geworden ist.“

„Es wird hinreichen, die Bilder nur einiger der vornehmsten Gottheiten anzugeben, um hieraus auf den jetzigen Zustand ihrer Religion schließen zu können.“

„Brahma als Erschaffer der Welt wird mit vier Menschenköpfen und acht Händen abgebildet, in der einen Hand hält es das Gesetzbuch, in den übrigen andere Sinnbilder. Er wird in keinem Tempel (Pagode) verehrt, er verlor dieses Vorrecht seines Stolzes wegen, er wollte das allerhöchste Wesen erforschen. Jedoch nach Bereuung seiner Thorheit ward

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[164/0171] „Unter den Geistern herrschte lange Zeit Eintracht und Glückseligkeit; aber darauf brach eine Empörung aus, viele versagten den Gehorsam. Die Rebellen wurden von der großen Höhe in den Abgrund der Finsterniß gestürzt. Hierauf erfolgte die Seelenwanderung, jedes Thier, jede Pflanze war von einem gefallenen Engel beseelt; von diesem Glauben schreibt sich die unendliche Gutmüthigkeit der Hindus gegen die Thiere her. Sie betrachten sie als ihre Mitbrüder und wollen keines tödten.“ „In der lautersten, religiösesten Absicht verehrt der Hindu den großen Zweck der Natur, die Erzeugung organisirter Körper. Ihm sind alle dazu wirkenden Theile verehrungswerth und heilig, und in dieser Absicht allein beweist er dem Lingam göttliche Verehrung.“ „Man dürfte behaupten, daß nur nach und nach das Abenteuerliche dieser Religion durch Verfälschung und Unverständlichkeit im Munde des Volkes ein fast wahnsinniges Gaukelspiel geworden ist.“ „Es wird hinreichen, die Bilder nur einiger der vornehmsten Gottheiten anzugeben, um hieraus auf den jetzigen Zustand ihrer Religion schließen zu können.“ „Brahma als Erschaffer der Welt wird mit vier Menschenköpfen und acht Händen abgebildet, in der einen Hand hält es das Gesetzbuch, in den übrigen andere Sinnbilder. Er wird in keinem Tempel (Pagode) verehrt, er verlor dieses Vorrecht seines Stolzes wegen, er wollte das allerhöchste Wesen erforschen. Jedoch nach Bereuung seiner Thorheit ward

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/171>, abgerufen am 25.11.2024.