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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Auch ich erhielt eine Einladung, die ich des Putzes wegen nicht annehmen wollte. Man ließ diese Entschuldigung aber nicht gelten, und so kam ich mit Lady Cameron im schlichten, farbigen Musselinkleide in eine Gesellschaft, in der alle Damen in Atlas und Sammt gekleidet, mit Spitzen und Schmuck überladen waren. Doch schämte sich niemand meiner; im Gegentheile alle sprachen mit mir und erwiesen mir jede mögliche Ehre.

Eine höchst interessante Spazierfahrt für den Fremden ist die am "Strand", auch "Maytown" genannt. Diese Straße wird auf einer Seite von den Ufern des Hugly, auf der andern von schönen Wiesenplätzen begrenzt, an deren entgegengesetztem Ende die großartige Straße Chaudrini liegt. In dieser reihen sich Paläste an Paläste; sie wird als der schönste Theil Calcuttas betrachtet. Außerdem hat man die Ansicht des Palastes des Gouverneurs, der Cathedrale, des Ochterlony Monumentes, der schönen Wasserbehälter auf den Wiesenplätzen, des Fort William, das ein prachtvolles Fünfeck bildet und bedeutende Außenwerke hat, u. s. w.

Alle Abende vor Sonnenuntergang strömt die schöne Welt Calcutta's hieher. Der geldstolze Europäer, der aufgeblasene Baboo (Nabob), der entthronte Raja fahren in schönen europäischen Wagen *), gefolgt von vielen Dienern in orientalischer Tracht, die theils hinter dem Wagen stehen, theils neben demselben laufen. Die Raja's und Baboo's sind in Gold gestickte Seidenkleider gehüllt,

*) Der Zudrang war oft so stark, daß fünf Reihen von Wagen neben einander auf und abfuhren.

Auch ich erhielt eine Einladung, die ich des Putzes wegen nicht annehmen wollte. Man ließ diese Entschuldigung aber nicht gelten, und so kam ich mit Lady Cameron im schlichten, farbigen Musselinkleide in eine Gesellschaft, in der alle Damen in Atlas und Sammt gekleidet, mit Spitzen und Schmuck überladen waren. Doch schämte sich niemand meiner; im Gegentheile alle sprachen mit mir und erwiesen mir jede mögliche Ehre.

Eine höchst interessante Spazierfahrt für den Fremden ist die am „Strand“, auch „Maytown“ genannt. Diese Straße wird auf einer Seite von den Ufern des Hugly, auf der andern von schönen Wiesenplätzen begrenzt, an deren entgegengesetztem Ende die großartige Straße Chaudrini liegt. In dieser reihen sich Paläste an Paläste; sie wird als der schönste Theil Calcuttas betrachtet. Außerdem hat man die Ansicht des Palastes des Gouverneurs, der Cathedrale, des Ochterlony Monumentes, der schönen Wasserbehälter auf den Wiesenplätzen, des Fort William, das ein prachtvolles Fünfeck bildet und bedeutende Außenwerke hat, u. s. w.

Alle Abende vor Sonnenuntergang strömt die schöne Welt Calcutta’s hieher. Der geldstolze Europäer, der aufgeblasene Baboo (Nabob), der entthronte Raja fahren in schönen europäischen Wagen *), gefolgt von vielen Dienern in orientalischer Tracht, die theils hinter dem Wagen stehen, theils neben demselben laufen. Die Raja’s und Baboo’s sind in Gold gestickte Seidenkleider gehüllt,

*) Der Zudrang war oft so stark, daß fünf Reihen von Wagen neben einander auf und abfuhren.
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Auch ich erhielt eine Einladung, die ich des Putzes wegen nicht annehmen wollte. Man ließ diese Entschuldigung aber nicht gelten, und so kam ich mit Lady Cameron im schlichten, farbigen Musselinkleide in eine Gesellschaft, in der alle Damen in Atlas und Sammt gekleidet, mit Spitzen und Schmuck überladen waren. Doch schämte sich niemand meiner; im Gegentheile alle sprachen mit mir und erwiesen mir jede mögliche Ehre.</p>
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[132/0139] Auch ich erhielt eine Einladung, die ich des Putzes wegen nicht annehmen wollte. Man ließ diese Entschuldigung aber nicht gelten, und so kam ich mit Lady Cameron im schlichten, farbigen Musselinkleide in eine Gesellschaft, in der alle Damen in Atlas und Sammt gekleidet, mit Spitzen und Schmuck überladen waren. Doch schämte sich niemand meiner; im Gegentheile alle sprachen mit mir und erwiesen mir jede mögliche Ehre. Eine höchst interessante Spazierfahrt für den Fremden ist die am „Strand“, auch „Maytown“ genannt. Diese Straße wird auf einer Seite von den Ufern des Hugly, auf der andern von schönen Wiesenplätzen begrenzt, an deren entgegengesetztem Ende die großartige Straße Chaudrini liegt. In dieser reihen sich Paläste an Paläste; sie wird als der schönste Theil Calcuttas betrachtet. Außerdem hat man die Ansicht des Palastes des Gouverneurs, der Cathedrale, des Ochterlony Monumentes, der schönen Wasserbehälter auf den Wiesenplätzen, des Fort William, das ein prachtvolles Fünfeck bildet und bedeutende Außenwerke hat, u. s. w. Alle Abende vor Sonnenuntergang strömt die schöne Welt Calcutta’s hieher. Der geldstolze Europäer, der aufgeblasene Baboo (Nabob), der entthronte Raja fahren in schönen europäischen Wagen *), gefolgt von vielen Dienern in orientalischer Tracht, die theils hinter dem Wagen stehen, theils neben demselben laufen. Die Raja’s und Baboo’s sind in Gold gestickte Seidenkleider gehüllt, *) Der Zudrang war oft so stark, daß fünf Reihen von Wagen neben einander auf und abfuhren.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/139>, abgerufen am 28.11.2024.