Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Ueberlegenheit, dann könnten leicht die Weißen in jenen Zustand versetzt werden, in welchem sich bisher die unglücklichen Schwarzen befanden.

Aber ich versteige mich in Vermuthungen und Abhandlungen, die wohl gelehrten Männern zukommen, nicht aber mir, die ich die dazu nöthige Bildung durchaus nicht besitze; mein Zweck ist: nur einfach meine Anschauungen darzulegen.

Obwohl in Brasilien die Zahl der Sclaven sehr groß ist, so findet man doch nirgends einen Sclavenmarkt. Ihre Einfuhr ist öffentlich verboten, -- doch werden alljährlich viele Tausende eingeschmuggelt und verkauft auf ganz geheimen Wegen, die Jedermann kennt und Jedermann benützt. Englands Schiffe kreuzen wohl beständig an der afrikanischen und brasilianischen Küste; kommt ihnen aber auch ein Sclavenschiff in die Hände, so sind die armen Schwarzen, wie man mir sagte, eben so wenig frei, als wären sie nach Brasilien gekommen. Sie werden alsdann nach den englischen Kolonien gebracht, wo sie nach zehn Jahren frei sein sollten. Die Besitzer lassen aber während dieser Zeit die Meisten sterben, -- natürlich nur auf dem Papiere in ihren Ausweisen, und die armen Sclaven -- bleiben Sclaven. -- Doch wiederhole ich, daß mir dieß nur durch Erzählungen bekannt wurde.

Uebrigens ist das Loos der Sclaven nicht gar so schlecht, als viele Europäer glauben; sie werden in Brasilien im Durchschnitte ziemlich gut behandelt, man überhäuft sie nicht mit Arbeit, sie haben eine gute, kräftige Kost, und die Strafen sind weder gar so häufig noch

Ueberlegenheit, dann könnten leicht die Weißen in jenen Zustand versetzt werden, in welchem sich bisher die unglücklichen Schwarzen befanden.

Aber ich versteige mich in Vermuthungen und Abhandlungen, die wohl gelehrten Männern zukommen, nicht aber mir, die ich die dazu nöthige Bildung durchaus nicht besitze; mein Zweck ist: nur einfach meine Anschauungen darzulegen.

Obwohl in Brasilien die Zahl der Sclaven sehr groß ist, so findet man doch nirgends einen Sclavenmarkt. Ihre Einfuhr ist öffentlich verboten, — doch werden alljährlich viele Tausende eingeschmuggelt und verkauft auf ganz geheimen Wegen, die Jedermann kennt und Jedermann benützt. Englands Schiffe kreuzen wohl beständig an der afrikanischen und brasilianischen Küste; kommt ihnen aber auch ein Sclavenschiff in die Hände, so sind die armen Schwarzen, wie man mir sagte, eben so wenig frei, als wären sie nach Brasilien gekommen. Sie werden alsdann nach den englischen Kolonien gebracht, wo sie nach zehn Jahren frei sein sollten. Die Besitzer lassen aber während dieser Zeit die Meisten sterben, — natürlich nur auf dem Papiere in ihren Ausweisen, und die armen Sclaven — bleiben Sclaven. — Doch wiederhole ich, daß mir dieß nur durch Erzählungen bekannt wurde.

Uebrigens ist das Loos der Sclaven nicht gar so schlecht, als viele Europäer glauben; sie werden in Brasilien im Durchschnitte ziemlich gut behandelt, man überhäuft sie nicht mit Arbeit, sie haben eine gute, kräftige Kost, und die Strafen sind weder gar so häufig noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0043" n="36"/>
Ueberlegenheit, dann könnten leicht die Weißen in jenen Zustand versetzt werden, in welchem sich bisher die unglücklichen Schwarzen befanden.</p>
        <p>   Aber ich versteige mich in Vermuthungen und Abhandlungen, die wohl gelehrten Männern zukommen, nicht aber mir, die ich die dazu nöthige Bildung durchaus nicht besitze; mein Zweck ist: nur einfach meine Anschauungen darzulegen.</p>
        <p>   Obwohl in Brasilien die Zahl der Sclaven sehr groß ist, so findet man doch nirgends einen Sclavenmarkt. Ihre Einfuhr ist öffentlich verboten, &#x2014; doch werden alljährlich viele Tausende eingeschmuggelt und verkauft auf ganz geheimen Wegen, die Jedermann kennt und Jedermann benützt. Englands Schiffe kreuzen wohl beständig an der afrikanischen und brasilianischen Küste; kommt ihnen aber auch ein Sclavenschiff in die Hände, so sind die armen Schwarzen, wie man mir sagte, eben so wenig frei, als wären sie nach Brasilien gekommen. Sie werden alsdann nach den englischen Kolonien gebracht, wo sie nach zehn Jahren frei sein sollten. Die Besitzer lassen aber während dieser Zeit die Meisten sterben, &#x2014; natürlich nur auf dem Papiere in ihren Ausweisen, und die armen Sclaven &#x2014; bleiben Sclaven. &#x2014; Doch wiederhole ich, daß mir dieß nur durch Erzählungen bekannt wurde.</p>
        <p>   Uebrigens ist das Loos der Sclaven nicht gar so schlecht, als viele Europäer glauben; sie werden in Brasilien im Durchschnitte ziemlich gut behandelt, man überhäuft sie nicht mit Arbeit, sie haben eine gute, kräftige Kost, und die Strafen sind weder gar so häufig noch</p>
        <p>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0043] Ueberlegenheit, dann könnten leicht die Weißen in jenen Zustand versetzt werden, in welchem sich bisher die unglücklichen Schwarzen befanden. Aber ich versteige mich in Vermuthungen und Abhandlungen, die wohl gelehrten Männern zukommen, nicht aber mir, die ich die dazu nöthige Bildung durchaus nicht besitze; mein Zweck ist: nur einfach meine Anschauungen darzulegen. Obwohl in Brasilien die Zahl der Sclaven sehr groß ist, so findet man doch nirgends einen Sclavenmarkt. Ihre Einfuhr ist öffentlich verboten, — doch werden alljährlich viele Tausende eingeschmuggelt und verkauft auf ganz geheimen Wegen, die Jedermann kennt und Jedermann benützt. Englands Schiffe kreuzen wohl beständig an der afrikanischen und brasilianischen Küste; kommt ihnen aber auch ein Sclavenschiff in die Hände, so sind die armen Schwarzen, wie man mir sagte, eben so wenig frei, als wären sie nach Brasilien gekommen. Sie werden alsdann nach den englischen Kolonien gebracht, wo sie nach zehn Jahren frei sein sollten. Die Besitzer lassen aber während dieser Zeit die Meisten sterben, — natürlich nur auf dem Papiere in ihren Ausweisen, und die armen Sclaven — bleiben Sclaven. — Doch wiederhole ich, daß mir dieß nur durch Erzählungen bekannt wurde. Uebrigens ist das Loos der Sclaven nicht gar so schlecht, als viele Europäer glauben; sie werden in Brasilien im Durchschnitte ziemlich gut behandelt, man überhäuft sie nicht mit Arbeit, sie haben eine gute, kräftige Kost, und die Strafen sind weder gar so häufig noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/43
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/43>, abgerufen am 19.04.2024.