Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.waren. Ein langes Stück Holz diente als Ruder. Die Wogen schlugen so hoch darüber, daß man jeden Augenblick dachte, Boot und Menschen seien verloren. Die guten Leute gingen beinahe im Naturzustande, nur für ihre Köpfe trugen sie Sorge: die waren mit den verschiedenartigsten Gegenständen, mit Lappen, Turbanen, Tuch- oder Strohkäppchen, oder sehr hohen, ganz spitzen Strohmützen bedeckt. Die Wohlhabenderen (die Bootführer, welche die Post und die Reisenden brachten) waren mitunter recht geschmackvoll gekleidet: sie hatten niedliche Jäckchen an und lange, große Tücher um den Körper geschlagen; Jäckchen und Tücher waren von weißem Zeuge und mit blauen Streifen eingefaßt. Auf dem Kopfe trugen sie fest anschließende weiße Hauben, von welchen ein Lappen bis an die Schulter reichte. Auch die Haube war mit blauen Streifen besetzt. Die Farbe der Eingebornen war sehr dunkel bronze oder kaffeebraun. Spät Abends kam noch eine Eingeborne mit zwei Kindern an Bord; sie hatte für den zweiten Platz bezahlt, und man wies ihr eine kleine, finstere Cabine unweit des ersten Platzes an. Ihr jüngeres Kind war unglücklicherweise mit einem starken Husten belästiget, wodurch eine reiche, vornehme Engländerin, die ebenfalls einen Jungen bei sich hatte, im Schlafe gestört wurde. Die Dame mochte bei der übertriebenen Zärtlichkeit, die sie für ihr Söhnchen hegte, noch überdieß meinen, daß der Husten ansteckend sein könnte. Ihr erstes Geschäft am folgenden Morgen war daher, den Kommandanten zu bitten, die Mutter sammt den Kindern auf's Deck zu weisen, was der hochherzige, waren. Ein langes Stück Holz diente als Ruder. Die Wogen schlugen so hoch darüber, daß man jeden Augenblick dachte, Boot und Menschen seien verloren. Die guten Leute gingen beinahe im Naturzustande, nur für ihre Köpfe trugen sie Sorge: die waren mit den verschiedenartigsten Gegenständen, mit Lappen, Turbanen, Tuch- oder Strohkäppchen, oder sehr hohen, ganz spitzen Strohmützen bedeckt. Die Wohlhabenderen (die Bootführer, welche die Post und die Reisenden brachten) waren mitunter recht geschmackvoll gekleidet: sie hatten niedliche Jäckchen an und lange, große Tücher um den Körper geschlagen; Jäckchen und Tücher waren von weißem Zeuge und mit blauen Streifen eingefaßt. Auf dem Kopfe trugen sie fest anschließende weiße Hauben, von welchen ein Lappen bis an die Schulter reichte. Auch die Haube war mit blauen Streifen besetzt. Die Farbe der Eingebornen war sehr dunkel bronze oder kaffeebraun. Spät Abends kam noch eine Eingeborne mit zwei Kindern an Bord; sie hatte für den zweiten Platz bezahlt, und man wies ihr eine kleine, finstere Cabine unweit des ersten Platzes an. Ihr jüngeres Kind war unglücklicherweise mit einem starken Husten belästiget, wodurch eine reiche, vornehme Engländerin, die ebenfalls einen Jungen bei sich hatte, im Schlafe gestört wurde. Die Dame mochte bei der übertriebenen Zärtlichkeit, die sie für ihr Söhnchen hegte, noch überdieß meinen, daß der Husten ansteckend sein könnte. Ihr erstes Geschäft am folgenden Morgen war daher, den Kommandanten zu bitten, die Mutter sammt den Kindern auf’s Deck zu weisen, was der hochherzige, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="114"/> waren. Ein langes Stück Holz diente als Ruder. Die Wogen schlugen so hoch darüber, daß man jeden Augenblick dachte, Boot und Menschen seien verloren.</p> <p>Die guten Leute gingen beinahe im Naturzustande, nur für ihre Köpfe trugen sie Sorge: die waren mit den verschiedenartigsten Gegenständen, mit Lappen, Turbanen, Tuch- oder Strohkäppchen, oder sehr hohen, ganz spitzen Strohmützen bedeckt. Die Wohlhabenderen (die Bootführer, welche die Post und die Reisenden brachten) waren mitunter recht geschmackvoll gekleidet: sie hatten niedliche Jäckchen an und lange, große Tücher um den Körper geschlagen; Jäckchen und Tücher waren von weißem Zeuge und mit blauen Streifen eingefaßt. Auf dem Kopfe trugen sie fest anschließende weiße Hauben, von welchen ein Lappen bis an die Schulter reichte. Auch die Haube war mit blauen Streifen besetzt.</p> <p>Die Farbe der Eingebornen war sehr dunkel bronze oder kaffeebraun.</p> <p>Spät Abends kam noch eine Eingeborne mit zwei Kindern an Bord; sie hatte für den zweiten Platz bezahlt, und man wies ihr eine kleine, finstere Cabine unweit des ersten Platzes an. Ihr jüngeres Kind war unglücklicherweise mit einem starken Husten belästiget, wodurch eine reiche, vornehme Engländerin, die ebenfalls einen Jungen bei sich hatte, im Schlafe gestört wurde. Die Dame mochte bei der übertriebenen Zärtlichkeit, die sie für ihr Söhnchen hegte, noch überdieß meinen, daß der Husten ansteckend sein könnte. Ihr erstes Geschäft am folgenden Morgen war daher, den Kommandanten zu bitten, die Mutter sammt den Kindern auf’s Deck zu weisen, was der hochherzige, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0121]
waren. Ein langes Stück Holz diente als Ruder. Die Wogen schlugen so hoch darüber, daß man jeden Augenblick dachte, Boot und Menschen seien verloren.
Die guten Leute gingen beinahe im Naturzustande, nur für ihre Köpfe trugen sie Sorge: die waren mit den verschiedenartigsten Gegenständen, mit Lappen, Turbanen, Tuch- oder Strohkäppchen, oder sehr hohen, ganz spitzen Strohmützen bedeckt. Die Wohlhabenderen (die Bootführer, welche die Post und die Reisenden brachten) waren mitunter recht geschmackvoll gekleidet: sie hatten niedliche Jäckchen an und lange, große Tücher um den Körper geschlagen; Jäckchen und Tücher waren von weißem Zeuge und mit blauen Streifen eingefaßt. Auf dem Kopfe trugen sie fest anschließende weiße Hauben, von welchen ein Lappen bis an die Schulter reichte. Auch die Haube war mit blauen Streifen besetzt.
Die Farbe der Eingebornen war sehr dunkel bronze oder kaffeebraun.
Spät Abends kam noch eine Eingeborne mit zwei Kindern an Bord; sie hatte für den zweiten Platz bezahlt, und man wies ihr eine kleine, finstere Cabine unweit des ersten Platzes an. Ihr jüngeres Kind war unglücklicherweise mit einem starken Husten belästiget, wodurch eine reiche, vornehme Engländerin, die ebenfalls einen Jungen bei sich hatte, im Schlafe gestört wurde. Die Dame mochte bei der übertriebenen Zärtlichkeit, die sie für ihr Söhnchen hegte, noch überdieß meinen, daß der Husten ansteckend sein könnte. Ihr erstes Geschäft am folgenden Morgen war daher, den Kommandanten zu bitten, die Mutter sammt den Kindern auf’s Deck zu weisen, was der hochherzige,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/121>, abgerufen am 16.02.2025. |