Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.sich zu streifen. Auf mein Befragen erfuhr ich, daß die Eingebornen es angenehmer finden, vor als in den Häusern zu schlafen. Eine lange Schiffbrücke führt über den bedeutenden Fluß Calanyganga, und der Weg wendet sich nun immer mehr von dem Meere ab; auch die Landschaft ändert sich bald. Schöne Reispflanzungen erstrecken sich über große Ebenen, deren saftiges Grün mich an unsere Waizensaaten erinnerte, wenn sie im Frühlinge hervortreten. Die Waldpartien bestehen aus Laubholz, und die Palmen werden seltener; nur hie und da stehlen sie sich in die fremden Waldungen, aus welchen sie gleich Riesen emporragen und alles überschatten. Nichts war schöner, als wenn die zarten Schlinggewächse sich auch an die Palmen wagten, den langen Stamm umrankten und bis an die hohe Blätterkrone reichten. Nachdem wir bei sechzehn englische Meilen zurückgelegt hatten, fingen die Anhöhen und Hügel an, und bald umgaben uns die Gebirge von allen Seiten. Am Fuße jedes Berges standen Vorspannpferde bereit die uns eilig über Berg und Höhe brachten. Auch diese 72 Meilen, obwohl wir bis Kandy bei 2000 Fuß emporstiegen, wurden in eilf Stunden gemacht. Je näher wir dem Gebiete Kandy's kamen, desto vielfältiger und abwechselnder wurden die Gebirgsscenerien. Bald war man enge von ihnen umschlossen, bald thürmten sich Berge auf Berge, und eine Kuppe suchte die andere an Höhe und Schönheit der Form zu überbieten. Bis zur Höhe von einigen tausend Fuß waren sie üppig bewachsen, dann kämpfte sich aber meistens das Felsengebiet sich zu streifen. Auf mein Befragen erfuhr ich, daß die Eingebornen es angenehmer finden, vor als in den Häusern zu schlafen. Eine lange Schiffbrücke führt über den bedeutenden Fluß Calanyganga, und der Weg wendet sich nun immer mehr von dem Meere ab; auch die Landschaft ändert sich bald. Schöne Reispflanzungen erstrecken sich über große Ebenen, deren saftiges Grün mich an unsere Waizensaaten erinnerte, wenn sie im Frühlinge hervortreten. Die Waldpartien bestehen aus Laubholz, und die Palmen werden seltener; nur hie und da stehlen sie sich in die fremden Waldungen, aus welchen sie gleich Riesen emporragen und alles überschatten. Nichts war schöner, als wenn die zarten Schlinggewächse sich auch an die Palmen wagten, den langen Stamm umrankten und bis an die hohe Blätterkrone reichten. Nachdem wir bei sechzehn englische Meilen zurückgelegt hatten, fingen die Anhöhen und Hügel an, und bald umgaben uns die Gebirge von allen Seiten. Am Fuße jedes Berges standen Vorspannpferde bereit die uns eilig über Berg und Höhe brachten. Auch diese 72 Meilen, obwohl wir bis Kandy bei 2000 Fuß emporstiegen, wurden in eilf Stunden gemacht. Je näher wir dem Gebiete Kandy’s kamen, desto vielfältiger und abwechselnder wurden die Gebirgsscenerien. Bald war man enge von ihnen umschlossen, bald thürmten sich Berge auf Berge, und eine Kuppe suchte die andere an Höhe und Schönheit der Form zu überbieten. Bis zur Höhe von einigen tausend Fuß waren sie üppig bewachsen, dann kämpfte sich aber meistens das Felsengebiet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0105" n="98"/> sich zu streifen. Auf mein Befragen erfuhr ich, daß die Eingebornen es angenehmer finden, vor als in den Häusern zu schlafen.</p> <p>Eine lange Schiffbrücke führt über den bedeutenden Fluß Calanyganga, und der Weg wendet sich nun immer mehr von dem Meere ab; auch die Landschaft ändert sich bald. Schöne Reispflanzungen erstrecken sich über große Ebenen, deren saftiges Grün mich an unsere Waizensaaten erinnerte, wenn sie im Frühlinge hervortreten. Die Waldpartien bestehen aus Laubholz, und die Palmen werden seltener; nur hie und da stehlen sie sich in die fremden Waldungen, aus welchen sie gleich Riesen emporragen und alles überschatten. Nichts war schöner, als wenn die zarten Schlinggewächse sich auch an die Palmen wagten, den langen Stamm umrankten und bis an die hohe Blätterkrone reichten.</p> <p>Nachdem wir bei sechzehn englische Meilen zurückgelegt hatten, fingen die Anhöhen und Hügel an, und bald umgaben uns die Gebirge von allen Seiten. Am Fuße jedes Berges standen Vorspannpferde bereit die uns eilig über Berg und Höhe brachten. Auch diese 72 Meilen, obwohl wir bis Kandy bei 2000 Fuß emporstiegen, wurden in eilf Stunden gemacht.</p> <p>Je näher wir dem Gebiete Kandy’s kamen, desto vielfältiger und abwechselnder wurden die Gebirgsscenerien. Bald war man enge von ihnen umschlossen, bald thürmten sich Berge auf Berge, und eine Kuppe suchte die andere an Höhe und Schönheit der Form zu überbieten. Bis zur Höhe von einigen tausend Fuß waren sie üppig bewachsen, dann kämpfte sich aber meistens das Felsengebiet </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0105]
sich zu streifen. Auf mein Befragen erfuhr ich, daß die Eingebornen es angenehmer finden, vor als in den Häusern zu schlafen.
Eine lange Schiffbrücke führt über den bedeutenden Fluß Calanyganga, und der Weg wendet sich nun immer mehr von dem Meere ab; auch die Landschaft ändert sich bald. Schöne Reispflanzungen erstrecken sich über große Ebenen, deren saftiges Grün mich an unsere Waizensaaten erinnerte, wenn sie im Frühlinge hervortreten. Die Waldpartien bestehen aus Laubholz, und die Palmen werden seltener; nur hie und da stehlen sie sich in die fremden Waldungen, aus welchen sie gleich Riesen emporragen und alles überschatten. Nichts war schöner, als wenn die zarten Schlinggewächse sich auch an die Palmen wagten, den langen Stamm umrankten und bis an die hohe Blätterkrone reichten.
Nachdem wir bei sechzehn englische Meilen zurückgelegt hatten, fingen die Anhöhen und Hügel an, und bald umgaben uns die Gebirge von allen Seiten. Am Fuße jedes Berges standen Vorspannpferde bereit die uns eilig über Berg und Höhe brachten. Auch diese 72 Meilen, obwohl wir bis Kandy bei 2000 Fuß emporstiegen, wurden in eilf Stunden gemacht.
Je näher wir dem Gebiete Kandy’s kamen, desto vielfältiger und abwechselnder wurden die Gebirgsscenerien. Bald war man enge von ihnen umschlossen, bald thürmten sich Berge auf Berge, und eine Kuppe suchte die andere an Höhe und Schönheit der Form zu überbieten. Bis zur Höhe von einigen tausend Fuß waren sie üppig bewachsen, dann kämpfte sich aber meistens das Felsengebiet
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/105>, abgerufen am 16.02.2025. |