Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.gewachsen und getrocknet, geschrien und gelärmt, daß man froh ist, den Platz hinter sich zu bekommen. Die Kirchen bieten nichts Sehenswerthes, weder von Außen noch von Innen. Am meisten täuschen noch die Kirche und das Kloster St. Bento, und die Kirche Candelaria, die sich von der Ferne besonders gut machen. Der einzig wahrhaft schöne und großartige Bau ist die Wasserleitung, die an manchen Stellen wirklich einem ächt römischen Werke gleicht. Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, aber klein und unansehnlich; die meisten haben nur ein Erdgeschoß, oder ein Stockwerk, -- zwei Stockwerke sind eine etwas seltene Sache. Auch findet man hier nicht, wie in andern heißen Ländern, Terrassen und Veranden mit schönen Geländern und Blumen geziert. Geschmacklose und kleine Balkone hängen an den Wänden, und plumpe hölzerne Läden schließen die Fenster, um der Sonne jeden Blick in die Zimmer zu verwehren. Man sitzt beinahe in vollkommener Dunkelheit, was übrigens den brasilianischen Damen, die sich im Arbeiten oder Lesen gewiß nie übernehmen, höchst gleichgültig ist. Die Stadt bietet also an Plätzen, Straßen und Gebäuden dem Fremden durchaus nichts Anziehendes; wahrhaft abschreckend sind aber die Menschen, welchen man begegnet -- beinahe durchgehends nur Neger und Negerinnen mit den plattgedrückten, häßlichen Nasern, den wulstigen Lippen und kurz gekrausten Haaren. Dazu sind sie meist noch halb nackt, mit elenden Lumpen bedeckt, oder sie stecken in europäisch geformten, abgetragenen Kleidungsstücken ihrer Herren. Auf 4 -- 5 solche Schwarzen gewachsen und getrocknet, geschrien und gelärmt, daß man froh ist, den Platz hinter sich zu bekommen. Die Kirchen bieten nichts Sehenswerthes, weder von Außen noch von Innen. Am meisten täuschen noch die Kirche und das Kloster St. Bento, und die Kirche Candelaria, die sich von der Ferne besonders gut machen. Der einzig wahrhaft schöne und großartige Bau ist die Wasserleitung, die an manchen Stellen wirklich einem ächt römischen Werke gleicht. Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, aber klein und unansehnlich; die meisten haben nur ein Erdgeschoß, oder ein Stockwerk, — zwei Stockwerke sind eine etwas seltene Sache. Auch findet man hier nicht, wie in andern heißen Ländern, Terrassen und Veranden mit schönen Geländern und Blumen geziert. Geschmacklose und kleine Balkone hängen an den Wänden, und plumpe hölzerne Läden schließen die Fenster, um der Sonne jeden Blick in die Zimmer zu verwehren. Man sitzt beinahe in vollkommener Dunkelheit, was übrigens den brasilianischen Damen, die sich im Arbeiten oder Lesen gewiß nie übernehmen, höchst gleichgültig ist. Die Stadt bietet also an Plätzen, Straßen und Gebäuden dem Fremden durchaus nichts Anziehendes; wahrhaft abschreckend sind aber die Menschen, welchen man begegnet — beinahe durchgehends nur Neger und Negerinnen mit den plattgedrückten, häßlichen Nasern, den wulstigen Lippen und kurz gekrausten Haaren. Dazu sind sie meist noch halb nackt, mit elenden Lumpen bedeckt, oder sie stecken in europäisch geformten, abgetragenen Kleidungsstücken ihrer Herren. Auf 4 — 5 solche Schwarzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="32"/> gewachsen und getrocknet, geschrien und gelärmt, daß man froh ist, den Platz hinter sich zu bekommen.</p> <p> Die Kirchen bieten nichts Sehenswerthes, weder von Außen noch von Innen. Am meisten täuschen noch die Kirche und das Kloster St. Bento, und die Kirche Candelaria, die sich von der Ferne besonders gut machen.</p> <p> Der einzig wahrhaft schöne und großartige Bau ist die Wasserleitung, die an manchen Stellen wirklich einem ächt römischen Werke gleicht.</p> <p> Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, aber klein und unansehnlich; die meisten haben nur ein Erdgeschoß, oder ein Stockwerk, — zwei Stockwerke sind eine etwas seltene Sache. Auch findet man hier nicht, wie in andern heißen Ländern, Terrassen und Veranden mit schönen Geländern und Blumen geziert. Geschmacklose und kleine Balkone hängen an den Wänden, und plumpe hölzerne Läden schließen die Fenster, um der Sonne jeden Blick in die Zimmer zu verwehren. Man sitzt beinahe in vollkommener Dunkelheit, was übrigens den brasilianischen Damen, die sich im Arbeiten oder Lesen gewiß nie übernehmen, höchst gleichgültig ist.</p> <p> Die Stadt bietet also an Plätzen, Straßen und Gebäuden dem Fremden durchaus nichts Anziehendes; wahrhaft abschreckend sind aber die Menschen, welchen man begegnet — beinahe durchgehends nur Neger und Negerinnen mit den plattgedrückten, häßlichen Nasern, den wulstigen Lippen und kurz gekrausten Haaren. Dazu sind sie meist noch halb nackt, mit elenden Lumpen bedeckt, oder sie stecken in europäisch geformten, abgetragenen Kleidungsstücken ihrer Herren. Auf 4 — 5 solche Schwarzen </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0039]
gewachsen und getrocknet, geschrien und gelärmt, daß man froh ist, den Platz hinter sich zu bekommen.
Die Kirchen bieten nichts Sehenswerthes, weder von Außen noch von Innen. Am meisten täuschen noch die Kirche und das Kloster St. Bento, und die Kirche Candelaria, die sich von der Ferne besonders gut machen.
Der einzig wahrhaft schöne und großartige Bau ist die Wasserleitung, die an manchen Stellen wirklich einem ächt römischen Werke gleicht.
Die Häuser sind nach europäischer Art gebaut, aber klein und unansehnlich; die meisten haben nur ein Erdgeschoß, oder ein Stockwerk, — zwei Stockwerke sind eine etwas seltene Sache. Auch findet man hier nicht, wie in andern heißen Ländern, Terrassen und Veranden mit schönen Geländern und Blumen geziert. Geschmacklose und kleine Balkone hängen an den Wänden, und plumpe hölzerne Läden schließen die Fenster, um der Sonne jeden Blick in die Zimmer zu verwehren. Man sitzt beinahe in vollkommener Dunkelheit, was übrigens den brasilianischen Damen, die sich im Arbeiten oder Lesen gewiß nie übernehmen, höchst gleichgültig ist.
Die Stadt bietet also an Plätzen, Straßen und Gebäuden dem Fremden durchaus nichts Anziehendes; wahrhaft abschreckend sind aber die Menschen, welchen man begegnet — beinahe durchgehends nur Neger und Negerinnen mit den plattgedrückten, häßlichen Nasern, den wulstigen Lippen und kurz gekrausten Haaren. Dazu sind sie meist noch halb nackt, mit elenden Lumpen bedeckt, oder sie stecken in europäisch geformten, abgetragenen Kleidungsstücken ihrer Herren. Auf 4 — 5 solche Schwarzen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/39>, abgerufen am 22.07.2024. |