Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

den tröpfelnden Saft aufzufangen. Das Hinaufklettern wird dadurch erleichtert, daß die Rinde sehr wulstig ist. Der Hindu erfaßt mit einer starken Schlinge den Stamm und die Mitte seines eigenen Körpers, mit einer zweiten die Füße, die er gegen den Baum stemmt; er schwingt sich dann in die Höhe und zieht die obere Schlinge mit der Hand, die untere mit den Fußspitzen nach sich. Ich sah die Leute auf diese Art die höchsten Bäume mit Leichtigkeit in höchstens zwei Minuten ersteigen. Um den Leib haben sie einen Riemen geschnallt, an welchem ein Messer und ein oder zwei Töpfe hängen.

Der frisch gewonnene Saft sieht ganz klar aus und schmeckt angenehm süßlich; fängt aber schon nach sechs bis acht Stunden zu gähren an und bekommt dann eine weißliche Farbe und einen scharfen, etwas unangenehmen Geschmack. Man kann daraus mit Zusatz von Reis starken Arac machen. Ein guter Baum liefert in vierundzwanzig Stunden über zwei Maß solchen Saftes; er trägt jedoch in dem Jahre, in welchem der Toddy gewonnen wird, keine Früchte.

21. Dec. Ungefähr 70 Meilen unterhalb Radschmahal kommt man an drei ziemlich steilen Felsen vorüber, die dem Ganges entsteigen. Der größte mag an 60 Fuß Höhe haben; der mittlere, mit einigem Gebüsche bewachsen, ist der Aufenthalts-Ort eines Fakirs, den gläubige Menschen mit Lebensmitteln versehen. Wir sahen diesen heiligen Mann nicht, da es schon dunkelte, als wir vorüberfuhren. Mehr bedauerten wir, daß wir den botanischen Garten zu Bogulpore, welcher der schönste in Indien sein soll, nicht besuchen konnten; da aber zu

den tröpfelnden Saft aufzufangen. Das Hinaufklettern wird dadurch erleichtert, daß die Rinde sehr wulstig ist. Der Hindu erfaßt mit einer starken Schlinge den Stamm und die Mitte seines eigenen Körpers, mit einer zweiten die Füße, die er gegen den Baum stemmt; er schwingt sich dann in die Höhe und zieht die obere Schlinge mit der Hand, die untere mit den Fußspitzen nach sich. Ich sah die Leute auf diese Art die höchsten Bäume mit Leichtigkeit in höchstens zwei Minuten ersteigen. Um den Leib haben sie einen Riemen geschnallt, an welchem ein Messer und ein oder zwei Töpfe hängen.

Der frisch gewonnene Saft sieht ganz klar aus und schmeckt angenehm süßlich; fängt aber schon nach sechs bis acht Stunden zu gähren an und bekommt dann eine weißliche Farbe und einen scharfen, etwas unangenehmen Geschmack. Man kann daraus mit Zusatz von Reis starken Arac machen. Ein guter Baum liefert in vierundzwanzig Stunden über zwei Maß solchen Saftes; er trägt jedoch in dem Jahre, in welchem der Toddy gewonnen wird, keine Früchte.

21. Dec. Ungefähr 70 Meilen unterhalb Radschmahal kommt man an drei ziemlich steilen Felsen vorüber, die dem Ganges entsteigen. Der größte mag an 60 Fuß Höhe haben; der mittlere, mit einigem Gebüsche bewachsen, ist der Aufenthalts-Ort eines Fakirs, den gläubige Menschen mit Lebensmitteln versehen. Wir sahen diesen heiligen Mann nicht, da es schon dunkelte, als wir vorüberfuhren. Mehr bedauerten wir, daß wir den botanischen Garten zu Bogulpore, welcher der schönste in Indien sein soll, nicht besuchen konnten; da aber zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="154"/>
den tröpfelnden Saft aufzufangen. Das Hinaufklettern wird dadurch erleichtert, daß die Rinde sehr wulstig ist. Der Hindu erfaßt mit einer starken Schlinge den Stamm und die Mitte seines eigenen Körpers, mit einer zweiten die Füße, die er gegen den Baum stemmt; er schwingt sich dann in die Höhe und zieht die obere Schlinge mit der Hand, die untere mit den Fußspitzen nach sich. Ich sah die Leute auf diese Art die höchsten Bäume mit Leichtigkeit in höchstens zwei Minuten ersteigen. Um den Leib haben sie einen Riemen geschnallt, an welchem ein Messer und ein oder zwei Töpfe hängen.</p>
          <p>Der frisch gewonnene Saft sieht ganz klar aus und schmeckt angenehm süßlich; fängt aber schon nach sechs bis acht Stunden zu gähren an und bekommt dann eine weißliche Farbe und einen scharfen, etwas unangenehmen Geschmack. Man kann daraus mit Zusatz von Reis starken Arac machen. Ein guter Baum liefert in vierundzwanzig Stunden über zwei Maß solchen Saftes; er trägt jedoch in dem Jahre, in welchem der Toddy gewonnen wird, keine Früchte.</p>
          <p>21. Dec. Ungefähr 70 Meilen unterhalb Radschmahal kommt man an drei ziemlich steilen Felsen vorüber, die dem Ganges entsteigen. Der größte mag an 60 Fuß Höhe haben; der mittlere, mit einigem Gebüsche bewachsen, ist der Aufenthalts-Ort eines Fakirs, den gläubige Menschen mit Lebensmitteln versehen. Wir sahen diesen heiligen Mann nicht, da es schon dunkelte, als wir vorüberfuhren. Mehr bedauerten wir, daß wir den botanischen Garten zu Bogulpore, welcher der schönste in Indien sein soll, nicht besuchen konnten; da aber zu
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0161] den tröpfelnden Saft aufzufangen. Das Hinaufklettern wird dadurch erleichtert, daß die Rinde sehr wulstig ist. Der Hindu erfaßt mit einer starken Schlinge den Stamm und die Mitte seines eigenen Körpers, mit einer zweiten die Füße, die er gegen den Baum stemmt; er schwingt sich dann in die Höhe und zieht die obere Schlinge mit der Hand, die untere mit den Fußspitzen nach sich. Ich sah die Leute auf diese Art die höchsten Bäume mit Leichtigkeit in höchstens zwei Minuten ersteigen. Um den Leib haben sie einen Riemen geschnallt, an welchem ein Messer und ein oder zwei Töpfe hängen. Der frisch gewonnene Saft sieht ganz klar aus und schmeckt angenehm süßlich; fängt aber schon nach sechs bis acht Stunden zu gähren an und bekommt dann eine weißliche Farbe und einen scharfen, etwas unangenehmen Geschmack. Man kann daraus mit Zusatz von Reis starken Arac machen. Ein guter Baum liefert in vierundzwanzig Stunden über zwei Maß solchen Saftes; er trägt jedoch in dem Jahre, in welchem der Toddy gewonnen wird, keine Früchte. 21. Dec. Ungefähr 70 Meilen unterhalb Radschmahal kommt man an drei ziemlich steilen Felsen vorüber, die dem Ganges entsteigen. Der größte mag an 60 Fuß Höhe haben; der mittlere, mit einigem Gebüsche bewachsen, ist der Aufenthalts-Ort eines Fakirs, den gläubige Menschen mit Lebensmitteln versehen. Wir sahen diesen heiligen Mann nicht, da es schon dunkelte, als wir vorüberfuhren. Mehr bedauerten wir, daß wir den botanischen Garten zu Bogulpore, welcher der schönste in Indien sein soll, nicht besuchen konnten; da aber zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/161
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/161>, abgerufen am 03.05.2024.