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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Palmen oder Laubbäumen, den Hintergrund theils hohe Gebirge in sammtgrünem Festkleide, theils wildromantische Fels-Kolosse in düster-grauer Nacktheit.

Ich sah viele der höchsten Berge Ceylon's, Riesen von 8000 Fuß Höhe, leider aber nicht den berühmtesten, den Adamspic. Dieser Berg, 6500 Fuß hoch, soll auf der letzten Spitze so steil sein, daß man, um das Ersteigen möglich zu machen, kleine Stufen in den Fels gehauen und eine eiserne Kette gezogen hat. Die Mühe des kühnen Kletterers wird aber reichlich belohnt. Oben auf der Platte ist die zarte Spur eines fünf Fuß langen Füßchens abgedrückt. Die Muhamedaner legen dies übernatürliche Zeichen unserm kräftigen Stammvater Adam bei, die Buddhisten ihrem großzahnigen Gotte Buddha. Von beiden Völkern wallen jährlich viele Tausende hin, ihre Andacht darzubringen.

Zu Kandy ist noch der Palast des ehemaligen Königs oder Kaisers von Ceylon zu sehen -- ein schönes gemauertes Gebäude, das aber wenig eigenthümliches hat; ich würde es für ein von Europäern aufgeführtes Werk gehalten haben. Es besteht aus einem etwas erhöhten Erdgeschosse mit großen Fensteren und schönen Vorhallen, die auf Säulen ruhen. Das einzige merkwürdige ist im Innern ein großer Saal, dessen Wände mit einigen grob und steif ausgearbeiteten Reliefs, Thiere darstellend, ausgeschmückt sind. Seit der eingeborne Monarch von Ceylon durch die nimmersatten Engländer in Ruhestand versetzt wurde, bewohnt der englische Resident oder Gouverneur diesen Palast.

Wäre ich vierzehn Tage früher nach Kandy gekommen,

Palmen oder Laubbäumen, den Hintergrund theils hohe Gebirge in sammtgrünem Festkleide, theils wildromantische Fels-Kolosse in düster-grauer Nacktheit.

Ich sah viele der höchsten Berge Ceylon’s, Riesen von 8000 Fuß Höhe, leider aber nicht den berühmtesten, den Adamspic. Dieser Berg, 6500 Fuß hoch, soll auf der letzten Spitze so steil sein, daß man, um das Ersteigen möglich zu machen, kleine Stufen in den Fels gehauen und eine eiserne Kette gezogen hat. Die Mühe des kühnen Kletterers wird aber reichlich belohnt. Oben auf der Platte ist die zarte Spur eines fünf Fuß langen Füßchens abgedrückt. Die Muhamedaner legen dies übernatürliche Zeichen unserm kräftigen Stammvater Adam bei, die Buddhisten ihrem großzahnigen Gotte Buddha. Von beiden Völkern wallen jährlich viele Tausende hin, ihre Andacht darzubringen.

Zu Kandy ist noch der Palast des ehemaligen Königs oder Kaisers von Ceylon zu sehen — ein schönes gemauertes Gebäude, das aber wenig eigenthümliches hat; ich würde es für ein von Europäern aufgeführtes Werk gehalten haben. Es besteht aus einem etwas erhöhten Erdgeschosse mit großen Fensteren und schönen Vorhallen, die auf Säulen ruhen. Das einzige merkwürdige ist im Innern ein großer Saal, dessen Wände mit einigen grob und steif ausgearbeiteten Reliefs, Thiere darstellend, ausgeschmückt sind. Seit der eingeborne Monarch von Ceylon durch die nimmersatten Engländer in Ruhestand versetzt wurde, bewohnt der englische Resident oder Gouverneur diesen Palast.

Wäre ich vierzehn Tage früher nach Kandy gekommen,

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[106/0113] Palmen oder Laubbäumen, den Hintergrund theils hohe Gebirge in sammtgrünem Festkleide, theils wildromantische Fels-Kolosse in düster-grauer Nacktheit. Ich sah viele der höchsten Berge Ceylon’s, Riesen von 8000 Fuß Höhe, leider aber nicht den berühmtesten, den Adamspic. Dieser Berg, 6500 Fuß hoch, soll auf der letzten Spitze so steil sein, daß man, um das Ersteigen möglich zu machen, kleine Stufen in den Fels gehauen und eine eiserne Kette gezogen hat. Die Mühe des kühnen Kletterers wird aber reichlich belohnt. Oben auf der Platte ist die zarte Spur eines fünf Fuß langen Füßchens abgedrückt. Die Muhamedaner legen dies übernatürliche Zeichen unserm kräftigen Stammvater Adam bei, die Buddhisten ihrem großzahnigen Gotte Buddha. Von beiden Völkern wallen jährlich viele Tausende hin, ihre Andacht darzubringen. Zu Kandy ist noch der Palast des ehemaligen Königs oder Kaisers von Ceylon zu sehen — ein schönes gemauertes Gebäude, das aber wenig eigenthümliches hat; ich würde es für ein von Europäern aufgeführtes Werk gehalten haben. Es besteht aus einem etwas erhöhten Erdgeschosse mit großen Fensteren und schönen Vorhallen, die auf Säulen ruhen. Das einzige merkwürdige ist im Innern ein großer Saal, dessen Wände mit einigen grob und steif ausgearbeiteten Reliefs, Thiere darstellend, ausgeschmückt sind. Seit der eingeborne Monarch von Ceylon durch die nimmersatten Engländer in Ruhestand versetzt wurde, bewohnt der englische Resident oder Gouverneur diesen Palast. Wäre ich vierzehn Tage früher nach Kandy gekommen,

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/113>, abgerufen am 28.04.2024.