Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.dessen Anführer dem wachthabenden Manne ein Billet übergab, mit dem Bedeuten, daß es vom Kapitän komme. Während der Matrose damit an die Laterne trat, um es zu lesen, versetzte ihm der Pirat einen Schlag auf den Kopf, daß er lautlos zu Boden stürzte. Die auf dem Schampan verborgene Mannschaft erkletterte schnell von allen Seiten das Schiff und ward mit Leichtigkeit Meister der schlafenden Matrosen. Am 10. Juli Morgens, nach ruhig vergangener Nacht, gingen wir in Begleitung eines Lootsen nach Hong-Kong in See. Die Entfernung beträgt sechzig Seemeilen und die Fahrt ist abwechselnd und unterhaltend, da man fortwährend an Buchten, Scheeren und Inselgruppen vorübersegelt. Die Engländer erhielten die Insel Hong-kong von den Chinesen nach dem Kriege im Jahre 1842 und gründeten darauf die Hafenstadt Victoria, die nun schon viele palastähnliche, von Quadersteinen aufgeführte Gebäude zählt. Die Europäer, deren Zahl sich nur auf einige Hundert beläuft, sind hier aber nicht sehr zufrieden, da der Handel nicht halb so gut geht, als man anfangs vermuthete. Die Kaufleute bekommen von der englischen Regierung unentgeldlich Bauplätze, mit der Bedingung, Häuser darauf zu bauen. Viele führten, wie bereits bemerkt, großartige Bauten auf, die sie nun um den halben Preis verkaufen würden, ja manche gäben gerne den Grund sammt den Fundamenten zurück, ohne den geringsten Ersatz dafür zu begehren. Ich gedachte, nur einige Tage in Victoria zu verweilen, dessen Anführer dem wachthabenden Manne ein Billet übergab, mit dem Bedeuten, daß es vom Kapitän komme. Während der Matrose damit an die Laterne trat, um es zu lesen, versetzte ihm der Pirat einen Schlag auf den Kopf, daß er lautlos zu Boden stürzte. Die auf dem Schampan verborgene Mannschaft erkletterte schnell von allen Seiten das Schiff und ward mit Leichtigkeit Meister der schlafenden Matrosen. Am 10. Juli Morgens, nach ruhig vergangener Nacht, gingen wir in Begleitung eines Lootsen nach Hong-Kong in See. Die Entfernung beträgt sechzig Seemeilen und die Fahrt ist abwechselnd und unterhaltend, da man fortwährend an Buchten, Scheeren und Inselgruppen vorübersegelt. Die Engländer erhielten die Insel Hong-kong von den Chinesen nach dem Kriege im Jahre 1842 und gründeten darauf die Hafenstadt Victoria, die nun schon viele palastähnliche, von Quadersteinen aufgeführte Gebäude zählt. Die Europäer, deren Zahl sich nur auf einige Hundert beläuft, sind hier aber nicht sehr zufrieden, da der Handel nicht halb so gut geht, als man anfangs vermuthete. Die Kaufleute bekommen von der englischen Regierung unentgeldlich Bauplätze, mit der Bedingung, Häuser darauf zu bauen. Viele führten, wie bereits bemerkt, großartige Bauten auf, die sie nun um den halben Preis verkaufen würden, ja manche gäben gerne den Grund sammt den Fundamenten zurück, ohne den geringsten Ersatz dafür zu begehren. Ich gedachte, nur einige Tage in Victoria zu verweilen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="4"/> dessen Anführer dem wachthabenden Manne ein Billet übergab, mit dem Bedeuten, daß es vom Kapitän komme. Während der Matrose damit an die Laterne trat, um es zu lesen, versetzte ihm der Pirat einen Schlag auf den Kopf, daß er lautlos zu Boden stürzte. Die auf dem Schampan verborgene Mannschaft erkletterte schnell von allen Seiten das Schiff und ward mit Leichtigkeit Meister der schlafenden Matrosen.</p> <p>Am 10. Juli Morgens, nach ruhig vergangener Nacht, gingen wir in Begleitung eines Lootsen nach Hong-Kong in See. Die Entfernung beträgt sechzig Seemeilen und die Fahrt ist abwechselnd und unterhaltend, da man fortwährend an Buchten, Scheeren und Inselgruppen vorübersegelt.</p> <p>Die Engländer erhielten die Insel Hong-kong von den Chinesen nach dem Kriege im Jahre 1842 und gründeten darauf die Hafenstadt Victoria, die nun schon viele palastähnliche, von Quadersteinen aufgeführte Gebäude zählt.</p> <p>Die Europäer, deren Zahl sich nur auf einige Hundert beläuft, sind hier aber nicht sehr zufrieden, da der Handel nicht halb so gut geht, als man anfangs vermuthete. Die Kaufleute bekommen von der englischen Regierung unentgeldlich Bauplätze, mit der Bedingung, Häuser darauf zu bauen. Viele führten, wie bereits bemerkt, großartige Bauten auf, die sie nun um den halben Preis verkaufen würden, ja manche gäben gerne den Grund sammt den Fundamenten zurück, ohne den geringsten Ersatz dafür zu begehren.</p> <p>Ich gedachte, nur einige Tage in Victoria zu verweilen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0011]
dessen Anführer dem wachthabenden Manne ein Billet übergab, mit dem Bedeuten, daß es vom Kapitän komme. Während der Matrose damit an die Laterne trat, um es zu lesen, versetzte ihm der Pirat einen Schlag auf den Kopf, daß er lautlos zu Boden stürzte. Die auf dem Schampan verborgene Mannschaft erkletterte schnell von allen Seiten das Schiff und ward mit Leichtigkeit Meister der schlafenden Matrosen.
Am 10. Juli Morgens, nach ruhig vergangener Nacht, gingen wir in Begleitung eines Lootsen nach Hong-Kong in See. Die Entfernung beträgt sechzig Seemeilen und die Fahrt ist abwechselnd und unterhaltend, da man fortwährend an Buchten, Scheeren und Inselgruppen vorübersegelt.
Die Engländer erhielten die Insel Hong-kong von den Chinesen nach dem Kriege im Jahre 1842 und gründeten darauf die Hafenstadt Victoria, die nun schon viele palastähnliche, von Quadersteinen aufgeführte Gebäude zählt.
Die Europäer, deren Zahl sich nur auf einige Hundert beläuft, sind hier aber nicht sehr zufrieden, da der Handel nicht halb so gut geht, als man anfangs vermuthete. Die Kaufleute bekommen von der englischen Regierung unentgeldlich Bauplätze, mit der Bedingung, Häuser darauf zu bauen. Viele führten, wie bereits bemerkt, großartige Bauten auf, die sie nun um den halben Preis verkaufen würden, ja manche gäben gerne den Grund sammt den Fundamenten zurück, ohne den geringsten Ersatz dafür zu begehren.
Ich gedachte, nur einige Tage in Victoria zu verweilen,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/11>, abgerufen am 16.07.2024. |