Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Landhäuser und Ortschaften, die Meeresbuchten und die offene See. Ungern verließen wir diesen schönen Standpunkt; allein, nicht bekannt mit den Entfernungen, die wir noch zurück zu legen hatten, um unter ein wirthliches Dach zu kommen, waren wir zur Eile gezwungen. Auch begegnet man auf diesen einsamen Wegen nur Negern, mit welchen ein nächtliches Zusammentreffen gerade nicht sehr wünschenswerth ist. Wir stiegen daher in das Thal hinab und entschlossen uns, in dem erst' besten Gasthofe über Nacht zu bleiben. Glücklicher als man gewöhnlich in solchen Fällen ist, fanden wir nicht nur ein ganz gutes Hotel mit reinlichen Zimmern und guten Möbeln, sondern auch eine Gesellschaft, die uns köstlich unterhielt. Es war dieß eine Mulatten-Familie, die meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die Frau, eine ziemlich beleibte Schönheit von einigen dreißig Jahren, war geputzt wie es bei uns nur eine Dame von sehr verdorbenem Geschmacke sein kann, -- all' ihre Kostbarkeiten trug sie an sich. Wo sich von Juwelen und Gold nur immer etwas anbringen ließ, war es auch geschehen. Ein Kleid von schwerem Seidenstoff und ein ächter Shawl umhüllten den dunkelbraunen Körper, und ein weißseidenes Hütchen, klein und niedlich, saß höchst komisch auf dem plumpen Kopfe. Der Gemal und fünf Kinder standen der Ehefrau und respektive Mutter würdig zur Seite, -- ja der Putz erstreckte sich sogar auf die Kinderwärterin, eine noch ganz unverfälschte Negergestalt, die ebenfalls mit Schmuck überladen war. Auf einem Arme hatte sie fünf, auf dem andern sechs Armbänder Landhäuser und Ortschaften, die Meeresbuchten und die offene See. Ungern verließen wir diesen schönen Standpunkt; allein, nicht bekannt mit den Entfernungen, die wir noch zurück zu legen hatten, um unter ein wirthliches Dach zu kommen, waren wir zur Eile gezwungen. Auch begegnet man auf diesen einsamen Wegen nur Negern, mit welchen ein nächtliches Zusammentreffen gerade nicht sehr wünschenswerth ist. Wir stiegen daher in das Thal hinab und entschlossen uns, in dem erst’ besten Gasthofe über Nacht zu bleiben. Glücklicher als man gewöhnlich in solchen Fällen ist, fanden wir nicht nur ein ganz gutes Hotel mit reinlichen Zimmern und guten Möbeln, sondern auch eine Gesellschaft, die uns köstlich unterhielt. Es war dieß eine Mulatten-Familie, die meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die Frau, eine ziemlich beleibte Schönheit von einigen dreißig Jahren, war geputzt wie es bei uns nur eine Dame von sehr verdorbenem Geschmacke sein kann, — all’ ihre Kostbarkeiten trug sie an sich. Wo sich von Juwelen und Gold nur immer etwas anbringen ließ, war es auch geschehen. Ein Kleid von schwerem Seidenstoff und ein ächter Shawl umhüllten den dunkelbraunen Körper, und ein weißseidenes Hütchen, klein und niedlich, saß höchst komisch auf dem plumpen Kopfe. Der Gemal und fünf Kinder standen der Ehefrau und respektive Mutter würdig zur Seite, — ja der Putz erstreckte sich sogar auf die Kinderwärterin, eine noch ganz unverfälschte Negergestalt, die ebenfalls mit Schmuck überladen war. Auf einem Arme hatte sie fünf, auf dem andern sechs Armbänder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="61"/> Landhäuser und Ortschaften, die Meeresbuchten und die offene See.</p> <p> Ungern verließen wir diesen schönen Standpunkt; allein, nicht bekannt mit den Entfernungen, die wir noch zurück zu legen hatten, um unter ein wirthliches Dach zu kommen, waren wir zur Eile gezwungen. Auch begegnet man auf diesen einsamen Wegen nur Negern, mit welchen ein nächtliches Zusammentreffen gerade nicht sehr wünschenswerth ist. Wir stiegen daher in das Thal hinab und entschlossen uns, in dem erst’ besten Gasthofe über Nacht zu bleiben.</p> <p> Glücklicher als man gewöhnlich in solchen Fällen ist, fanden wir nicht nur ein ganz gutes Hotel mit reinlichen Zimmern und guten Möbeln, sondern auch eine Gesellschaft, die uns köstlich unterhielt. Es war dieß eine Mulatten-Familie, die meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die Frau, eine ziemlich beleibte Schönheit von einigen dreißig Jahren, war geputzt wie es bei uns nur eine Dame von sehr verdorbenem Geschmacke sein kann, — all’ ihre Kostbarkeiten trug sie an sich. Wo sich von Juwelen und Gold nur immer etwas anbringen ließ, war es auch geschehen. Ein Kleid von schwerem Seidenstoff und ein ächter Shawl umhüllten den dunkelbraunen Körper, und ein weißseidenes Hütchen, klein und niedlich, saß höchst komisch auf dem plumpen Kopfe. Der Gemal und fünf Kinder standen der Ehefrau und respektive Mutter würdig zur Seite, — ja der Putz erstreckte sich sogar auf die Kinderwärterin, eine noch ganz unverfälschte Negergestalt, die ebenfalls mit Schmuck überladen war. Auf einem Arme hatte sie fünf, auf dem andern sechs Armbänder </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0068]
Landhäuser und Ortschaften, die Meeresbuchten und die offene See.
Ungern verließen wir diesen schönen Standpunkt; allein, nicht bekannt mit den Entfernungen, die wir noch zurück zu legen hatten, um unter ein wirthliches Dach zu kommen, waren wir zur Eile gezwungen. Auch begegnet man auf diesen einsamen Wegen nur Negern, mit welchen ein nächtliches Zusammentreffen gerade nicht sehr wünschenswerth ist. Wir stiegen daher in das Thal hinab und entschlossen uns, in dem erst’ besten Gasthofe über Nacht zu bleiben.
Glücklicher als man gewöhnlich in solchen Fällen ist, fanden wir nicht nur ein ganz gutes Hotel mit reinlichen Zimmern und guten Möbeln, sondern auch eine Gesellschaft, die uns köstlich unterhielt. Es war dieß eine Mulatten-Familie, die meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die Frau, eine ziemlich beleibte Schönheit von einigen dreißig Jahren, war geputzt wie es bei uns nur eine Dame von sehr verdorbenem Geschmacke sein kann, — all’ ihre Kostbarkeiten trug sie an sich. Wo sich von Juwelen und Gold nur immer etwas anbringen ließ, war es auch geschehen. Ein Kleid von schwerem Seidenstoff und ein ächter Shawl umhüllten den dunkelbraunen Körper, und ein weißseidenes Hütchen, klein und niedlich, saß höchst komisch auf dem plumpen Kopfe. Der Gemal und fünf Kinder standen der Ehefrau und respektive Mutter würdig zur Seite, — ja der Putz erstreckte sich sogar auf die Kinderwärterin, eine noch ganz unverfälschte Negergestalt, die ebenfalls mit Schmuck überladen war. Auf einem Arme hatte sie fünf, auf dem andern sechs Armbänder
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/68>, abgerufen am 03.07.2024. |